BAU 2023
Neuheiten wie Besucher waren zahlreich190.000 Besucher und 2.260 Aussteller – nach der Corona-Pause meldet sich die Weltleitmesse für die Bauwirtschaft mit sehr guten Teilnehmerzahlen zurück. Die Online-Plattform BAU Insights sollen täglich bis zu 40.000 Personen genutzt haben. Wir haben uns für Sie auf der Messe in München umgeschaut. In der Ausgabe vom Juni setzen wir die BAU-Berichterstattung fort.
Das weiße Seiten-Sektionaltor war auf dem Messestand von Novoferm zu sehen. Der Seitenantrieb NovoPort Speed wurde optimiert und öffnet das Tor neu mit einer Geschwindigkeit bis zu 29 cm/sek. Bislang ist das sich seitlich öffnende Tor vor allem im französischen Markt beliebt. Die in Deutschland noch weniger genutzte Bauweise bietet jedoch zwei Vorteile: Zum einen ersetzt das Tor eine Schlupftüre und zum anderen ist der Ein- und Ausgang für Personen energieeffizient, weil das Tor für Passanten nicht vollständig geöffnet werden muss.
Highlight am Stand war die NovoFire Steel T 30/RS für den Innenbereich. Die Profile der Stahlrohrrahmentüre sind 65 mm tief und 1,8 mm dick. Das Rauch- und Brandschutzsystem ist im Vorfeld daraufhin getestet worden, dass es um eine T60-Türe erweitert werden kann. Mit der Produktneuheit möchte Novoferm seine Wettbewerbsfähigkeit ausbauen. „Außerdem wollten wir unsere Ideen für die Entwicklung umsetzen, die Vorteile für die Montage bringen“, erklärte Jörn Lohmann, bei Novoferm Produktmanager für Rohrrahmentüren. Im Vergleich zu anderen Stahlrohrrahmentüren im Markt soll die Novo Fire Steel rund 20% schneller montiert sein. Dazu tragen die Einrolldichtung bei, die Multifunktionsnut und eine schnelle Feinjustierung der Beschläge. Das Lochbild in der Funktionsnut vereinfacht die Montage und den klebefreien Zusammenbau der Rauchschutzelemente. Ausstanzungen im Profil, die extra die Abmessungen 10 x 13 mm haben, ermöglichen, dass sich leicht eine Kopplung bauen lässt, und es gibt eine Funktionsblende, um die Ausstanzungen optisch abzudecken. „Wir haben einiges von unserem Aluminiumsystem übernommen, auch die Schlösser beispielsweise sind baugleich“, so Lohmann. Die Türe wird unverglast ausgeliefert, so wird beim Transport Gewicht eingespart. Der Einbau der Scheibe funktioniert einfach, Verglasung und Glashalteleisten können in zahlreichen Varianten miteinander kombiniert werden.
Stahlprofile benötigen mehr Befestigungspunkte als Aluminiumprofile, weil sich Stahl im Brandfall anders verhält. Im oberen Bereich sind diese mit 150 mm festgelegt, im unteren Bereich, weil die Türen in der Regel ohne Bodeneinstand eingebaut werden, sitzt der erste Befestigungspunkt 60 mm von unten. Anschließend wird jeder weitere Befestigungspunkt ≥ 600 gesetzt. Der Monteur hat immer die Möglichkeit, den Befestigungspunkt innerhalb der 600 mm zu verschieben. Das Profil braucht er deshalb nicht zu bohren, die Ausstanzungen sind bereits vorbereitet.
Die Alu- und Stahlrohrrahmentüren mit Feuerschutz werden in Wykroty in Polen mit ca. 75 Mitarbeitern produziert. Lohmann geht davon aus, dass durch die eigene Produktion der Stahlrohrrahmentüren, die bislang zugekauft wurden, der Umsatz für dieses Produkt um ca. 10% steigt. Die RS-Türe ist schon erhältlich, die Version T 30 voraussichtlich in Q4.
Teckentrup
Um Brandschutz ging es auch am Stand des Tür- und Torherstellers aus Verl. Zur BAU schließt Teckentrup mit der EI260-C5-S200 Außentür die Lücke zwischen den EI2-30- und EI2-90-Türen. Die neue Variante ist als ein- oder zweiflügelige Tür ausgelegt – inklusive Rauchschutz. Zudem kann diese Tür für Schallschutz und für die Fluchtwegsicherung eingesetzt werden. Einbruchschutz ist bis zur Klasse RC2 möglich, beim Einbau in Massivwänden sogar RC3. Der europäische Klassifizierungsbericht liegt vor, das Modell ist europaweit verwendbar.
