Nachhaltigkeit

Evangelischer Campus Nürnberg

Kreislauffähige Revitalisierung

In Nürnberg wird der in den 1970er Jahren erbaute Gebäudekomplex der ehemaligen Oberpostdirektion nach Plänen des Architekturbüros Franz & Sue (Wien) kernsaniert – dort wird 2026 der neue Evangelische Campus Nürnberg (ECN) eröffnet. In diesem Rahmen wurde auch die 50 Jahre alte Aluminium-/Glas-Fassade komplett rückgebaut, recycelt und durch ein neues nachhaltiges Aluminiumsystem von Wicona ersetzt.

Der im Innenstadtbereich von Nürnberg verortete Bürokomplex wurde in den 1970er Jahren erbaut und war viele Jahre lang Sitz der Oberpostdirektion Nürnberg. Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern (ELKB) als neuer Eigentümer entschied sich, die in die Jahre gekommene „Betonburg“ im Rahmen einer ressourcenschonenden Sanierung in die innovative Bildungseinrichtung „Evangelischer Campus“ zu überführen. Nach Abschluss der Sanierung werden im Gebäude rund 2.000 Studierende, Schülerinnen und Schülern sowie Lehrkräfte ein Zuhause finden. Dabei wird der Bestandsbau mit Sockel und 11-stöckigem Hochhaus um sensible Aufstockungen ergänzt und sich zukünftig durch hohe, offene und verglaste Räume auszeichnen.  
Nutzung der grauen Energie für deutliche CO2-Reduktion
 
Bei der Sanierung legte der Bauherr großen Wert auf ein zukunftsgerechtes Energiekonzept – unter anderem mit Photovoltaikanlage und begrünten Dachflächen sowie Ladestationen für Elektroautos. Darüber hinaus war die Anforderung, die im Gebäude verbaute „graue Energie“ bestmöglich zu verwerten bzw. wieder zu nutzen. Dazu erklärt Günter Weissteiner, Geschäftsführer der ELKB: „Nach Ende der Sanierung werden wir im ECN einen Energiebedarf von rund 64 Kilowattstunden pro Quadratmeter Fläche haben. Vormals waren es 195 Kilowattstunden. Durch die konsequente Nutzung von grauer Energie anstatt eines Neubaus sparen wir insgesamt 6.500 Tonnen CO2 ein.“
 
Kreislauffähige Fassadenlösung
 
Einen wichtigen Beitrag zur CO2-Einsparung leistet die in Kooperation von WiconaI, Saint-Gobain Glass und Heinrich Würfel Metallbau GmbH (Sontra) realisierte kreislauffähige Fassadensanierung des 11-stöckigen Hochhauses (Bauteil B) sowie eines der weiteren Gebäudeteile. Das Besondere daran erläutert Heinrich Würfel, Geschäftsführer des Metallbau-Spezialisten: „Wir haben den Rückbau der Bestandsfassade gleich von Beginn in der Ausschreibung mit angeboten mit dem Ziel, die ausgebauten Rohstoffe wieder in den Wertstoffkreislauf zurückzuführen“.

Die gesamten Fassadenarbeiten liefen – auch aufgrund des in der Innenstadt von Nürnberg sehr begrenzten Platzangebots – just-in-time ab. Die alte Bandfenster-Fassade wurde abschnittsweise ausgebaut, auf Mehrweg-Transportgestelle verladen und ins Werk von Würfel gefahren. Dort erfolgte die sortenreine Trennung sowie im Anschluss die Rückführung in die Recyclingwerke von Wicona und Saint-Gobain Glass. Im nächsten Schritt entstanden im Sinne der Kreislaufwirtschaft neue Aluminiumprofile und Verglasungen. Im Werk produzierten die Spezialisten von Würfel schließlich die neuen Fassadenelemente für den Evangelischen Campus Nürnberg aus der Aluminiumlegierung Hydro Circal 75R. Dazu erklärt Sebastian Schäfer, Key Account Manager bei Wicona: „Die Legierung besteht zu mindestens 75 % aus recyceltem End-of-Life-Aluminium und verfügt über einen CO2-Fußabdruck von nur 1,9 kg CO2 pro kg Aluminium.“ Zum Abschluss erfolgte der Transport zur Baustelle und die fachgerechte Montage am entkernten Rohbau.
 
Höherer Nutzungskomfort und sinkende Energiekosten
 
Konkret zum Einsatz kommen an der von Heinrich Würfel Metallbau realisierten Fassadenfläche des ECN – diese umfasst rund 10.600 m² – sowohl projektspezifisch konzipierte Elementfassaden auf Basis des Systems Wictec EL als auch Pfosten-/Riegel-Konstruktionen der Serie Wictec 50. Diese sorgen für eine stimmige Gesamtoptik des neuen Campus-Geländes. Gleichzeitig ermöglichen sie in den Gebäuden zukünftig verbesserte Nutzungsbedingungen in puncto Wärmeschutz, Schallschutz und Sonnenschutz – und somit nicht zuletzt auch eine deutliche Reduktion des Energieverbrauchs.

www.hw-sontra.de
www.wicona.com
 

Projekttafel

Bauherr:                            Evangelisch Lutherische Kirche in Bayern

Architekten:                       Franz & Sue (Wien)

Fassadenbau:                   Heinrich Würfel Metallbau GmbH (Sontra)

Fassadensysteme:            Wicona Hydro Circal 75R

Fertigstellung:                    2026


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