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Die EN 1090 erhitzt die Gemüter nach wie vor, obwohl die Norm bereits seit Juli 2014 verpflichtend für alle in Europa ist, die tragende Teile aus Stahl oder Aluminium im bauaufsichtlichen Bereich herstellen oder in Verkehr bringen. Auf der einen Seite haben offenbar Planer, Architekten, Baubehörden, Auftraggeber und Bauherren noch wesentlichen Informationsbedarf. Wie sonst ist es möglich, dass noch immer Ausschreibungen von tragenden Teilen ohne Berücksichtigung der EN 1090 erfolgen oder Projektzuschläge an nicht zertifizierte Metallbauer gehen? Auf der anderen Seite gibt es immer noch Metallbauer, die bis heute eine Zertifizierung erfolgreich umgehen und trotzdem Aufträge mit tragenden Bauteilen ausführen.

Müssten nicht die Fachverbände, Handwerks- und Architektenkammern oder die IHKs besser aufklären? Und sollte das Thema endlich auch in Bauherren-Zeitschriften oder auf Infoveranstaltungen rund ums Eigenheim Einzug halten, wie Metallbauunternehmerin Claudia Nowack fordert? Im Interview fordert sie:„Mehr Informationen zur EN 1090!“

So lange aber Aufträge  — ob aus Unkenntnis oder Vorsatz — an nicht zertifizierte Unternehmen vergeben werden und dies keine oder zu wenig rechtliche Folgen hat, wird es weiterhin eine Kluft zwischen Zertifizierten und Nicht-Zertifizierten geben. Wer den Aufwand einer Zertifizierung kennt, weiß, warum die einen billiger anbieten können als die anderen. So verwundert es nicht, dass sich viele zertifizierte deutsche und österreichische Metallbauer von Politik und Verbänden im Stich gelassen fühlen. Der bisher funktionierende Wirtschaftskreislauf, der den Kommunen sprudelnde Gewerbeeinnahmen verschafft, wird langsam unterbrochen, auch weil öffentliche Aufträge fast nur an den billigsten Anbieter vergeben werden. Doch der sitzt oft nicht mehr in der eigenen Region, sondern kommt immer öfter aus den östlich und südlich angrenzenden Ländern. Verantwortung und Einhaltung von Gesetzen ist keine Einbahnstraße, sie wird von allen Beteiligten gefordert. Erst dann entwickelt sich erfolgreiches Unternehmertum zum Wohle aller.

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