Ein weiterer Themenschwerpunkt war der Ausbau der Dienstleistungen. Am Messestand erklärte Marc Wellerdiek, Leitung VertriebServicedienstleistungen: „Wir möchten bei Teckentrup den Service für Metallbauer und Montagebetriebe grundsätzlich weiter ausbauen und verstärken den aktiven Vertrieb von Servicedienstleistungen. Den Einstieg suchen wir über Prüfung und Wartung an kraftbetätigten Tor- und Türanlagen, aber insgesamt geht es uns um die Begleitung eines Produkts über den gesamten Lebenszyklus.“
Bislang fragen Kunden schwerpunktmäßig Produkte an oder sie bestellen über Konfiguratoren wie TEO und lassen diese einbauen. „Wir möchten künftig verstärkt über den Einbau hinaus mit den Produkten in Verbindung bleiben“, so Wellerdiek.
Damit der Ausbau der Services gelingt, wird derzeit der Innendienst ausgebaut; ca. 45 Personen werden zukünftig dort beschäftigt sein; unter anderem 17 Techniker, die auch im Reklamationsbereich eingesetzt werden. Hinzu kommen über 100 Nachunternehmen mit jeweils einer unterschiedlichen Anzahl von Technikern. Im gewerblichen Bereich sind es ca. 150 Fachkräfte, die die Serviceanforderungen der Kunden fach- und sachgerecht abdecken.
Ein aktuelles Servicepaket, das auch auf der BAU in vielen Gesprächen gut ankam, ist die Leitmontage. Hiermit leiten die Techniker die Kunden insbesondere beim Einbau neuer Produkte an. „Unsere Servicemonteure fungieren als ‚sprechende Montageanleitung‘. So werden unsere Händler beziehungsweise Montagebetriebe in die Lage versetzt, Produkte über ihr Kerngeschäft hinaus anzubieten oder auch neue Produkte einfacher in ihr Portfolio aufzunehmen“, so Wellerdiek. Er ergänzte: „Wenn wir über unseren ‚360 Grad Services‘ sprechen, gehören Mitarbeiter aus allen Bereichen dazu, z.B. der Vertriebsinnendienst oder das Marketing. Mit diesem Rundumservice sind wir sicher, unseren Kunden in allen Bereichen immer die besten Lösungen zu bieten.“
Hueck & Wicona
Seit März 2023 gehört Hueck wie auch Wicona zur Hydro Gruppe. „Überschneidungen bei unseren Metallbaukunden haben wir wenig. Wiconas Vertrieb ist eher auf den Süden Deutschlands fokussiert, wir eher auf den Norden“, sagte HueckMarketingleiter Rafael Wilk. Mittelfristig wird sich an der Vertriebsstrategie der beiden Systempartner nichts ändern, langfristig werde sicher auf mögliche Synergien geachtet. Kurzfristig profitiert Hueck von der Übernahme insofern, als für das Objektgeschäft ab sofort und für das Systemgeschäft mittelfristig die Profile aus der Alu-Legierung Hydro Circal aus 75-prozentigem End-of-Life-Aluminium hergestellt werden.
Wicona hat nach eigenen Angaben in der D-A-CH-Region 2022 an ca. 300 Metallbaubetriebe Zertifikate ausgegeben, die diesen die Verarbeitung von Aluminiumsystemprofilen aus Hydro Circal bestätigen und die so eingesparte CO2-Emissionen benennen. 2020 waren es zunächst etwa 180 Betriebe.
Hueck hat bereits bei der Entwicklung des Fassadensystems Trigon FS sowie auch des Systembaukastens Lambda WS/DS 075/090 Umweltaspekte einbezogen. Beide Systeme sind nach Cradle to Cradle in Silber zertifiziert.
Auf der BAU präsentierte der Systempartner Erweiterungen zum Fassadensystem Trigon FS. Die Ganzglas-Fassade Trigon FS 050/060 SG mit ETA-Zulassung des DIBt ist kompatibel mit dem übrigen Systembaukasten. Das neue Structural-Glazing-System kann als Pfosten-Riegel- oder Riegel-Riegel-Konstruktion ausgeführt werden und bietet zudem hohe Funktionalität in Sachen Wärmedämmung, Einbruchsicherheit und Schallschutz. Die Statik ermöglicht Füllungsgewichte bis 800 Kilogramm für großformatige Scheiben. Die zertifizierte Fassaden-Brandschutzlösung Trigon FS 050/060 FP30 soll im Jahr 2024 marktreif sein.
