9. Biennale der Schmiede
Zentrales Thema während der Kolbermoorer Schmiedeveranstaltung vom 2. bis 5. August ist die Fortbildung. Zahlreiche Vorträge sollen Metallbauern Arbeit erleichtern. Geplant ist ein attraktives Rahmenprogramm - mit italienischer Unterstützung.
Aktionen wie Schauschmieden, Ausstellungen, Metallgießen, Kinderschmieden und viele mehr locken alle zwei Jahre Branchenkenner und private Besucher ins bayrische Kolbermoor. Auch in diesem Jahr sind auf der 9. Biennale der Schmiede interessante Vorführungen vorgesehen. Darüber hinaus gibt es einige neue Programmpunkte, die die Fachleute voranbringen sollen.
Erstmals hat die Biennale mit Italien ein Partnerland. Unter dem Motto „Fratelli di Ferro“ (ital. Brüder in Eisen) wird die Freundschaft zwischen Kolbermoor und den italienischen Partnerstädten Stia, Bienno und Acireale vertieft. Zu diesem Anlass wurde am 29. Juni eine Ausstellung mit Arbeiten italienischer Meistergestalter im Rosengarten der alten Spinnerei eröffnet - sie wird bis zum 14. Oktober zu sehen sein. Der deutsche Gastgeber ebenso wie die italienischen Kommunen sind Mitglieder des Ringes der Europäischen Schmiedestädte e.V., Olbernhau. Vertreter des Zusammenschlusses haben es sich zur Aufgabe gemacht, das Schmiedehandwerk in Europa zu erhalten und zu fördern.
Altbewährtes. Für Schauschmieden und Vorführungen stehen u.a. dank der mobilen Werkstatt des Internationalen Fachverbandes Gestaltender Schmiede e.V. (IFGS), Kempten, insgesamt fünf komplett ausgerüstete Schmiedeplätze zur Verfügung. Für ihre freien Arbeiten müssen Teilnehmer nur eigenes Werkzeug mitbringen. Die Veranstalter vom Europäischen Zentrum für zeitgemäße Metallgestaltung in Kolbermoor e.V. bitten die Metallgestalter allerdings, Stücke, die während der drei Tage entstehen, zur Versteigerung am Sonntagvormittag freizugeben. Außerdem verleiht der IFGS zusammen mit dem derzeitigen Preisträger Havard Bergland aus Norwegen den neuen Alfred-Habermann-Gedächtnispreis. Auch die große Schmiede-Ausstellung im Marreis-Saal zieht sicherlich wieder viele Besucher an.
Fachprogramm. Auf Metallgestalter zugeschnitten sind die Vorträge. Einige Eckpfeiler stehen bereits fest (die Organisatoren behalten sich Änderungen vor). An den drei Tagen sollen elf Weiterbildungen und Vorträge Handwerkern die tägliche Arbeit erleichtern oder sie über aktuelle Richtlinien und Entwicklungen informieren. Ein Gesprächsthema wird die DIN EN 1090 sein. Metallgestalter Uwe Weber und andere Kollegen werden sich mit der Norm auseinandersetzen – mit anschließender Diskussionsrunde.
Marketing. Nie mehr abgegriffene, unvorteilhafte Bilder in unansehnlichen Plastikhüllen und Mappen, so könnte man das Ziel der Vorträge von Metallgestalter Benedikt Riesch und Sandra Geruschkat zusammenfassen. In den praxisbezogenen Referaten demonstrieren beide gute Produkt-Fotografie und die Umsetzung in Fotobüchern. Diese können schnell und einfach über das Internet bestellt werden, sind erschwinglich und lassen sich jederzeit ergänzen.
* Professor Heiner Zimmermann von der schwedischen Universität Steneby wird sich kritisch mit der Selbstdarstellung der Schmiede in Print- und Internet-Medien befassen. Darüber hinaus untersucht er die Differenz zwischen Wunsch und Wirklichkeit bei Metallgestaltern, wenn es um Kundenaufträge geht. Außerdem wird er seine Akademie vorstellen.
* Wolfgang Hafner, Leiter ESSN Marketing Deutschland, Mitarbeiter der Firma Hewlett-Packard, spricht über die Standortbestimmung eines kleinen Handwerksbetriebes, Sinn und Nutzen von Produkten und professionelle Vermarktung. Er präsentiert auch Maßnahmen für Sponsoring und Vernetzung mit Unternehmen.
Handwerk. In gleich zwei Referaten steht eines der ältesten Werkzeuge der Menschheit im Mittelpunkt - die Axt. Metallgestalter Havard Bergland beschreibt seine Techniken für verschiedene Leistungs-Äxte, z.B. aus Dreilagendamast.
Der zweite Redner Leonhard Müller von der Himmelberger Zeughammerwerke Leonard Müller und Söhne GmbH, Frantschach, befasst sich mit Qualität und Alleinstellung seiner Erzeugnisse auf dem Markt. Müller beschreibt, wie es ihm gelang, der breiten Masse Qualität entgegenzusetzen. In seiner Werkstatt werden seit über 300 Jahren handgeschmiedete Forstwerkzeuge hergestellt wie Äxte, Beile, Spalthämmer und Keile.
* Ulrich Gerfin und Cornelis Pronk werden über Damaszenerstahl referieren: Gerfin beschäftigt sich dabei mit leistungsfreundlichen Mustern in Damaszenerstahl, Pronk spricht über pulvermetallurgischen Damast.
Innovativ. Vielleicht ein großes Fenster in die Zukunft des Schmiedens öffnet Peter Schmeller. Er erforscht Wasserstoff-Speichertechnologien und wird in Kolbermoor über künftige Möglichkeiten berichten. Schon bald könnten saubere Schmiedefeuer mit selbsterzeugtem Wasserstoff betrieben werden. Diese Technik würde Probleme mit Abgasen oder Rauch in der Werkstatt lösen und gleichzeitig Energiekosten sparen. „Sie brauchen nur ausreichend Solarpaneele auf dem Dach, dann können Sie aus Wasser Wasserstoff herstellen und damit eine 5000 Grad Celsius heiße Flamme erzeugen“, sagt Schmeller. Der Forscher überrascht auch mit handfesten Beispielen: Er führt Versuche vor, mit denen er sogar Steine zum Glühen bringt.
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