Internationale Handwerksmesse
Das ist noch Handwerk!Standbesuche, Sonderschauen, Preisverleihungen – Vom 13. bis 17. März fand in München wieder die Internationale Handwerksmesse (IHM) statt. Ihr Leitmotiv: „Ist das noch Handwerk? Tradition als Basis, Zukunft fest im Blick“. Im Metallbau ist die Tradition noch stark spürbar. Gleichzeitig zeigten einige Pioniere unter den Metallbauern Ansätze für eine goldene Zukunft im digitalen Zeitalter.
Auf nur wenigen Messen ist die Spannweite zwischen Tradition und Zukunft so deutlich sichtbar und spürbar wie auf der Internationalen Handwerksmesse (IHM), die 2019 an nur fünf Tagen vom 13. bis 17. März auf dem Messegelände München stattfand: Während gerade irgendein Besucher mit einer VR-Brille in den leeren Raum vor sich greift und ein anderer Schokolade aus dem 3D-Drucker vernascht, tippelt keine fünf Schritte weiter ein Geselle in Kluft des Weges. Das ist einzigartig!
Die IHM in Zahlen
Insgesamt präsentierten sich auf der IHM rund 1.000 Aussteller in sieben Hallen, auf etwa 74.000 Quadratmetern mit dem Leistungsspektrum des gesamten Handwerks vor stattlichen 110.000 Besuchern. Diese Messe gilt als wichtigste Leistungsschau des Handwerks in Deutschland und findet seit 1949 jedes Jahr im Frühjahr in München statt. Während all die Jahre sieben Messetage Usus waren, reduzierten die Veranstalter die Laufzeit auf nur noch fünf Tage. „Mit der neuen Laufzeit kommt die GHM dem vielfach geäußerten Wunsch von Ausstellern, Verbänden und Partnern nach“, erklärt Dieter Dohr, Vorsitzender der Geschäftsführung der Gesellschaft für Handwerksmessen (GHM). „Angesichts voller Auftragsbücher und der damit verbundenen hohen Personalauslastung im Handwerk eröffnet eine Verkürzung den Betrieben auch in Zukunft eine erfolgreiche Teilnahme an ihrer Leitmesse.“ Der Preis für die Messestände blieb allerdings gleich. Vergrößert hat die GHM dagegen Flächen für Fachbesucher mit circa 10.000 Quadratmetern: im Mittelpunkt die Lounge mit Vortragsforum und Beratungsinseln. Darüber hinaus befanden sich dort besondere Ausstellungen wie das „Land des Handwerks“ mit Deutschlands Vorzeigebetrieben, die Sonderschauen „Innovation gewinnt!“ und YoungGeneration, der Messestand des Kompetenzzentrums Digitales Handwerk und die Themenfläche zum Leitmotiv „Ist das noch Handwerk? Tradition als Basis, Zukunft fest im Blick“.
Preise und Auszeichnungen
Teil des umfangreichen Rahmenprogramms waren auch 2019 diverse Preisverleihungen und Auszeichnungen. Unter den Metallern fanden sich zahlreiche Sieger. Allen voran der Metaller-Nachwuchs, der beim Bundeswettbewerb DieGuteForm – Gestaltung im Metallhandwerk 2019 einen der begehrtesten Preise erhielt (Bericht siehe Seite 62). Auch auf Bundesebene wurde der Bundespreis für hervorragende innovatorische Leistungen für das Handwerk 2019 verliehen. Aus dem klassischen Metallbau freute sich – wie schon im Vorjahr – auch in diesem Jahr wieder Johann Moissl über diese Auszeichnung, die an insgesamt zehn Betriebe verliehen wurde. Moissls Produkt in 2019: ein Lamellendübel mit Verteiler für Kleber.
