Betriebe über Wandergesellen

„Jeder sollte die Herzblut-Handwerker aufnehmen!“

Nicht jeder Handwerksbetrieb öffnet sich für Wandergesellen. Katja Pfeiffer hat bei zwei Schmieden nachgefragt — bei Metallgestaltung Repp in Echzell und der Schmiede Woggon in Karsdorf. Beide Inhaber wurden bislang nicht enttäuscht!

„Wir hatten schon drei Wandergesellen in unserem Betrieb. Den letzten habe ich zufällig auf der Straße aufgesammelt,“ erzählt Alexander Repp, Geschäftsführer von Repp Metallgestaltung aus Echzell. „Weil er Schlosser war, passte das perfekt.“ Der Wanderbursche befand sich auf dem Weg nach Norwegen; geplant war der Zwischenstopp in dem beschaulichen Ort nördlich von Frankfurt deshalb nicht. Seine 14 Tage Aufenthalt bei Repp hinterließen bleibenden Eindruck.

„Auch wenn ich weiß, wie es ist, einen Wanderburschen aufzunehmen, bin ich jedes Mal von Neuem begeistert“, so Repp. „Es ist toll, so jemanden im Betrieb zu haben. Jemand, der die Strapaze und Entbehrung einer Wanderschaft auf sich nimmt, hat auch ernsthaft Interesse am Beruf.“ Von der Anwesenheit des freien Gesellen profitiert der gesamte Betrieb. Denn Repp merkt: Die leidenschaftliche Art und positive Ausstrahlung der Tippelbrüder übertragen sich auf die eigenen Mitarbeiter. Außerdem gäben Wanderbrüder ihren Kollegen auch gerne mal den ein oder anderen Kniff weiter, den sie sich in den unterschiedlichen Werkstätten angeeignet haben. Neben dem Fachlichen plaudere man natürlich auch über das Leben auf der Walz an sich. „Denn mal ehrlich: Wer will nicht wissen, was es alles aus der Welt der Wanderburschen zu berichten gibt?“

Die Einarbeitung in Repps Betrieb dauerte nicht lange, zumal der Wandergeselle schon eineinhalb Jahre unterwegs gewesen war. Doch ganz egal, wer als Nächstes in Kluft an die Tür von Repp Metallgestaltung klopfen wird: Aufnehmen wird der Meister diesen immer. Die Abläufe sind eingespielt: Zuerst wird er den Neuen ein paar Mal auf Montage mitnehmen. Danach geht’s an die Arbeit an Maschine und Werkbank. Übrigens: Auch der Sohn von Alexander Repp überlegt nach bestandener Gesellenprüfung auf Wanderschaft zu gehen.

Schmiede Woggon

In der Karsdorfer Schmiede Woggon wird seit jeher Steinmetzgeschirr hergestellt, so nennt man das Werkzeug der Steinmetze. 1979 gründete Altmeister Willi Woggon den Betrieb, den er Anfang 2019 an seinen Sohn Peter übergeben hat. Zu den festen Mitarbeitern der beiden Woggons gesellte sich im März 2020 für vier Wochen ein weiterer dazu: Vitus, gelernter Steinbildhauer aus Niederbayern und Fremder Freiheitsbruder, seit anderthalb Jahren auf Walz durch Deutschland und die weite Welt. Ins sächsische Karsdorf verschlug es ihn, weil er wissen wollte, von welcher Hand und an welchem Amboss sein Geschirr gehauen wird. Der Juniorchef erinnert sich gerne an seine erste Begegnung mit ihm: „Ein Freund rief mich an und sagte, er habe jemanden auf der Straße getroffen, es sei eine Überraschung für mich. Als ich dann in der Werkstatt ankam, wartete da ein Mann meines Alters mit schwarzem Zylinder, Kluft, Stenz und Charlottenburger auf mich.“ Der sagte sogleich sein Sprüchlein auf, ein kurzer Blick und ein Handschlag: Vitus blieb.  Zur Handwerkerehre gehört, dass ein Wandergeselle Kost und Logie frei hat. So ist das auch bei der Familie Woggon.

Der Meister wies den Steinmetzgesellen in das Schmiedehandwerk und die Beschaffenheit der Eisen ein, er selbst ließ sich von dem Wanderburschen über Steine unterrichten.

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