Connective Schnelllauftore

Kooperation von Telekom & Hörmann

Die Logistikbranche legt sich ins Zeug und öffnet sich der Digitalisierung. Ihr Ziel ist eine reibungslose, transparente Supply Chain. Damit ein defektes Schnelllauftor in der Lagerhalle nicht zum Nadelöhr wird, vernetzt Anbieter Hörmann seine Tore auf Wunsch mit dem Internet der Dinge (Internet of Things: IoT).

Langsam fährt der Stapler an das Hochregal mit Schlüsselrohlingen heran, die Gabelzinken schieben sich unter die Palette, das Fahrzeug setzt zurück und beschleunigt in Richtung Tor zum Verladebereich. Der Lkw wartet bereits im Hof, um die Bestellungen des Tages einzuladen und pünktlich zum Kunden zu fahren. Kurz vor dem Schnelllauftor bremst der Staplerfahrer abrupt ab: Das Tor hat sich zwar zu öffnen begonnen, ist dann aber plötzlich hängengeblieben. Durchfahren? Unmöglich, die Öffnung ist zu niedrig für das Fahrzeug. Wie soll die Ware jetzt zum Kunden kommen? Für die Lösung solcher Herausforderungen hat die Logistik die Digitalisierung für sich entdeckt. Die Branche legt sich ins Zeug, um ihren Anteil an der Supply Chain möglichst schnell und reibungslos abzuwickeln.
Laut Logistikmonitor 2018 der Bundesvereinigung Logistik (BVL) blicken Logistik und Intralogistik positiv auf die künftige wirtschaftliche Situation. Die BVL hat gemeinsam mit Statista rund 400 Logistikexperten interviewt. Sorgen bereitet der Branche demnach der Fachkräftemangel, und zwar über alle logistischen Tätigkeitsbereiche hinweg vom Staplerfahrer über die Speditionskauffrau bis zum Fachinformatiker.

Chancen digitaler Technologie

Eine entscheidende Rolle sprechen die Experten laut BVL-Studie der Digitalisierung zu. Schließlich basiert die gesamte Industrie 4.0 auf einer vernetzten Intralogistik, in der alle Komponenten just in time bereitstehen. Technologien wie Künstliche Intelligenz, Blockchain, autonomes Fahren und das Internet der Dinge werden sich durchsetzen und das Preis-Leistungs-Verhältnis optimieren.

Allerdings bewerten die Befragten den Einsatz neuer Technologien als kostspielig und aufwändig. Zudem bemängeln sie, dass sich in vielen Bereich bisher kein Marktführer oder keine Schlüsseltechnologie herauskristallisiert habe. Dies erschwere die Umsetzung von Unternehmensstandards zusätzlich. Dennoch bezeichnet knapp die Hälfte der Studienteilnehmer ihr Unternehmen in Sachen digitale Transformation als Trendsetter oder Innovator. Als treibende Akteure nennen sie die Endkunden und Originalgerätehersteller. Branchenübergreifende Kooperationen zwischen Dienstleistern, Handel, verarbeitendem Gewerbe, Beratung, IT-Dienstleistung und Forschung könnten vielversprechende Innovationen hervorbringen.

Bei Stillstand Fehlanzeige

Damit die stark durchgetaktete Supply Chain nicht aufgrund einer technischen Störung am Hallentor ins Stocken gerät, hat Hörmann seine Schnelllauftore mit dem Internet der Dinge vernetzt.

Der Familienbetrieb mit Zentrale in Steinhagen ist in Europa einer der führenden Anbieter für Tore, Türen, Zargen und Antriebe für private wie gewerbliche Immobilien und beschäftigt weltweit mehr als 6.000 Mitarbeiter. „Im Gespräch mit unseren Kunden erfahren wir immer wieder, wie schnell ein defektes Hallentor sie in Schwierigkeiten bringen kann“, sagt Rüdiger Bierhenke, Verkaufsleiter für Industrietore, Verladetechnik und Zufahrtskontrollsysteme bei Hörmann.

„Funktionierten das Kommissionieren, Verpacken und Versenden gerade noch reibungslos, steht plötzlich alles Kopf – und dem Kunden läuft die Zeit davon.“ Aber wie effektiv verhindern, dass ein Tor stillsteht? Der Hersteller aus Westfalen macht sich das Internet der Dinge (IoT) zunutze. Serienmäßig ab Werk oder nachträglich als Retrofit-System kann Hörmann seine flexiblen Schnelllauftore und die Speed-Sectionaltore mit Smart Control ausstatten, einer Lösung für das Industrial IoT.

Was ist Industrial IoT?

