Betriebsporträt

Fahrni Fassadensysteme

Von der Axt zum Hochhaus

Die Geschichte von Fahrni Fassadensysteme reicht 2023 ganze 100 Jahre zurück. Die Schmiede hat damals mit der Herstellung von Äxten für die Schweizer Armee reüssiert. Heute ist das Unternehmen einer der technisch versiertesten Aluminium-Glas-Fassadenbauer der Schweiz.

Der höchste Fassadentower der Schweiz, das New Office Building 2, das mit 205 Metern am Rheinufer in Basel in den Himmel ragt, dürfte eine der renommiertesten Referenzen sein (siehe Objektbericht ab Seite 43). „Bei dem Hochhaus kam eine unserer Spezialitäten zum Einsatz, die „Activ-Air-Plus“-Fassade“, so CEO Pascal Schwarz. Dabei handelt es sich um eine kontrolliert belüftete Doppelhautfassade. „Und sollten einmal die technischen Hürden nicht allzu hoch sein“, ist der CEO überzeugt, „dann gibt es sicher Wünsche des Architekten, die unsere Techniker manchmal an die Grenze des Machbaren bringen.“ Die Spezialisierung auf Aluminiumfassaden hat sich 2001 nach der Fusion mit der Firma Stampfli herauskristallisiert.

Pascal Schwarz ist derzeit als Präsendent der Schweizer Zentrale Fenster Fassaden engagiert. Im Fachverband versteht er sich „als Brückenbauer zwischen Wirtschaft, Politik und Bildung“ und kümmert sich um Themen wie Materialbeschaffung und Preisproblematik.

Nach nur vier Jahren als Leiter des Bereichs Ausführung wechselte er 2009 in die Funktion des Geschäftsführers und übernahm schließlich das Unternehmen. Erfahrung mit anspruchsvollen Projekten in der Schweiz und in Deutschland brachte er aus der Firma Schmidlin in Aesch mit, wo er nach seiner Diplomierung als Projektleiter begonnen hatte. Das nötige theoretische Fachwissen verdankt er dem abgeschlossenen Bauingenieursstudium, dem er anschließend noch ein Diplomstudium als Wirtschaftsingenieur angehängt hatte.

Alles Sonderlösungen

Standard/-fenster/-elemente werden bei Fahrni Fassadensysteme nur noch sehr selten produziert. „Wir sind kein reiner Systemverarbeiter. Wir haben uns auf kundenspezifische Lösungen spezialisiert, was bedeutet, dass es bei uns quasi keine klassischen Aufträge gibt“, erklärt Schwarz. „Oft entwickeln wir mit unserer eigenen Systementwicklung kundenspezifische Sonderkonstruktionen, welche wir auch auf unserem eigenen Teststand prüfen.“

Nach dem vielleicht außergewöhnlichsten Projekt bisher gefragt, stellt der CEO fest, dass eigentlich jedes Projekt von Fahrni Fassadensysteme auf seine Art außergewöhnlich und anspruchsvoll ist. Sei es aus Gründen der Sicherheit, wie es z.B. bei schusssicheren Fassadenelementen und Sicherheitstrakten von Banken, Juwelieren oder Uhrenfirmen der Fall ist, oder aber der Technik wegen, etwa durch die Anforderungen an Wärmedämmung, Schall- und Sonnenschutz.

Aus Überzeugung kreativ

Auch wenn sich dieser Satz wie ein unterschwelliger Vorwurf anhört, ist deutlich zu spüren, dass höchste Ansprüche bei Fahrni mehr als willkommen sind. Um die Vision eines Architekten erfolgreich umsetzen zu können, wird immer wieder gerne nach kreativen Ansätzen gesucht. Dabei helfen, laut CEO Schwarz, die kurzen Wege im Unternehmen und der rege Austausch zwischen den Abteilungen. „Wir haben uns auf kundenspezifische Aluminium-Glas-Fassaden spezialisiert. Daher haben wir eine eigene Entwicklungsabteilung und einen eigenen Prüfstand. Wir wollen möglichst unabhängig agieren können. Sehr viele Bauteile fertigen wir aus neuen Aluminiumprofilen anstelle von Blechlösungen, in maximal technisch möglichen Dimensionen“, führt Schwarz die USPs des Unternehmens näher aus. Dazu bedarf es natürlich einer entsprechenden Ausstattung an Bearbeitungsmaschinen. Fünf Stabbearbeitungscenter sind regelmäßig während sechs Tagen pro Woche im 24-Stunden-Betrieb. Als Vorteile erwähnt Schwarz auch die sehr kurzen Entscheidungswege: „Da die meisten unserer Geschäftsleitungsmitglieder schon einmal als Projektleiter einen Auftrag betreut haben, werden viele der sonst langwierigen Besprechungen obsolet“, so der CEO.

