Gewinner Geplant+Ausgeführt
Erster Preis an MetallbauerDie Gewinner der Geplant+Ausgeführt-Preise wurden vor den Corona-Einschränkungen und der in diesem Zuge erfolgten Absage der Internationalen Handwerksmesse 2020 im Rahmen einer mehrstündigen Jurysitzung in München ermittelt. Die Ausstellung mit Preisverleihung und Jurylaudatio auf der IHK entfiel, wird aber zeitnah im Rahmen der ersten Station der Wanderausstellung nachgeholt.
Köln, München, Rottenburg am Neckar: Diese Städte sind Standort insgesamt dreier Bauwerke, die durch ein herausragendes Zusammenspiel zwischen Architektur und Handwerk die Jury überzeugt haben.
Erster Preis: Das Feuerwehrzentrum in Köln-Kalk
Das Planungsbüro Knoche Architekten BDA aus Leipzig konzipierte das Feuerwehrzentrum als kraftvolles und markantes Gebäudeensemble um einen Betriebshof und wurde damit gleichermaßen städtebaulichen Zielvorstellungen und funktionalen Erfordernissen gerecht. Durchgeführt von Schrag Fassaden aus Chemnitz sowie Franzen Ingenieur und Montagebau aus Kottenheim, bildet der fünfgeschossige Hauptbaukörper der Berufsfeuerwehr den baulichen Schwerpunkt. Von diesem aus verläuft die durchgängige Gebäudekontur über alle weiteren Bauteile und findet im Schlauchturm ihren Abschluss. Ziel der Planung war unter anderem der gestalterische Zusammenhalt des Ensembles mittels einer durchgängig angeordneten Fassadenstruktur. Wenige, aber robuste Materialien prägen die Architektur: Die Metallfassaden sind aus verzinkten Stahlblechtafeln und stehen für technische Funktionalität. Das gewählte Material spiegelt technische Solidität und Beständigkeit wider – und damit die Werte und das Selbstverständnis einer Berufsfeuerwehr.
Zweiter Preis: Dachaufstockung R11_Maxvorstadt
Geplant durch Pool Leber Architekten aus München, verfolgte die Dachaufstockung in der Münchner Maxvorstadt neben der Erweiterung der Innenräume das Ziel großzügiger Außenräume und Terrassen mit Ausblick in alle Himmelsrichtungen. Der Bestand aus den 80er Jahren hatte in seinen Fundamenten wenig Reserven, sodass für zweieinhalb Neubau-Geschosse ein Stahlbeton-Terrassengeschoss abgerissen werden musste. Eine Erweiterung als Holzmassivbau mit hinterlüfteter Stahlfassade und Sichtbeton-Brandwänden löste schließlich die Gewichtsproblematik.
Das Ergebnis beeindruckt: Im Wohngeschoss durchfließt in der Horizontalen der Innenraum den Außenraum, Verbindungen zwischen Wohnen, Küche und Schlafbereichen sind geschaffen. Die Galerie geht vom Westen bis in den Osten und erlaubt über Geschosse und Raumfolgen hinweg eine Zirkulation in der Vertikalen. Die matte Stahlfassade schließt an die Farbigkeit des Bestandes an und integriert diesen als stimmige Erweiterung. Im Innenraum setzen naturbelassene Materialien wie Holz, Beton, Jura und Stahl das fließende Farb- und Raumkonzept fort.
Ausführend waren beteiligt die Zimmerei Frank in München, die Dachdeckerei Erwin Miller in Krailling, die Markus Lembcke Spenglerei in München sowie durch Küchenkonzepte Humpel in Feldkirchen-Westerham.
Dritter Preis: Bischofsgrablege Sülchenkirche Rottenburg am Neckar
Unter der Planung des österreichischen Architekturbüros Cukrowicz Nachbaur führten die Lehm Ton Erde Baukunst in Schlins/ Österreich, die Schlosserei Götz in Reutlingen, die Lenz Steinmetz in Alberschwende/Österreich sowie der Steinmetz und Bildhauermeister Harald Straub in Rottenburg a.N. die Arbeiten an der von 1447 bis 1454 gebauten Sülchenkirche durch und errichteten unter dem Kirchenschiff eine mystisch anmutende Bischofsgrablege.
Hintergrund sind Grabungen, bei denen die Fundamente einer vorromanischen Vorgängerkirche aus dem 9. Jahrhundert mit einem Dreiapsidenchor entdeckt wurden. Der Entwurf der Bischofsgrablege schließt an den Bestand an und übernimmt die axialsymmetrische Grundstruktur des spätgotischen Kirchenbaus. Der durch Grabungen entstandene Freiraum wird mit einem monolithischen Körper besetzt und bildet das neue Fundament für das bestehende Kirchenschiff.
Die neuen Räume bleiben als Negativformen aus dem monolithischen Gebilde ausgespart. Eine spezielle Treppenanlage verbindet Oberkirche und Unterkirche, wobei der Konzentrationspunkt der Anlage der Andachtsraum mit großer Raumhöhe ist, dessen seitlichen Raumabschluss die Grablege bildet.
Der Zugang zum Archäologiebereich liegt auf Höhe des Zwischenpodestes, zwei Nischen im Baukörpermonolith ermöglichen hier die Präsentation von kleinformatigen Einzelobjekten. Der gesamte Entwurf beinhaltet ein komplexes System als Kombination aus verschiedensten Verhältniszahlen, Proportionen und Symbolen. Eine weitere Besonderheit ist die Herausbildung der Raumschalen: Diese erfolgte in Stampflehmbauweise mit der durch die Grabungen geborgenen, bis zu 1.500 Jahre alten Friedhofserde. red