Bezeichnet das IoT zunächst allgemein die Vernetzung beliebiger – auch privater – Gegenstände aus dem Alltag, geht es im Industrial IoT speziell darum, Maschinen im industriellen Umfeld anzubinden. Die vernetzten Geräte bekommen eine eindeutige IP-Adresse im Netzwerk zugewiesen und werden mit elektronischer Intelligenz bestückt. So sind die Smart Devices in der Lage, via Internet zu kommunizieren und Aufgaben auszuführen. Neben der Kommunikation von Maschine zu Maschine (M2M) verfügen viele intelligente Maschinen über eine Schnittstelle zu einem Webportal. So lassen sie sich von überall steuern und gewähren Einblick in ihr Innerstes.

150 Parameter im Webportal

Die Lösung von Hörmann liest aus jedem vernetzten Tor mehr als 150 Parameter aus: den Zähler für das Öffnen und Schließen, die Temperatur, die Betriebsstunden, den Status und Fehlercodes. Außerdem erkennt Smart Control die individuellen Einstellungen der Steuerung des vernetzten Tors. Alle Sen-sordaten überträgt das System per Mobilfunk an eine Cloud-Plattform. Bahnt sich ein Problem oder Verschleiß an, geht im Webportal beim Kundendienst eine Warnung ein, lange bevor das betreffende Tor stillsteht. Direkt in die Steuerung des Tores einzugreifen, ist dem Kundendienst von Hörmann allerdings nicht möglich. „Jede Änderung, die der Service im Portal anstößt, muss der Kunde manuell am Tor bestätigen. So stellen wir sicher, dass ein Tor nicht remote manipuliert werden kann“, sagt Marc Aulenkamp, Projektleiter Smart Control bei Hörmann.

Maschinen in Echtzeit beobachten

Hinter Smart Control steckt die IoT-Komplettlösung Cloud der Dinge der Telekom. Sie bietet vorgefertigte Funktionen, um via Internet angebundene Geräte zu administrieren und die übertragenen Sensordaten direkt zu nutzen. In einem Webportal sind alle angebundenen Maschinen sichtbar inklusive der Gerätewerte und -kennzahlen in Echtzeit. Die einzelnen Parameter lassen sich auch über beliebige Zeiträume betrachten. Anhand vordefinierter Schwellenwerte erkennt die Lösung, wenn sich ein Problem anbahnt, und schlägt rechtzeitig per E-Mail oder SMS Alarm.
Alle Alarme sind in einer zentralen Ansicht gut zu überblicken und zu bearbeiten. Läuft eine Maschine mangels Schmierstoff plötzlich über der normalen Betriebstemperatur, meldet sie sich im Webportal, bevor ein Schaden entsteht. Sogar Geofencing-Zonen kann der Anwender in der Cloud der Dinge festlegen, also Bereiche, innerhalb derer sich eine Maschine befinden darf. Wird beispielsweise ein vernetzter Stapler vom Werkhof gestohlen, schlägt die Lösung Alarm und zeigt auf einer Karte, wo er sich aktuell befindet.

Nach zweitem Service amortisiert

Smart Control unterstützt den Kundendienst bei Störungen. 200 Mitarbeiter kümmern sich im Unternehmen an sechs Wochentagen fast rund um die Uhr um die Probleme der Kunden. Bisher war die Suche nach dem Fehler jedoch nur direkt vor Ort an der Torsteuerung möglich. Mit Smart Control werfen die Hörmann-Techniker nun via Webportal zunächst einen genauen Blick auf die Daten des Tors. Probleme an der Torsteuerung lassen sich häufig direkt am PC beheben.

Muss der Kundendienst doch zum Kunden fahren, sind die passenden Ersatzteile und Werkzeuge direkt mit dabei und das Tor ist schneller wieder im Betrieb. „Beim Kunden amortisieren sich die Kosten für Smart Control durchschnittlich mit dem zweiten Serviceeinsatz“, sagt Verkaufsleiter Bierhenke. „Wir denken bereits darüber nach, wie Smart Control künftig automatisierte Serviceprozesse ermöglichen könnte. Generiert die Lösung eine Meldung, wird sofort ein Serviceauftrag erstellt und das passende Ersatzteil geordert.“

Vorausschauend gewartet – länger in Betrieb

Die Erfahrungen mit der IoT-Lösung beim Hörmann-Kundenservice: Die Zahl der Noteinsätze und doppelten Anfahrten nimmt ab und die Kundentore sind effizienter gewartet. Denn die Techniker kümmern sich nicht mehr routinemäßig innerhalb eines festgelegten Intervalls, sondern achten auf die Echtzeit-Daten im Webportal: Hat ein Tor eine bestimmte Zahl an Öffnungs- und Schließvorgängen erreicht, kann der Techniker die entsprechende Feder austauschen, bevor sie ermüdet und das Tor ungeplant stillsteht.

Predictive Maintenance, also vorausschauend zu warten und Fehler zu beheben, bevor sie entstehen, entlastet den Kundendienst – und den Geldbeutel der Kunden. Als nächsten Schritt plant Hörmann, Smart Control auch für die Schnelllauftore am Hallenabschluss anzubieten. ⇥

www.hoermann.de

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