Keinen Preis, aber ebenfalls eine ganz besondere Auszeichnung erhielt Walter Heinrichs vom Betrieb Heinrichs Stahl- und Metallbau mit einem Besuch der Bundeskanzlerin Angela Merkel. Der Anlass: Heinrichs habe – so entschied der Zentralverband des deutschen Handwerks (ZDH) – aus seinem traditionellen Betrieb einen Innovationsgeber des deutschen Handwerks entwickelt. Auf der IHM stellte Heinrichs im „Land des Handwerks“ aus und gehörte zu einem von lediglich zehn Unternehmen, die die Kanzlerin am Stand begrüßen durften. „Sie interessierte sich sowohl für die Fortschritte der Digitalisierung als auch für die gute Auftragslage im Handwerk“, sagt Heinrichs. Sein Betrieb hat mit 3D Lasca eine zweite Firma aufgebaut, die digitale Aufmaße mit Punktewolke liefert und aus den Daten in der geeigneten Software Konstruktionszeichnungen erstellt. „Das erleichtert dem Metallbauer die Arbeit erheblich,“ führte er fort.
Unterstützt wurde Heinrichs auf der IHM von Stegerer Metallbau aus Regensburg und ihrer Planungsgesellschaft EZ 35, die sich nicht nur mit digitalem Aufmaß beschäftigt, sondern bereits mit VR(Virtual Reality)- oder HoloLens-Brillen arbeitet. Ebenfalls stellte auf dem Messestand das Unternehmen Faro aus, das Heinrichs mit 3D-Laserscannern betreut. Heinrichs Resümee: „Für mich war das Gespräch mit der Kanzlerin sehr angenehm. Leider drängte die Zeit, da das anschließende ‚Spitzengespräch der deutschen Wirtschaft‘ schon auf sie wartete.“
Neben den begehrten Auszeichnungen auf Bundesebene verleiht aber auch Bayern mit dem Bayerischen Staatspreis begehrte Trophäen. 2019 wurden insgesamt 22 Betriebe ausgezeichnet. Aus der Metallbaubranche ging im Bereich Technik ein Preis an Heinz Soyer Bolzenschweißtechnik aus Wörthsee-Etterschlag für das Exponat „Universal-Automatikschweißkopf LSK-1“ und über einen weiteren Preis für besondere Treppenkonstruktionen mit Glas freute sich der Südtiroler Familienbetrieb Treppenbau Josef Reichhalter, der in diesem Jahr sein 30-jähriges Jubiläum feiert.
Treppenbau
„Wir haben mit dieser schönen Auszeichnung gar nicht gerechnet“, erzählten Tochter Priska und Ehefrau Monika Reichhalter, die bereits zum dritten Mal auf der IHM ausstellten. Bruder Alexander und Vater Josef hielten indes in Südtirol die Stellung. Die Auftragslage ist gerade so gut, dass nicht alle nach München reisen konnten. Die eleganten Treppen des Unternehmens, meist eine Kombination aus Holz, Glas und Stahl, sind sehr gefragt und auch am Messestand, der sich in der ersten Messehalle nur ein paar Meter hinter dem Haupteingang befand, herrschte reger Betrieb. „Wir fertigen etwa 300 Treppen im Jahr“, sagt Monika Reichhalter. „Unsere Kunden sitzen grob eingeteilt an drei Standorten: Einer ist zuhause in Südtirol, ein weiterer in Italien und der dritte in Bayern.“ So ist die IHM für die Südtiroler genau richtig, denn trotz des Wortes „International“ im Titel besuchen die Messe vorwiegend Endverbraucher aus der Region rund um München. Auch der Standort auf der IHM behagte den beiden Frauen sehr.
Messestand-Zuteilung GHM
Das verdanken sie unter anderem der Messeleitung, die stets versucht, alle Wünsche der Aussteller zu berücksichtigen. Aus dem Pressebüro heißt es: „Wichtig ist die thematische Ordnung der Hallen. Unsere Besucher sollen sich schnell orientieren können und die Angebote, die zusammenpassen wie Innen- oder Außenausbau an einem Ort finden.“ Da der Metallbau weit gefächert ist, wird im Auswahlverfahren die Frage berücksichtigt, was der Aussteller auf der Messe zeigt. Sind es Balkone, Zäune oder Wintergärten, dann werden Flächen empfohlen, an denen sich tendenziell Endverbraucher, kommunale oder gewerbliche Kunden aufhalten. Werden Maschinen oder Verarbeitungsarten präsentiert, werden vorwiegend Standorte gewählt, an denen sich Fachbesucher aufhalten.
