Bilanz zur Blechexpo/Schweisstec
Digitalisierung entfaltet Potenzial„Das Messe-Duo war in diesem Jahr so international wie nie. Bei den knapp 1.500 Ausstellern lag der Auslandsanteil bei 45 Prozent“, resümierte Projektleiter Georg Knauer. Die verkaufte Standfläche war mit 108.000 Quadratmetern rund 15 Prozent größer als 2017. Erstmals belegte die Blechexpo/Schweisstec die neue Messehalle 10. Die dreitägige Veranstaltung zählte über 41.000 Besucher.
In den vergangenen zehn Jahren haben zahlreiche Metall- und Stahlbauunternehmen Plasma-, Laser- und Wasserschneidanlagen angeschafft. Mancher hat sich mit der Investition von externen Dienstleistern unabhängig gemacht, andere ihre Kapazitäten ausgebaut und die Produktion beschleunigt beziehungsweise über die CNC-Steuerung die Fertigung stärker mit der Arbeitsvorbereitung vernetzt. Die „großen Maschinen“ sind inzwischen in der Branche Standard. Auf den folgenden Seiten stellen wir einige Anlagen im Überblick vor.
Ein Besuch des Messedoppels lohnt nicht nur wegen der Hersteller klassischer Sägemaschinen, neuer Schweißtechnologie und Absauggeräte, sondern auch wegen der Informationen der Dienstleister wie Laserhub oder EWM Stahl-Service-Center. Denn anstatt weiterhin Halbzeuge auf die althergebrachte Weise zu bestellen, kann es hilfreich sein, sich die neuen Bestellfunktionen der ausgefeilten Online-Portale erklären zu lassen.
Dass so mancher Betrieb die digitalen Neuerungen noch nicht in der Fertigung umgesetzt hat, erfahren derzeit die Mitarbeiter von Trumpf. Dr.-Ing. Heinz-Jürgen Prokop berichtete bei der Pressekonferenz: „Nach einem Tag in den Unternehmen werden unsere Berater meist länger gebucht, weil sich herausstellt, dass zunächst eine Grundordnung für eine Digitalisierung des Betriebs geschaffen werden muss. Schlechte Prozesse sollten nicht digitalisiert werden.“ Bei den kleineren Betrieben, die meist inhabergeführt sind, seien es natürlich die jüngeren Unternehmer, denen die Vorteile durch die Digitalisierung schnell klar sind. „Diese zeigen sich häufig offen, ihre fortschrittlichen Lösungen bei Betriebsbesuchen Unternehmerkollegen vorzustellen.“ (Das Interview mit den Experten von Trumpf lesen Sie online)
Grüne Entwicklung bei Stahlproduzenten
Mit neuen Metalllegierungen, vorteilhafteren Oberflächen und Services für Verarbeiter warteten die großen Stahlproduzenten auf, angefangen von Thyssen Krupp über Tata Steel, ArcelorMittal, Salzgitter bis hin zu voestalpine. Im Forum mit dreitägigem Vortragsprogramm referierten deren Mitarbeiter beispielsweise über neue unternehmerische Konzepte digitaler Datenauswertung. Menno van der Winden berichtete über das Optimierungspotenzial in der Produktion durch Advanced Analytics. Das Konzept wurde vom World Economic Forum und von McKinsey Anfang 2019 mit dem „Lighthouse Factory Award” ausgezeichnet. Das Analyseverfahren, das auch Prognosen ermöglicht, sorgt für umfangreiche Verbesserungen über die gesamte Prozesskette hinweg, unter anderem durch die effizientere Verwertung von Rohstoffen, eine höhere Fertigungsqualität und optimierte Logistik. Um dieses Potenzial zu nutzen, hat Tata Steel kürzlich die „Advanced Analytics Akademie“ im niederländischen IJmuiden ins Leben gerufen. Tata Steel wie ArcelorMittal haben sich beide bis 2050 das Ziel gesetzt, klimaneutrale Stahlproduzenten zu werden. Jochen Grünewald von ArcelorMittal Commercial berichtete beim Forum über eine 65-Millionen-Euro-Investition in eine Forschungsanlage in Hamburg, die ab 2023 rund 100.000 Tonnen direktreduziertes Eisen pro Jahr herstellen soll — zunächst mit grauem Wasserstoff, der aus Industrieproduktion anfällt, später mit Wasserstoff aus erneuerbaren Energiequellen. Diese Initiative gehört zum Projekt, dem sich Hamburg und Schleswig-Holstein verpflichtet haben. Es nennt sich „NEW 4.0“ (www.new4-0.de) und ist eine Allianz aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik. Ziel ist es, die Gesamtregion mit 4,5 Millionen Einwohnern bereits 2035 zu 100 Prozent mit regenerativem Strom zu versorgen. Dabei spielt die Stahlproduktion eine wichtige Rolle.