Behälter und Container

Keine Geschäfte ohne Extras

Wenn wir Container hören, denken wir an Frachtschiffe, auf denen sich Boxen meterhoch in den Himmel stapeln. Oder an notdürftige Unterkünfte für Flüchtlinge oder Studenten. Doch diese Bilder haben mit dem Geschäftsfeld, von dem der deutsche Metallbau profitiert, nur wenig zu tun. Dennoch ist die Herstellung und Montage von Containern und anderen Behältern aus Metall eine wichtige Ertragsäule von Handwerksunternehmen. Fachautor Philipp Peters berichtet.

Mit den Frachtern aus Fernost hat das Geschäft mit Containern und Behältern nichts zu tun. „Die klassischen Überseecontainer kommen zu 100 Prozent aus Asien“, sagt Frank Hangebruch von Metallbau Emmeln. Der Mittelständler in Haren an der Ems macht seit mehr als 30 Jahren Geschäfte mit Containern und Behältern. „Mitte der 1980er-Jahre waren wir auf der Suche nach einem zusätzlichen Standbein“, erzählt der Leiter der Containerabteilung. „Die Wahl fiel auf den Sondercontainerbau.“ Sondercontainer heißt in diesem Fall: Jeder Container ist ein Unikat.

Container für Schaltanlagen

Emmeln ist damit exemplarisch für die Teilung, die es im Behälter- und Containerbau gibt. Auf der einen Seite sind die ehemalige Küfer und Fassbinder, die ursprünglich mit dem Werkstoff Holz gearbeitet haben und dann auf Metall oder Kunststoff umgestiegen sind. Denn außer in nostalgisch angehauchten Winzerkellern werden heute kaum noch Holzfässer gebraucht. Auf der anderen Seite sind die Unternehmen mit Wurzeln im metallverarbeitenden Handwerk. Sie haben Know-how im Umgang mit Blechen und Stählen und bringen diese nun in eine neue Form. Emmeln hat in früheren Tagen Fahrgeschäfte gebaut, also Attraktionen für Freizeitparks. Sogar das Drehkreuz am Eingang des Parks stellen die Niedersachsen her.

Nun könnte man meinen, die Fahrerkabine eines Fahrgeschäfts ähnle einem Behälter. Doch Frank Hangebruch widerspricht: „Das hat relativ wenig miteinander zu tun.“ Mit einer Ausnahme: Wer das Metallhandwerk ordentlich gelernt hat, der kann sowohl das Eine als auch das Andere.
Wie so viele Metallbauer im Behälter-Markt hat auch Emmeln sich spezialisiert. „Wir stellen vor allem Container für Schaltanlagen her“, sagt er. Also Schalterschränke für ein Umspannwerk oder für elektronische Anlagen im Bergbau, in der Ölförderung oder auch für komplexe Industrieanlagen. Mit den Endkunden hat Emmeln selbst wenig zu tun. Die Firma ist Zulieferer des Zulieferers. Nicht die Stadtwerke und Steinbrüche sind die Kunden, sondern Industriekonzerne wie Siemens oder General Electric, die quasi als Generalunternehmer den ganzen Komplex planen und bauen. Und das auf der ganzen Welt. „Es gibt keinen Kontinent ohne unsere Container“, sagt Hangebruch.

Schalterschränke von 100 bis 3.000 Kilogramm

Emmeln begleitet die Konzerne mit seinem Know-how schon in der Planungsphase. „Ein Schaltschrank kann 100 Kilogramm wiegen – aber auch drei Tonnen“, sagt Frank Hangebruch. Emmeln ermittelt, wie dick die Bodenplatte des Containers sein muss, wie die Kabel verlegt werden und natürlich welche Maße der Container überhaupt benötigt. Viel Technik bedeutet auch viel Abwärme und damit eine Lüftung und Kühlung, die ebenfalls noch verbaut werden müssen.

Knapp 80 Mitarbeiter zählt die Firma. Die Produktion ist je zur Hälfte mit der Freizeitindustrie und dem Behälterbau beschäftigt. Auf der technischen Seite ist das Unternehmen eher klassisch ausgestattet. Container werden in der Regel verschweißt. Zudem braucht man Kräne, denn die Bleche haben in der Regel Übermaß. Die Fertigungstiefe ist hoch „Wir kaufen relativ wenig zu“, sagt Hangebruch. Das lässt die Vermutung zu, dass man in der üblichen Werkstatt des Metallhandwerks auch jederzeit Container bauen könnte.
Das ist auch so. Mit einem Aber: Nicht nur deutsche, sondern sogar europäische Behälterbauer sind nur dann wettbewerbsfähig, wenn sie sich spezialisieren. Benzinkanister etwa wird man in Deutschland nie herstellen. Und auch Coladosen werden heute nur noch in industriell hoch getakteten und voll automatisierten Fabriken hergestellt. Die Qualität von Sondercontainer lebt vom Wissen und der Sorgfalt der Handwerker.