Zäune und Balkone
Dort, wo das Unternehmen Zaunzar ausstellte, waren zum Beispiel viele Endverbraucher unterwegs. Allerdings interessierte sich der Gebietsleiter von Zaunzar Bayern, Hanno Willert, weniger für die Masse der Laufkundschaft. „Wir möchten vor allem gute Gespräche mit Kunden führen, die sich wirklich für einen eigenen Zaun interessieren.“ Willert stellt schon lange auf der IHM aus, erinnerte sich aber gar nicht mehr an die exakte Zahl, wie oft das schon war. „Das sind mindestens 15, wenn nicht sogar 20 Jahre.“ Eine Produktneuheit zeigte er auch 2019 auf seinem etwa 50 Quadratmeter großen Messestand, für den Zaunzar insgesamt etwa 12.000 Euro zzgl. Auf- und Abbau investierte: die Sichtschutzlösung Modell „Portland“ aus hochwetterfest pulverbeschichtetem Aluminium in Feinstrukturfarbe. Willert bilanzierte diesbezüglich bereits den ersten Messetag als „guten Auftakt“.
Wintergärten
Ähnlich zufrieden mit dem Verlauf der diesjährigen IHM zeigte sich Klaus Kroiher, einer der Geschäftsführer vom Fachbetrieb für Fenster, Türen, Wintergärten und Pergolen Kroiher aus Raubling: „Besonders am zweiten Tag haben wir richtig gute Gespräche geführt. Etwa vier bis sechs von solchen Gesprächen wären ideal!“ 2019 schien diese Rechnung aufzugehen, die Jahre davor waren konjunkturbedingt weniger stark, sodass Kroiher auf der IHM zwei Jahre lang nicht ausstellte. Dafür präsentierte er in diesem Jahr einen etwa 3.00 x 5.00 Meter großen High-End-Wintergarten aus Aluminium und hochwertiger Drei-Scheiben-Verglasung im Wert von rund 35.000 Euro inkl. Montage. Für die IHM nur das Beste: „Neben der Heim + Handwerk betreiben wir für die IHM gern einen so großen Aufwand“, erläuterte Kroiher seine Strategie.
Terrassenüberdachungen
Mit einem ebenfalls hohen Designanspruch präsentierte sich der Debütant ZFM Terrassendach auf rund 40 Quadratmetern Messestand. Geschäftsführer Rainer Krystjanczuk zeigte dort interessierten Besuchern hochwertig designte Terrassenüberdachungen aus Aluminium mit modernster Technik. „Unsere Überdachungen können mit nur zwei Pfosten sieben Meter Spannweite überbrücken“, sagte er stolz. Seine Erwartungen an die Messe: „Wir möchten möglichst vielen Endkunden zeigen, was wir können, und möglichst viele Termine vereinbaren.“ Die Qualität der bisherigen Gespräche sei, wie er sagte, sehr gut gewesen.
Ausblick
Alles in allem eine doch noch recht traditionelle Angelegenheit im Metallbau. Die nächste IHM findet vom 11. bis 15. März 2020 statt. Es wird sich zeigen, ob dann noch mehr über Digitales verhandelt wird.
Infos & Kontakt
Reichhalter Treppen
Afing – Dorf 67
I-39050 Jenesien (BZ)
Tel. +39 0471 350050
www.treppen.it
Zaunzar Bayern
Postfach 1133
D-85387 Allershausen bei München
Tel. +49 81 66 99 39 00
www.zaunzar-bayern.de
Kroiher GmbH Hochstraße 2
D-83064 Raubling
Tel. +49 (0) 8035 964 770
www.kuk-fenster.de
ZFM Vertriebs UG
Birkenstr. 3a
85757 Karlsfeld
Tel. +49 81 31 371 79 00
www.zfm-terrassendach.de
Heinrichs Stahl- und Metallbau GmbH
Siemensstr. 13
52152 Simmerath
Tel. +49 24 73 874 13
www.heinrichs-stahlbau.de