Mario Weber, Creametal
„Es gibt zur Zeit viel Arbeit!“Der Maschinenbaubetrieb Creametal hat einen Namen für innovative Werkzeuge, vor allem für die Fertigung von Geländern. Inhaber Mario Weber hat den Vertrieb europaweit ausgebaut. In der Zentrale in Biel entwickeln und bauen zehn Mitarbeiter Maschinen für den Metallbau, europaweit beträgt die Lieferzeit aktuell zehn Tage. Wir haben Mario Weber gefragt, wie er die konjunkturelle Situation des Metallbaus in den deutschsprachigen Ländern einschätzt.
metallbau: Kosten Ihre Maschinen in der Schweiz und in Deutschland gleich viel?
Mario Weber: Ja, abgesehen von ein paar Währungskursschwankungen kosten unsere Produkte in der EU und in der Schweiz gleich viel.
metallbau: Ist das fair?
Weber: Ja, ich finde schon. Wäre es denn fair gegenüber dem Schweizer Unternehmen, wenn er mehr bezahlen müsste, nur weil wir ein anderes Preisniveau haben? Die letzten Jahre beweisen, dass diese Unterschiede kein Problem sind. Wir haben in Deutschland und der Schweiz ziemlich genau gleich viel verkauft. Die Anpassung des Preisniveaus zwischen Schweiz und Deutschland muss stattfinden und findet zur Zeit auch statt. In der Schweiz sind wir nicht von so einer starken Teuerung betroffen. Bei den Benzinpreisen an hat die Anpassung schon längst stattgefunden.
metallbau: Wie gelingt es einem Maschinenbauer, für eine Maschine „Swiss Made“ einen akzeptablen Preis für alle europäischen Länder zu generieren?
Weber: Wir sind ein kleines Unternehmen mit zehn Mitarbeitern, somit sind unsere Mittel und Möglichkeiten begrenzt. Ich schaue beim Preis nicht nach links und rechts. Wir haben eine Maschine entwickelt mit klaren Zielen; eines davon war der Verkaufspreis unter 20.000 Euro. Präzise definierte Ziele und höchste Konzentration auf die Kernkompetenzen ermöglichen uns eine Maschine „Swiss Made“ zu diesen Konditionen zu produzieren. In der Schweiz gibt es unterschiedlichste Unternehmen, welche das schaffen durch Innovation und Effizienz.
metallbau: Sie sagten, zur Fertigung der Maschinen trägt Creametal 80% bei, was wird denn extern produziert?
Weber: Die gesamte Steuerung und Elektronik kaufen wir zu. Diese beziehen wir von einem Partner aus Deutschland, der nach unseren Wünschen konfektioniert und vormontiert quasi ein Plug-and-Play-System. Zudem gibt es noch zwei bis drei Fräs- und Drehteile, die mit einem hohen Automatisierungsgrad produziert werden. Diese werden extern in der Schweiz hergestellt.
metallbau: 300.000 Euro haben Sie in den vergangenen drei Jahren in die Fertigung investiert, welche Arbeitsbereiche hat dies betroffen und inwiefern die Abläufe verändert?
Weber: Das Motto für die Investitionen war: „Wir machen so viel wie möglich selbst“. Auch ein Grund, weshalb ich Metallbauer geworden bin. Im Fall der Fälle möchte ich unsere Produkte zu 100% intern leisten können. Dazu sind wir heute in der Lage. Wir haben CNC-Fräs- und Drehmaschinen. Zudem eine komplette Blechbearbeitung mit Fiberlaser, Abkantpresse usw. Es macht uns unabhängig und unglaublich flexibel, vor allem in der Entwicklung sowie im Sondermaschinenbau. Wir können in kürzester Zeit selbst produzieren. Natürlich haben wir in EDV wie in die 3D-CAD-Software und Produktionssteurungen investiert. Mit diesen Hilfsmitteln können wir maximale Produktivität mit den zehn Mitarbeitern umsetzen. Je mehr aus einer Hand kommt, umso besser sind die Qualität und die Werte der Nachhaltigkeit. Unser logistischer Aufwand wurde minimiert, es werden weniger Teile durch die Welttransportiert.
metallbau: In welchen Segmenten und für welche Leistungen sehen Sie Chancen für Metallbauer in CH und D trotz Baukrise?
Weber: Wenn ich aktuell bei meinen Kunden reinhöre und nachfrage, ist dort keine Krise bemerkbar. Klar werden weniger Baugesuche von Neubauten eingereicht, das wird von allen Seiten bestätigt. Sanierungen sind die Chance für volle Auftragsbücher. Ein Trend ist es, Altbauten in Großstädten mit Balkonanlagen auszurüsten und überall werden Geländer benötigt. Ein weiteres Thema sind Anpassungen bei Modernisierungen an die aktuellen Vorschriften; sei es im Brandschutz oder bei bauphysikalischen Eigenschaften.
metallbau: Gehen Sie von einer Marktbereinigung aus?
Weber: Eine Marktbereinigung kann ich mir vorstellen, aber das ist ja nichts Negatives. Man spürt vermehrt, dass Gruppen oder Allianzen entstehen – Zusammenschlüsse von Firmen ist ein neuer Trend. Hat aber auch viel mit der Nachfolgeregelung zu tun. Bei uns in der Schweiz ist das ein großes Thema. Dass Firmen liquidiert werden, weil es keine Nachfolger gibt ... oder es in der Planung verpasst wurde, eine Nachfolge zu finden. Dies gibt aber wieder die Möglichkeit für junge, neue Unternehmen. Für mich ist das schon fast ein bisschen normal, dass es einen gewissen Zyklus gibt. Wer rastet, der rostet. Firmen, welche seit Jahren nicht investieren und immer noch mit denselben alten Maschinen arbeiten, werden es künftig schwer haben. Diese Firmen werden an Effizienz und Personalmangel leiden – ein attraktiver Arbeitsplatz ist wichtig.
metallbau: Wie viele Maschinen haben Sie 2023 hergestellt?
Weber: Von der Richtmaschinen Crea-Wheel waren es mehr als 2022 – so um die 150 Stück. Erfreulich ist, dass auch die anderen Produkte nicht rückläufig waren. Wir haben immer noch dieselbe Anzahl an Bohrcentern und Geländerschweißlehren produziert und verkauft – klar werden diese weniger nachgefragt als die Richtmaschine.
metallbau: Wie ist der Output einem 10-Mann-Betrieb möglich? Sie sind doch ständig dabei, neue Maschinen zu entwickeln!
Weber: Das frage ich mich zwischendurch auch, wir sind ein echt gutes Team. Zu dem Ergebnis trägt unsere Unabhängigkeit und Flexibilität bei. Wir können rasch auf die sich rasant verändernden Bedingungen reagieren. Entwicklungen kann man nicht immer suchen, aber wir bleiben am Ball und begegnen ihnen, indem wir mit offenen Augen durch die Welt gehen. So entdecke ich immer wieder Situationen, wo ich denke, dass Handlungsbedarf für ein Werkzeug oder Maschine besteht.