Behälter für den Weinbau

So auch bei der Firma Möschle in Ortenberg. Das Unternehmen ist am Rande des Schwarzwalds zu Hause – in der Ortenau, einer der wichtigsten Weinbauregionen Deutschlands. Historisch gesehen hat das Unternehmen schon immer Behälter, meist für Getränke hergestellt — für Wein, Bier oder Fruchtsäfte. „Wir haben uns über Jahrzehnte einen guten Ruf erarbeitet“, sagt Daniel Roth, der bei Möschle im Vertrieb arbeitet. Weintanks mit einer Kapazität von 500 Litern gehören zu den kleinen Behältern. Diese Gefäße kann man auch in Asien, Osteuropa und sogar in Ostdeutschland billiger bekommen, als bei dem Hersteller aus dem Südwesten. Doch für ihren Preis halten Möschle-Behälter ein Leben lang. Mit aufwändiger Handarbeit werden sie sorgfäligt ausgearbeitet, sodass sich keine Ablagerungen bilden können. Der berüchtigte Weinstein hat schon so manchen Billigtank zerfressen. Es ist wie mit dem Kochtopf: Den kann man für zehn Euro im schwedischen Möbelhaus kaufen oder für mehr Geld beim Markenhersteller. Möschle ist quasi der WMF unter den Behälterbauern.

Container für Bauschutt

Johannes Bönnighausen hat sich mit seiner kleinen Firma auf ein Produkt spezialisiert, dem man die Sonderanfertigung nicht unbedingt ansieht. Er stellt Mulden her, also Container für Bauschutt oder andere Abfälle. Gekauft werden diese vor allem von Entsorgungs- und Recyclingunternehmen. „Dort kennt man uns“, sagt Bönnighausen.

Mit ihm gibt es einen zweiten Mitarbeiter in der Firma. Die beiden stellen im nordrhein-westfälischen Höxter pro Jahr etwa 150 Mulden mit einem Volumen von fünf bis sieben Kubikmetern her. Aber mit einem Extra: Anders als die Billigversionen haben die Mulden von Bönnighausen verstärkte Böden und Wände. Zudem bekommen seine Mulden eine Klappe als Deckel. Auch das ist nicht üblich, sondern ein Extra.

Bönnighausen hat das Unternehmen vor einigen Jahren übernommen. Da war es bereits in diesem Segment etabliert. Daneben ist die Firma aber auch noch im klassischen Metallbau tätig – plant, fertigt und montiert Balkone, Treppen samt Geländer oder Terrassendächer. Brot- und Buttergeschäft sind aber die großen Container.

Info & Kontakte

Metallbau Bönnighausen
Küsterweg 9
37671 Höxter
Telefon 05271 7115

www.metallbau-boennighausen.de

Metallbau Emmeln GmbH & Co. KG
Eichenstraße 58
49733 Haren (Ems)
Telefon 05932 72 55 0

www.metallbau-emmeln.de


Ernst Möschle Behälterbau GmbH
Kinzigtalstraße 1a
77799  Ortenberg/Baden
Tel. 0781 93860

www.moeschle.com

Behälter als Exportschlager

Obschon aus den Unternehmen immer zu hören ist, dass die Container-Hersteller aus dem Ausland auf dem deutschsprachigen Markt erfolgreich sind, zeigt die Statistik ein anderes Bild. Hersteller aus Deutschland, Österreich und der Schweiz schaffen es durchaus, mit ihren vor allem als Sonderlösungen konzipierten Behältern auch international erfolgreich zu sein. Das verdeutlicht sich am Beispiel Österreichs. Dort sind Metallbehälter ein echter Exportschlager – besonders die Großen. Das geht jedenfalls aus einer Erhebung der österreichischen Bundesanstalt für Statistik hervor. So wurden
2015 insgesamt Metallbehälter im Wert von
113 Millionen Euro importiert. Das Exportvolumen beträgt aber 244 Millionen Euro – also mehr als doppelt so viel. Allein die großen Metallbehälter mit mindestens 300 Liter Fassungsvermögen bringen es auf einen Exportwert von 191 Millionen Euro, bei den Wareneinfuhren sind es hingegen nur
79 Millionen Euro.

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