DFB Museum Dortmund
Fassadenbauer bringt sportliche LeistungWie der Ball des WM-Endspiels von 1954 oder der Mannschaftsbus der Weltmeister von 2014 erzählt jedes der rund 1.600 Exponate in der Ausstellung des DFB Museums seine eigene Geschichte. Damit Passanten bereits beim ersten Anblick des Gebäudes ans Thema Fußball denken, haben die Düsseldorfer HPP Architekten eine dynamische Fassade mit rechteckigen Feldern aus Leichtmetall entworfen.
Von Weitem betrachtet, erzeugt die Lochung der rechteckigen Aluminiumfelder ein sechseckiges Fußballmuster sowie einen offenen Gebäudecharakter. Der Werkstoff Aluminium ermöglicht mit seiner Plastizität vielfältige Gestaltungsvarianten: Das Muster des Fußballs wurde mit Perforierungen und einer speziellen Lochung imitiert. Die Öffnungen in DIN A4-Größe wurden ausgefräst. Damit das Konstrukt bei Wind und Wetter stabil ist, wurden als Traggerüste rückseitig angebrachte, u-förmige Aussteifungsrahmen und schwere Stahlkonsolen eingesetzt.
Lackierung mit Spezialeffekt
Für den gewünschten Metall-Effekt der weiß gefärbten Bleche reicherte Pohl den Lack mit kleinen Metall-Partikeln an, wobei das Pulver für die Nasslackierung anlagenspezifisch hergestellt wurde. Das Ergebnis ist ein Effekt, der mit einem dezenten, für Perlmutt typischen irisierenden Schimmer imponiert. „In der Sonne glitzern unsere weißen Bleche regelrecht“, begeistert sich Peter Marquardt, Projektleiter bei Pohl, für die Optik. Je nach Wetterlage wirken sie auch grauweiß wie die Sydneyer Oper. Um eine dauerhafte Lackierung in dieser Form zu ermöglichen, kreierte der Experte für Oberflächenveredelung einen individuellen Lack, der bei der Bearbeitung im Ofen nichts an Qualität einbüßt und so Prozessstabilität gewährleistet. Herkömmliche Weiß-Töne reagieren sehr schnell nachhaltig auf Temperaturen und laufen Gefahr zu vergilben. Diese innovative Beschichtung ist eine Weiterentwicklung der herkömmlichen Metallic-Lackierung. „Sie sieht nicht nur hochwertiger und effektvoller aus, sondern durch die Beimischung von Metallpartikeln wird der Lack auch härter und widerstandsfähiger – die glatte Oberfläche zeichnet sich durch eine hohe Wetterbeständigkeit aus“, betont Marquardt.
Eine funktionale und transparente Fassade
Sowohl die 3.500 m² große Vorhangfassade aus 4 mm dickem Aluminiumblech als auch die 2.000 m² große Aluminium-Pfosten-Riegel-Fassade setzte das Metallbauunternehmen Jansen um. Darüber hinaus war auch die Montage von ca. 3.000 m² WDVS Teil des Auftrags, den allerdings ein Nachunternehmer im Werkvertrag ausgeführt hat. Mit rund 100 Mitarbeitern gilt der Betrieb mit Standort in Heinsberg als Spezialist für Fassaden-, Fenster- und Türentechnik. „Überregionale Projekte gehören zu unserem Alltagsgeschäft“, stellt Daniel Laumen fest. Er ist bei Jansen für Kalkulation und Vertrieb zuständig und hatte die kaufmännische Projektleitung für das Fußballmuseum. „Das Gebäude wird durch die Pfosten-Riegel-Bauweise im rundum transparenten Erdgeschoss und seiner metallenen Haube gegliedert. Das Foyer mit seiner auskragenden nach außen geneigten Fassadenfront ist architektonischer Blickfang und strukturiert das Gebäude ebenfalls“, erläutert er.
Die offene Architektur mit den in Konsequenz großflächigen Fassadenfeldern sorgte für enorme Glasgewichte. Die Zweifach-Isoliergläser haben ein Format von 2,5 m x 4 m und 2,5 x 5 m, Hersteller ist die Hunsrücker Glasveredelung Wagener. Für die Pfosten-Riegel-Fassade wurde der Typ Isolar Neutralux-uno 1,0 UG mit einer N10-Beschichtung verwendet.
