Haus als Kraftwerk
Mit Blick auf die von der Bundesregierung anvisierte Energiewende 2020 resümiert ift-Chef Ulrich Sieberath auf den Rosenheimer Fenstertagen: „Energie sparen und gewinnen mit Fenstern, Fassaden, Verglasungen und Photovoltaik – für die Branche sind die Zukunftsperspektiven besser denn je.
Über 1000 Gäste aus 29 Ländern sind ins oberbayerische Rosenheim gereist, um an den vom ift organisierten Fenstertagen 2011 mit 32 Referenten teilzunehmen. Das Interesse ist überwältigend - nach dem allmählichen Abschied von Kernenergie und fossilen Brennstoffen sowie dem Ja zu erneuerbaren Energien.
Faktor Gebäudehülle. Klar ist, so ernstzunehmende Fachleute, dass die Energiewende nur mit einem energetisch sanierten Gebäudebestand und dem Ausbau regenerativer Energien funktioniert. Die Gebäudehülle mit neuen Fenstern und Fassaden spiele eine zentrale Rolle. Zudem nehmen alternative Energiequellen im nationalen Energiemix einen größeren Stellenwert ein. So kamen beispielsweise im Jahr 2010 schon 1,9% des hierzulande erzeugten Stroms aus Photovoltaik-Anlagen. Sieberath weist in seinem Eröffnungsvortrag zudem anschaulich auf die sieben Millionen Treffer hin, die sich bei Google zum Begriff Energiewende finden. In einer Zeit, da Passivhaus-, KfW-40- und Niedrigenergiehausstandard nach ift-Angaben längst marktgängig sind und zukunftsorientiert weithin über Aktiv- und Energiezugewinnhäuser diskutiert wird. Förderung nötig. In Richtung Berlin und die von der Bundesregierung angestrebten ehrgeizigen klimapolitischen Ziele beharrt der ift-Chef auf umfangreiche finanzielle Unterstützung. „Von den großen Energieversorgern wird die Lösung nicht kommen, ohne Förderung aber geht es nicht.“ Wie viele andere Referenten vermisst er politischen Rückhalt in der aktuellen Diskussion um steuerliche Vergünstigungen bei der Gebäudesanierung oder etwa bei der Mittelbewilligung für entsprechende Förderprogramme.
Große Erfolge. Schließlich hat die Vergangenheit nach Ansicht von Experten gezeigt, wie erfolgreich zügige Förderung sein kann. Mit Einführung der KfW-Programme ist ein Investitionsvolumen von 75 Milliarden erreicht worden. Sieberath wörtlich: „40 Prozent aller Neubauten sind KfW-gefördert. 340.000 neue Arbeitsplätze sind dadurch geschaffen worden. Auf jeden geförderten Euro sind sieben dazugekommen.“ Um bis 2020 den Wärmebedarf um 20% - und bis 2050 gar um 80% - verringern zu können, seien erhebliche öffentliche Investitionen vonnöten. Zudem weise das Motto „EnEV folgt Förderung“ eine grobe Richtung, selbst wenn aktuelle Informationen zur nächsten Verschärfung der Energieeinsparverordnung noch nicht vorlägen.
Energiezugewinn. Das Motto „Mein Haus, mein Kraftwerk“ zeigt nach Sieberaths Worten deutlich, wohin die Bauweise geht. Man sollte wegkommen von der reinen Betrachtung des U-Wertes hin zu einer ganzheitlichen Bewertung mit Lüftungsverlusten, Zugewinn durch solare Einstrahlung über großflächige Verglasungen, Nutzung von Speichermassen, Verringerung von Kühllasten durch geeignete Konstruktionen und Beschattung.
Energy Label. Um Fehlentwicklungen vorzubeugen sollten nach seiner Aussage die energetischen Kenngrößen der Produkte richtig dargestellt und vermarktet werden. Er verweist dabei auf das vom ift präsentierte neue Energy Label. Immer wichtiger würden darüber hinaus Umwelt-, Energie- und Qualitätsmanagementsysteme – auch für Handwerksunternehmen. Aktuell stehe für die Baubranche die neue Bauproduktenverordnung an, die in wesentlichen Teilen im Juli 2013 in Kraft tritt. Dabei müsse Qualität und Zuverlässigkeit, so Sieberaths Fazit, bei der Leistungserklärung für die Produkte im Vordergrund stehen. „Die Qualität darf nicht auf der Strecke bleiben.“