Glaskunst Buhlig
Metallbau für historische RekonstruktionAuf der Suche nach einem Fensterbauer für die Rekonstruktion der historischen Fenster fand sich mit der Firma Glaskunst Buhlig aus Schwarzenberg ein Unternehmen, das bereit und in der Lage war, in Zusammenarbeit mit den Architekten und der Unteren Denkmalbehörde der Stadt Görlitz Entwürfe zu entwickeln und Musterfenster zu fertigen.
Der 1984 gegründete Kunstglaserbetrieb unter der Leitung von Heike und Reik Buhlig hat sich auf Neuanfertigung und Restaurierung von farbigen Bleiverglasungen spezialisiert und seither unschätzbare Kompetenz bei der Sanierung und Rekonstruktion historischer Fenster erarbeitet. „Es war uns von Anfang an ein Anliegen, sehr, sehr schmale Profile einzusetzen, die wenig auftragen“, sagt Peter Mitsching, seinerzeit Leiter der Unteren Denkmalbehörde der Stadt Görlitz. Auch der Einbau von beweglichen Teilen zur Belüftung und Entrauchung sowie von Stellmotoren (die möglichst nicht zu sehen sein sollten), war gefordert.
Expertenwissen Bleiverglasung
Zu dieser Zeit verstanden sich nur wenige Firmen darauf, eine – restaurierte oder neu angefertigte – Bleiverglasung in einen Isolierglasverbund so einzubetten, dass heutige Normen hinsichtlich Wärme-, Schall- oder Einbruchsschutz erfüllt werden und gleichzeitig filigrane Sprossen und Blendsprossen die ursprüngliche Gestaltung wiedergeben. Glaskunst Buhlig hatte schon bei anderen Projekten mit dem thermisch getrennten Sprossensystem Janisol Arte 2.0 gearbeitet und konnte die Beteiligten mit einem Musterfenster überzeugen. Für die Sanierung der Synagoge fertigte das Unternehmen insgesamt 65 Fenster als Dreh- und/oder Kippfenster in allen möglichen Formaten, zum Teil als Bogensegmentfenster, zum Teil (die Kippfenster) motorisch betrieben als RWA-Öffnungen.
Eine besondere Herausforderung stellten die riesigen Fenster des Kuppelsaals dar. Bei den 1,50 Meter breiten und 3,80 Meter hohen Rekonstruktionen muss das schmale Profil eine besonders schwere Glaslast tragen: außen ein Sicherheitsglas, innen ein Wärmeschutzglas und dazwischen die farbige Bleiverglasung. Dennoch sollten die Elemente so filigran wie die ursprünglichen Fenster wirken. „In diesem Fall mussten wir im Vorfeld zusammen mit den Lieferanten die technologische Umsetzbarkeit aller Komponenten prüfen,“ sagt Reik Buhlig. „Das hat allen Beteiligen viel Geduld und einen langen Atem abverlangt.“ Bei den ISO-thermalen Verglasungen in der Synagoge Görlitz kam ein eigens entwickeltes Verfahren für die Herstellung der Sicherheitsverglasung zum Einsatz, das im Ergebnis einer spiegelungsverminderten P4A-Sicherheitsverglasung gleichgesetzt werden kann. Durch das vom Betrieb entwickelte Verbundsicherheitsglas „Schutzglas S“ ist die Bleiverglasung auch von außen gut sichtbar und wirkt insgesamt sehr dezent.
Dank jahrzehntelanger Erfahrung zählt die kleine, aber feine Glaswerkstatt im sächsischen Erzgebirge zu den wenigen Firmen, die Elemente wie die großen Fenster des Kuppelsaals über alle Fertigungsstufen hinweg – Glasschnitt, Glasmalerei, Bleiverglasung, Herstellung der Isolierglasfenster und deren Montage – im eigenen Betrieb fertigen können. Die aktuell sechs Mitarbeiter sind als Glasmaler, Bleiglaser, Metallbauer, Tischler und Maurer jeweils Handwerksmeister ihres Fachs. Zusammen decken sie alle für die Fenstersanierung, -rekonstruktion und -montage erforderlichen Handwerksberufe ab. Ein Auszubildender im Bereich Metallbau / Konstruktionstechnik ergänzt das Werkstattteam unter der fachlichen Leitung von Bleiglasmeister Reik Buhlig.
Ausblick
Der Zukunft sieht Buhlig gelassen entgegen: „Mit unserem spezialisierten Fachwissen bewegen wir uns in einer Nische, die von nur wenigen Firmen bedient wird. Zudem erhöht sich der Anspruch durch energetische und künstlerische Umsetzung immer weiter und neue Normen für Schall- und Einbruchschutz müssen umgesetzt werden.“ Nicht von ungefähr zählt der Betrieb zu den Glaserwerkstätten, die an Projekten der Deutschen Bundesstiftung Umwelt unter der Leitung der Arbeitsstelle für Glasmalereiforschung des CVMA der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften mit Sitz in Potsdam beteiligt sind. Mit der Fertigung hochwärmedämmender Fenster für Denkmalobjekte, die sich optisch kaum von den ursprünglichen Konstruktionen unterscheiden, leistet das Unternehmen einen nachhaltigen Beitrag zur energetischen Sanierung des Baubestands.