Die Brandt AG

Deutscher Wandergeselle blieb in Bulle

Im französischsprachigen Teil des Kantons Freiburg in der Schweiz hat das Schlosserhandwerk Tradition. Bulle, mit nur 22.000 Einwohnern zweitgrößte Stadt des Kantons ist ein wichtiges regionales Wirtschafts- und Handelszentrum. Dafür stehen auch die rund 30 Metallbaubetriebe, die hier ihren Standort haben.
Schmiedeeiserne Werkstücke für Villen und Kirchen in der Romandie – damit machten sich die ersten beiden Generationen einen Namen. Heute genießt Brandt vor allem für Fassaden ein Renommee, sowohl aus Stahl als auch aus Aluminium. Systempartner sind Wicona und Forster. Im Umkreis der französisch-sprachigen Schweiz erwirtschaftet der Betrieb mit 52 Mitarbeitern ca. 11 Mio. Euro Jahresumsatz, vereinzelt werden auch Objekte im Ausland realisiert – etwa in Saudi Arabien.
Das moderne Metallbauunternehmen empfiehlt sich heute mit Aufträgen für den Aéroport International in Genf, für die Université de Freiburg, das Musée du Vitrail in Romont oder das Gebäude der Credit Suisse in Lausanne. „Darüber hinaus sind wir bei der Sanierung und dem Bau zahlreicher Schulen im Kanton Freiburg beteiligt“, berichtet Charles Henri Brandt. Auf dem Hof steht eine Musteraluminiumfassade für eine Sekundarschule in Perly-Certoux im Kanton Genf. Das Pfosten-Riegelsystem ist von Wicona, bodentiefe Fenster werden in das Fassadensystem mit teils festverglasten Flächen eingesetzt. Zum Sonnen- und Blendschutz wurden außenliegende Jalousien installiert, als Absturzsicherung französische Ganzglasbalkone.

Das Privatsegment stärker im Blick

Rund 50 % des Umsatzes wird mit Fassaden generiert, 40 % macht die Bauschlosserei aus. Brandt gilt als Spezialist für Treppen und Geländer. Zurzeit fertigen die Stahlbauer Geländer für 20 neue Wohnblöcke in Lausanne.
Die Gewerbe- und Industriegebiete rund um Bulle schlagen sich in den Auftragsbüchern nieder: Über die Hälfte der Aufträge stammen vom Gewerbe, 25 % von der öffentlichen Hand und ca. 20 % von Privatkunden. Zur Hälfte etwa sind Architekten die Ansprechpartner. „Die öffentlichen Aufträge sind seit vergangenem Jahr rückläufig, der Wettbewerb hat angezogen“, sagt Geschäftsführer Charles Henri Brandt. Er ist zugleich Präsident der AM Suisse Metall Freiburg. Seit sechs Jahren führt er mit seinem Bruder Christoph den Betrieb. Die Brüder haben beide die handwerkliche Laufbahn des Schweizer Metallbaus absolviert: Geselle, Meister, Werkstattleiter.
Um den stärkeren Wettbewerb um öffentliche Aufträge auszugleichen hat Christoph Brandt als Vertriebsmanagers die Privatkunden in den Fokus genommen. „Wir kümmern uns intensiver um private Anfragen, beispielsweise mit dem Team für Servicetechnik.“ Seit Sommer 2015 sind zwei Metallbauer ausschließlich für Reparaturaufträge zuständig. „Unterwegs mit einem Servicefahrzeug beraten die Außendienstler auch Kunden und akquirieren Aufträge, oft nebenbei.“ Im Privatsegment ist der direkte Kontakt mit dem Bauherrn von Vorteil. „Das Ergebnis profitiert davon, wenn die Leistungen im Gespräch direkt mit dem Kunden abgeklärt werden.“ Und, diese Arbeitsweise bietet Chancen für mehr Arbeitszufriedenheit.
Das traditionelle Geschäft an den Zeitgeist anzupassen ist ebenso Strategie wie kreative Neuerungen. So hatte Christoph Brandt die Idee, mit Industriedesignern zu kooperieren und die Produktpalette um Designmöbel zu erweitern. Die Designer Marissa Scarangella und Bastian Perriard sind für Kreation, Marketing und Vertrieb zuständig, und die Metallbauer von Brandt fertigen. Die Zusammenarbeit firmiert unter Kind of Design – inzwischen eine Möbelmarke, die für eine nachhaltige Wohneinrichtung aus Metall und Holz Swiss Made steht.
Aber auch die etwas losere Kooperation mit PMF System in Marly zeigt unternehmerische Aufgeschlossenheit. PMF Unternehmensgründer Lino Peverada hat nach dem Vorbild von Lego einen Modulbaukasten erfunden, aus dem sich unterschiedliche Regalvariationen in allen Farben bauen lassen. Unkonventionelle Wege auszuprobieren, ist typisch für die Brandt AG.

