Deutscher Fassadenpreis
Fünf Siegerprojekte mit VHFModeratorin Prof. Anett-Maud Joppien, Vizepräsidentin der DGNB, FVHF-Geschäftsführer Wolfgang Häußler und FVHF-Vorstand Christian Butz (r.) begrüßten Gäste und Gewinner: Staab Architekten in der Kategorie „Das besondere Detail“, TRU Architekten in der Kategorie „Modulares Bauen“. In der Kategorie „Bauen im Bestand“ gab es zwei Gewinner: Knoche Architekten mit Michael Schmid Architekten sowie soll sasse architekten. Als herausragend in der Kategorie „Junge Architekten“ wurden Pasztori Simons Architekten gekürt. Das Preisgeld von 10.000 Euro teilen sich die fünf Architekturbüros.
Der diesjährige Deutsche Fassadenpreis für VHF ehrte Projekte, die nicht nur technisch überzeugen, sondern mit kreativen Ansätzen neue Maßstäbe setzen und die gebaute Umwelt nachhaltig prägen. Im Mittelpunkt standen dabei vorgehängte hinterlüftete Fassaden (VHF), die in allen prämierten Projekten eindrucksvoll zur Geltung kommen und die architektonische Wirkung sowie die Nachhaltigkeit der Gebäude unterstützen.
Preisträger in der Kategorie „Das besondere Detail“
Die Fassade des Erweiterungsbaus des Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel entwickelt ihre Spannung aus dem Gegensatz des durchgehenden, monolithisch wirkenden Sockelgeschosses und den aufgehenden Kuben der Türme. Die Glas-Alufassade der Kuben reflektieren die Farben des Himmels und lassen sie so optisch zurücktreten. Die Materialauswahl in der Bewitterungsebene berücksichtigt die hohen Anforderungen in Meeresnähe. Prallscheiben vor der Außenverschattung, eloxierte Blechbekleidungen in den Obergeschoßen, im Sockel vorkorodierte Stahlbleche. Die Jury wertete den Beitrag von Staab Architekten insgesamt als eine beispielhafte Anwendung von vorgehängten, hinterlüfteten Fassaden.
Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel.
Foto: Marcus Ebener
Preisträger der Kategorie „Bauen im Bestand“
Beim Umbau der ehemaligen Hauptpost in Augsburg spielten Knoche Architekten in ARGE mit Michael Schmid Architekten mit Kontrasten: Dem bestehenden steinernen Baukörper wird ein leichter metallischer Dachaufbau entgegengesetzt, welcher sich geometrisch auf Höhe der ehemaligen Traufe klar vom Bestand absetzt und in seiner Charakteristik deutlich die Trennung zwischen Alt und Neu markiert. Im Kontext des Bauens im Bestand, so die Jury, setze der innovative Einsatz des Materials in Verbindung mit seiner Wiederverwertbarkeit und damit Wandelbarkeit einen starken Standpunkt für eine zukunftsweisende und nachhaltige Architektur.
soll sasse architekten entschieden sich bei der Sanierung der Stadthalle Göttingen, die bestehenden Keramikkacheln der Fassadenbekleidung wiederzuverwenden und durch Kacheln in zwei neuen Farben sowie neuer Relief-Geometrie zu ergänzen. Die Jury überzeugte der souveräne und gleichzeitig sensible Umgang mit dem Thema Wiederverwertung von Baumaterialien. Dabei wurde die Fassadenkonstruktion in eine klassische hinterlüftete Fassade umgestaltet. Das Projekt zeige in vorbildlicher Weise, wie bei Projekten der Nachkriegsmoderne die Identität des Gebäudes erhalten und gleichzeitig neu zum Strahlen gebracht werden könne, so die Jury.
Umbau ehemalige Hauptpost in Augsburg.
Foto: Roland Halbe
Fassadensanierung der Stadthalle Göttingen.
Foto: Eberhard Sasse / Niklas Richter
Preisträger in der Kategorie „Modulares Bauen“
Beim Neubau des Gefahrenabwehrzentrums Gießen durch TRU Architekten stellte die Jury die Eleganz und schlüssige Situierung der Fassade als besonders gelungen heraus. Die einfache Methode, das Faltblech zu drehen, sorgt für Spannung und ein interessantes Lichtspiel. Die horizontale Schichtung offenbart die Nutzungen nach außen durch die unterschiedlichen Raumhöhen und die Höhe der Bänder. Das Projekt sei durch seine Schlichtheit und Ästhetik ein Gewinn für die Stadt Gießen und ein hervorragendes Beispiel für den erfolgreichen Umgang mit Baukultur, würdigte die Jury das Projekt.
Neubau Gefahrenabwehrzentrum in Gießen.
Foto: Werner Huthmacher
Preisträger in der Kategorie „Junge Architekten (U45)“
Beim Neubau des Studio D in Berlin entschieden sich Pasztori Simons Architekten für eine Stahlrahmenkonstruktion, die den darunterliegenden S-Bahntunnel wie eine Brücke überspannt. Die Gebäudehülle ist mit einem feinen Schindelwerk aus sechs Zentimeter breiten Schuppen versehen. Statt aber die Vorderseite der Schindeln zu nutzen wurde die Rückseite nach vorne gedreht und mit einem transparenten, eigens für das Projekt entwickelten UV-Schutz behandelt. Die Jury überzeugte die Herangehensweise, einen einfachen Baukörper in ein Stück Architektur zu überführen. Statt der Verwendung teurer Materialien wurde eine herkömmliche Fassadenverkleidung durch Kreativität in ein besonderes Detail verwandelt, so die Jury.