Hörmann
Die Hörmann-Gruppe präsentierte 150 Neuheiten. Mit den Ausstellungflächen der Töchter Alukon, Schörghuber, Huga und Lebo hat das Familienunternehmen aus Steinhagen die größte Messefläche belegt. Führen die Töchter in Deutschland mit ihren Marken den Vertrieb, so werden im Ausland alle Produkte unter der Marke Hörmann angeboten.
Nach dem Motto „Wir denken und handeln grün“ sind seit diesem Jahr alle Produkte für den Wohnbereich serienmäßig zertifiziert klimaneutral. Für die Produkte des Objektsegments wird Klimaneutralität optional ab Juni angeboten. Im Schnitt muss dafür auf den Bruttolistenpreis ein Aufschlag von 0,3% bezahlt werden.
Bei der traditionellen Fachpressekonferenz sagte Martin J. Hörmann in punkto Branchenkonjunktur: „Das Segment Wohnbau läuft aktuell schlecht, das Segment Industrie besser und der Objektbau vergleichsweise noch am besten.“ Eine Prognose für 2024 lässt sich nicht stellen. Über die Zukunft weiß man vor allen Dingen „nichts Genaues“. Gut laufen die Märkte in Nordamerika und Indien. In China herrscht trotz schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen zumindest Aufbruchsstimmung, weil die Corona-Maßnahmen aufgegeben wurden. „Nach Russland liefern wir seit dem 11. Sanktionspaket keine Produkte mehr“, konstatierte Hörmann. Derzeit baut das Familienunternehmen nahe der polnischen Niederlassung Komorniki ein Werk für die Produktion seiner Stauraumsysteme für Heim und Garten. Der Betrieb soll im nächsten Jahr aufgenommen werden.
Schüco
Auf die steigende Nachfrage nach klimaneutralem Bauen hat Schüco auf der BAU mehrfach geantwortet: Zum einen werden künftig zwei Aluminiumgüten angeboten: Low Carbon Aluminium (LC) und Ultra Low Carbon Aluminium (ULC).
Ferner macht der Systempartner aus Bielefeld unter der Überschrift „Schüco Carbon Control“ seine Fachpartner sowie Planer und Architekten in Bezug auf die Berechnung des CO2-Footprints seiner Produkte fit. Auf der BAU wurde das neue Tool von SchüCal erstmals vorgestellt.
„Build to Decarb“ ist ein modular aufgebautes Angebot, das Metallbauern ermöglicht, aktiv den CO2-Fußabdruck des geplanten Gebäudes zu steuern und die Vorgaben der Ausschreibungen einzuhalten. Die 3D-Kalkulationssoftware SchüCal ermittelt mithilfe einer neuen, zusätzlich implementierten Funktion dem Nutzer zu jeder Zeit im Planungsprozess seinen bauteilspezifischen CO2-Eintrag in das Gebäude. Den CO2-Wert können die verarbeitenden Betriebe in Form einer EPD mit Planern bzw. Bauherren teilen.
Von „Design to Decarb“ profitieren Bauprozessbeteiligte bereits während der Planung von der neuen, zusätzlich implementierten Funktion in SchüCal, dem „CO2-Fußabdruck auf Knopfdruck“, um in Form einer EPD alle Daten vorweisen zu können.
Renson
Der belgische Hersteller mit Messestand direkt am Eingang West, hatte zwei Neuheiten mitgebracht. Mit dem Fixscreen-Minimal-Sortiment, das eine Breite von 2 cm hat und eine Tuchkassette von 115 x 90 mm, wird Renson der Fenster- und Fassadenbauweise mit schmäleren Profilen gerecht. Herkömmlich hat das Fixscreenprofil eine Breite von 4 cm. Mit Einsatz der Solarzelle ist für Plug & Play kein Stromanschluss mehr nötig. Der Anschluss an die integrierte Batterie erfolgt einfach durch Entfernen der Folie von der Kassette. Der solarbetriebene Screen kann auch an Fenstern mit schlanken Profilen nachgerüstet werden.
Die horizontale, gekantete Fassadenverkleidung ergänzt Renson mit einem vertikalen kegelförmigen Aluprofil, 25 mm tief und 60 mm breit. Die maximal 6 m langen Profile namens Linarte müssen nicht in der Breite nach Maß gesägt werden, weil die Clips für jedes Profil 2 mm nach links und 2 mm nach rechts Korrekturen zulassen.