Matthias Baumann, Projektleiter
Über die BR-Fassade mit 10 Mio. Euro UmsatzvolumenDie erfolgreiche fassadentechnische Umsetzung am Headquarter des Bayerischen Rundfunks ist dem Projektleiter Matthias Baumann und seinem Team von Dodel Metallbau zu verdanken. metallbau sprach mit ihm über neue Gläser und andere konstruktive Besonderheiten.
metallbau: Herr Baumann, wie kamen Sie zu dem Projekt?
Matthias Baumann: Das kam recht überraschend. Ich war neu im Unternehmen und bekam dieses mit 10 Mio. Umsatz recht große Projekt zugeteilt. Vom Umsatz macht Dodel Metallbau in der Regel zwei Aufträge in diesem oder noch größerem Umfang jährlich, bei einem Gesamtumsatz von 35 bis 40 Mio. Den Zuschlag für das Projekt haben wir über eine öffentliche Ausschreibung erhalten.
metallbau: Wie groß war Ihr Team?
Baumann: In der Planung und Konstruktion waren geschätzt zehn Mitarbeiter beteiligt. In der Fertigung lässt sich das nur schwer sagen; wir haben ca. 240 Mitarbeiter und davon sind 120 in der Produktion parallel und fließend an mehreren Projekten beteiligt.
metallbau: Beschreiben Sie die Fassade!
Baumann: Innen wie außen handelt es sich um dieselbe Fassadenoptik, nur, dass es in den Höfen und in der Eingangshalle keine Fluchtbalkone gibt. Stattdessen haben wir innen Blechkassettenbänder, die mit der Pfosten-Riegelkonstruktion flächenbündig sind. Allerdings besteht zur Außenfassade ein großer Unterschied…
metallbau: Sie meinen die Gefahr des Brandüberschlags?
Baumann: Richtig. In der Eingangshalle, aber auch im Newsroom haben wir eine Brandschutzfassade mit F30-Anforderung. Deshalb war dort eine vorhabenbezogene Bauartgenehmigung (vBg) nötig. Das ist in konstruktiver Hinsicht durchaus herausfordernd. Hinzu kam aber noch die Anforderung der Absturzsicherung – was bei Brandschutzelementen grundsätzlich nicht geregelt ist. Wir mussten für die vBg sämtliche Instanzen durchlaufen, also vom Gutachten über die Koordination mit der obersten Baubehörde und so weiter.
metallbau: Hört sich ziemlich aufwändig an.
Baumann: Ja, aber das ist unser tägliches Geschäft. Vom Grundsatz her überlegen wir uns eben ein System, das aus eigenem Befinden heraus zustimmungswürdig ist. Das wird in der Regel dann auch so umgesetzt. Wir hatten aber insofern Glück, als wir die Fassade noch auf Basis der alten allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassung bauen durften. Heute könnten wir sie in identischer Weise nicht mehr so umsetzen. Heute untersteht diese Konstruktion der CE-Kennzeichnung.
metallbau: Wie sieht die konstruktive Lösung aus?
Baumann: Um einen Brandüberschlag zu vermeiden, liegt die Brandschutzfassade normalerweise nicht wie eine Pfosten-Riegel-Fassade vor, sondern in der Rohbauebene. Das ging hier allerdings aus besagten optischen Gründen nicht. Daher musste vorab eine Promat-verkleidete Stahlbaukonstruktion montiert werden. Die Ebene des Rohbaus wurde dadurch um 200 mm nach außen versetzt. Dort wurde dann eine relativ klassische FW 50 BS-Fassade nach der Zulassung von Schüco bzw. der erreichten vBg eingesetzt. Nur im Randbereich haben wir in Details noch kleinere Abweichungen erarbeitet.
metallbau: Was ist an der Newsroom-Fassade besonders?
Baumann: Der Newsroom hat im Grunde die gleiche Brandschutzfassade wie der Eingangsbereich, mit dem Unterschied, dass sie optisch nicht mit einer Kaltfassade verbunden ist. Außerdem hat sie statt der Blechkassetten einen Textilbehang. Also vom Grundsatz her eine vorgehängte hinterlüftete Fassade auf Aluminium mit aufgespannten Textilelementen. So gesehen ist das schon eine andere Konstruktion. Das Spannende bei der Newsroom-Fassade aber war, dass das Brandschutzglas eine Schallschutzanforderung von 51dB leisten musste. Auf dem Markt war so ein Glas aber nicht verfügbar. Damit die Fassade den geforderten Schallschutz einhält, hat Pilkington für uns hier einen neuen Glasaufbau generiert, getestet und schließlich ausgeführt.
metallbau: War der Textilbehang ein konstruktives Problem?
Baumann: Nein, die Schwierigkeit war höchstens, den konstruktiven Platz dafür zu finden. Die vorhabenbezogene Baugenehmigung gab vor, beidseitig an den Pfosten eine Brandschutzdämmung anzubringen. Das hat den Platz für die Unterkonstruktion des Behangs geschmälert. Die Unterkonstruktion des Textilbehangs musste also entsprechend schmal konstruiert werden.