Im Foyer überspannt die Glasfassade, deren Statik mit Stahlkern in den Aluminiumprofilen, optimiert wurde, eine Höhe von 10 m. Die Zweifach-Isoliergläser bestehen aus VSG 10 mm (außen) und VSG 8 mm (innen). „Vor allem die im Obergeschoss nach außen geneigte Skybar aus den Systemen Schüco AOC 75 und FW60+ mit einer Stahl-Unterkonstruktion stellte mit Gläsern, die mehr als eine Tonne wiegen, höchste Ansprüche an Technik und Montage“, hebt Laumen hervor. Die Aufsatzkonstruktion AOC 75 wurde mittels Bohrung und Verschraubung auf den vorhandenen Montanstahlpfosten befestigt. Des Weiteren wurden Riegelprofile aus dem System FW60+ per Sonderhalter zwischen den Stahlpfosten eingezogen. Da die Scheiben mit dem Format von 2,5 x 5,8 m und einer nach außen geneigten Geometrie Absturzsicherheit gewährleisten müssen, war eine Zustimmung im Einzelfall notwendig. „Eine Lösung nach der TRAV ist für diese baulichen Anforderungen nicht möglich“, so Laumen.
Der Einbau der Gläser in die Fassade der Skybar war eine logistische Herausforderung: Aufgrund der negativen Neigung der Fassade konnten die Gläser nicht mittels Mobilkran und Glashaftgerät eingesetzt werden. „Wegen der örtlichen Gegebenheiten hätten wir eine Gegengewichtsanlage mit angebautem Manipulator gebraucht“, erläutert Laumen. Eine handwerkliche Lösung schuf Abhilfe. Die Gläser wurden mithilfe eines Kettenzugs in Position gebracht, der speziell zu diesem Zweck an der Tragkonstruktion des Dachs angebracht wurde. „Von Teleskopsteigern aus haben wir die 1.015 kg schweren Scheiben fixiert.“
In Sachen Blendschutz entschied sich Jansen für ein System des Dillinger Sonnenschutzspezialisten Brichta. Insgesamt wurde eine Fläche von 1.100 m² verschattet. Die Anlagen wurden mit oberem Rollkasten und Führungsschienen auf den inneren Pfosten-Riegel-Profilen montiert. „Knifflig an dieser Aufgabenstellung war, die enormen Höhen von 10 m im Atrium und 6 m in der Skybar mit einem System ohne Unterbrechung oder Kopplung zu realisieren“, berichtet Laumen. Die Sonderlösung wurde mit dem Behangmaterial Soltis 99 von Serge Ferrari ausgeführt. Bei einem Achsmaß von 2,5 m konnten extrem große einteilige Anlagen realisiert werden, die eine optimale Beschattung bieten und die Architektur der offenen und dynamischen Fassaden nicht beinträchtigen.
Bus passt durch die Tür
Eine bauliche Finesse gelang mit der Türanlage in der Glasfassade, die als Einfahrtstor fungiert. Der Mannschaftsbus der Weltmeister von 2014 ist mit 13 m Länge, 2,55 m Breite und 3,70 m Höhe das größte Exponat. Für den Torbau hat Metallbau Jansen die Jansen Viss Fassadentüre ausgewählt. Mit einer Breite von 5 Metern und einer Höhe von 4 Metern können die DFB Busse der Nationalmannschaft durch diese zweiflügelige XXL-Glastüre ins Gebäude fahren.
Das System basiert auf einer Pfosten-Riegel-Stahlkonstruktion und bildet mit der Schüco Glasfassade eine einheitliche Gestaltungslinie – ein Architektenwunsch. Laumen betont: „Selbst wenn es um den Bimetall-Effekt geht, ist diese Fassadentüre wegen ihres speziellen Konstruktionsprinzips unkritisch.“ Die Türflügel fertigte Jansen als Sonderkonstruktion, wobei ein Flügel ca. 600 Kilogramm wiegt. Bei den Scheiben handelt es sich um Zweifach-Isolierglas, Typ Isolar VSG 10 mm (außen) und VSG 8 mm (innen). Zur Druckentlastung der schweren Türflügel wurden Torlaufrollen eingesetzt. „Die Türe lässt sich manuell über einen Drehgriff mit Zusatzverriegelung bedienen“, erklärt Laumen.
Ausblick
Im Oktober 2015 wurde das Museum eröffnet, Kick-off für Metallbau Jansen war im Januar 2013. Also eine sportliche Leistung, die zudem einen langen Atem erforderte. Jetzt sind die Besucher dran. Indem die Gebäudehülle des DFB Museums unmittelbar zum Thema Fußball eine Assoziation herstellt, wirbt sie bei den Passanten rund um den Hauptbahnhof, sich mit der Geschichte des Fußballs zu befassen.
Den Museumsbetrieb organisieren ca. 100 Mitarbeiter. Bis Ende Januar besuchten bereits 75.000 Fußballfans die Ausstellung. Nach Information des Museums läuft bei jährlich 270.000 Besuchern der Betrieb kostendeckend.