„Generell herrscht bei uns eine direkte und klare Kommunikation. Unsere Projektleiter genießen intern größte Freiheiten und dürfen auch mal die internen Weisungen etwas kreativ auslegen, wenn es dem Erfolg des Projektes dient“, so der Geschäftsführer weiter. Von sich behauptet er, direkt und fair zu führen, aber natürlich auch fordernd zu sein. Dies solle aber gerne verifiziert werden, indem man die Mitarbeiter am besten selbst befrage. Überzeugt ist er jedoch, dass das ganze Team am gleichen Strang zieht und man einander unterstützt, egal ob Vorgesetzter oder Mitarbeiter. „Alle sind jeweils in ihrer Funktion genau gleich wichtig für das Gelingen des Auftrages“, sagt der Geschäftsführer. Gefördert werde diese gute Zusammenarbeit durch regelmäßige Firmenanlässe und Ausflüge. Auf Werbung wird hingegen bewusst verzichtet. Man wolle Kunden mit Leistung und nicht mit Hochglanzprospekten überzeugen, so Schwarz.

Corona und andere Herausforderungen

Mit einem zweiten Produktionsstandort sowie zwei weiteren technischen Büros in der Schweiz verfügt Fahrni Fassadensysteme über eine dezentrale Struktur sowie großzügige Büroflächen, was sich während der Pandemie als sehr hilfreich erwiesen hat. Bezahlt gemacht hat es sich auch, dass schon seit Jahren vorzugsweise mit Lieferanten im Radius von 1.200 km um den Hauptsitz des Unternehmens zusammenarbeitet wird. „Dies hat uns vor bösen Überraschungen bei der Materialbeschaffung bewahrt“, so Schwarz. „Wir arbeiten seit Jahren mit einer 3-Jahres-Strategie. Und bisher gibt es keinen Anlass, diese zu ändern. Das hat unter anderem damit zu tun, dass wir teilweise Großaufträge haben, welche bis zu fünf Jahre dauern.“

Eine Herausforderung sieht Schwarz in den nächsten Jahren wegen der Pensionierung von geburtenstarken Jahrgängen auf sich zukommen: „Fachkräfte sind generell rar und das wird sich dadurch noch weiter akzentuieren. Hier ist es wichtig, dass ein Unternehmen für interessierte Personen attraktiv ist“, so der Geschäftsführer. Auch in diesem Punkt lässt man jedoch entspannt den bisherigen Erfolg der eigenen Leistungen für sich sprechen. „Dank unserer in den letzten Jahren realisierten Referenzen sind wir für junge Techniker derzeit eine der wenigen attraktiven Anlaufstellen für hochstehenden Fassadenbau in der Schweiz geworden und sind in der glücklichen Lage, fast alle Stellen adäquat besetzt zu haben.“

Bei der Suche nach Nachwuchs hilft es, dass bei Fahrni Fassadensysteme junge Leute in drei verschiedenen Berufen ausgebildet werden. Weiter ist man periodisch bei den Fachschulen präsent und führt regelmäßig Betriebsrundgänge für interessierte Berufsgänge durch.

Digital am Puls der Zeit

Bewusst ist man sich bei Fahrni ebenso, wie wichtig es ist, laufend in Digitalisierung zu investieren. Dem Thema Building Information Modelling steht man prinzipiell aufgeschlossen gegenüber, vorausgesetzt die Rahmenbedingungen stimmen. „BIM ist generell eine gute Sache, wenn die nötige Vorlaufzeit vorhanden ist. Bei Aufträgen von Totalunternehmern jedoch, die unter größtem Zeitdruck realisiert werden müssen, ist die Bearbeitung mit BIM nicht zielführend. Oft werden unter der Bezeichnung BIM aber auch unterschiedliche Ansichten verstanden, die es dann zu klären gilt. Es macht nicht unbedingt Sinn, wenn bei einem komplexen Fassadenelement mit 1.600 verschiedenen Materialpositionen alle diese Positionen in einem Modell erfasst werden“, ist der CEO überzeugt.

Zukunftspläne

In den letzten Jahren hat der Fassadenbauer die Produktionsfläche seines zweiten Produktionswerks mit einem Neubau verdoppelt. Am Hauptsitz wurde vor zwei Jahren ein zweigeschossiger Büroneubau auf die Blechfertigungshalle aufgesetzt. Nebst diesen baulichen Investitionen wurden in der Blechfertigung die drei Pressen und die Schere ersetzt, sodass das Unternehmen nun über neue 3m-/4m-/6m-Abkantpressen neuester Technik verfügt. Um für kommende Aufträge bestens gerüstet zu sein, wird im Januar das fünfte Stabbearbeitungscenter durch eine neue Emmegi 15m-Maschine vom Typ Satellite XTE ersetzt. „Unser Ziel ist es, nach wie vor einer der technisch kompetentesten Aluminium-Glas-Fassadenbauer der Schweiz sein“, so Schwarz.

www.fahrni.com

Referenzfotos von Fassadenobjekten

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