Schlagkräftige Belegschaft

Die Betriebsfläche von Brandt strukturieren drei Hallen: eine für Stahl- die andere für Aluminiumbau und eine dritte für die Blechbearbeitung. Zur Rue de Planchy hin steht das Bürogebäude, die jüngste Erweiterung des Unternehmens. Dort sind in der Verwaltung fünf Mitarbeiter tätig, zehn konstruieren und kalkulieren im Technischen Büro, eine Mitarbeiterin organisiert den Einkauf, der Rest der Belegschaft produziert oder montiert.
Ausbildung wird traditionell großgeschrieben. Das Unternehmen bildet nicht nur zum Metallbauer aus, auch für die Berufe Technischer Zeichner, Kaufmann und Logistiker werden Schulabsolventen eingestellt. Allein für den Metallbaunachwuchs kommen jedes Jahr zwei neue hinzu.
Ein Ausbildungsleiter kümmert sich um die Jugendlichen, die im ersten Jahr ausschließlich in der Lehrlingswerkstatt eingearbeitet werden. „Erst dann werden die Azubis in die Fertigung miteingebunden“, sagt Charles Henri Brandt. Regulär dauert die Ausbildung in der Schweiz vier Jahre.

Moderne Betriebsabläufe

Der Verband AM Suisse in Zürich hat seinen Mitgliedsbetrieben zur Zertifizierung nach EN 1090 gute Unterlagen und Beratung zukommen lassen, damit diese die Prüfungen zügig über die Bühne bringen. Charles Henri Brandt bestätigt: „Sicher haben wir ein bisschen Zeit investieren müssen, aber es war machbar. Wegen der Sprache haben wir eine notifizierte Stelle in Luxemburg beauftragt.“ Seit Februar kann der Betrieb die nötigen Zertifizierungen nachweisen.
Die Modernisierung im Betriebsmanagement ist eine kontinuierliche. Seit 2010 sind die Betriebsabläufe über ein ERP-Management-System vernetzt. „Es gibt eine Übersicht über alle Projekte mit den jeweiligen Arbeitsstunden, Materialkosten und allen weiteren Aufwendungen“, berichtet Christoph Brandt. Seit fünf Jahren wird das Datensystem gepflegt, seit zwei Jahren lässt sich auf Basis der Zahlen gezielt planen. „Die Kalkulation arbeitet mit Excel, unsere Projekte setzen sich aus so vielen individuellen Maßgaben zusammen, dass dieses Programm für uns die passendste Lösung ist.“ In der Stahlbauhalle werden noch manuelle Maschinen eingesetzt wie etwa die zum Begradigen von Flachstahl. Zugleich wird mit modernen Maschinen gearbeitet, teils CNC-gesteuert. Erst kürzlich wurde eine CNC-Kaltenbachsäge für Stahl und Edelstahl angeschafft.

Fazit

Die Brandt AG hat einen Erfahrungshorizont vom Amboss bis hin zu industriell orientierten CNC-Metallbearbeitungsmaschinen. Ein Charakteristikum des tradtitionsreichen Unternehmens ist das stete Engagement um bestmögliche Qualität und eine spielerische Lust am kreativen Konstruieren.

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