Kölner Messingportal für Rockefeller Center
Besucher des 75 Rockefeller Plaza werden von Kölner Metallbaukunst empfangen: Den Eingang des New Yorker Wolkenkratzers schmückt ein knapp 57 Quadratmeter großes Messingportal. Aufsehen erregt der Fassadenschmuck, weil es scheint, als ob er aus einem Guss ist. Dem Wunsch der Planer von Kohn Pederson Fox (KPF) Architects entsprechend, setzt sich die monolithische Leitlinie auch in der Gestaltung des Empfangstresens fort. Der Security Desk des Empfangs ist ebenfalls aus Messing und in Köln gefertigt.
Messingportal für Rockefeller Center
In Manhattan zwischen der Fifth Avenue und der Avenue of The Americas (Sixth Avenue) eingebettet, liegt das 20 Bauten zählende Rockefeller Center. Die Idee, einen großen Platz zu gestalten, der von einheitlicher Bebauung umgebenen ist, entstand bereits 1926 und war ein völlig neuer Schritt in der Geschichte moderner urbaner Architektur – eine Gebäudegruppe als architektonische Einheit im Zentrum einer Metropole hatte es bis dato noch nicht gegeben. John D. Rockefeller II, Angehöriger des Rockefeller-Clans und einer der reichsten Männer der Welt, war so sehr von dem Projekt begeistert, dass er sich dazu entschloss, die Finanzierung zu übernehmen.
Nach Rockefellers Vorstellungen entstand ab 1931 ein stilistisch abgestimmtes Gebäudeensemble im Art-déco-Stil. Der Bauherr und Menschenfreund beschäftigte trotz Wirtschaftskrise 40.000 Mitarbeiter auf seiner Baustelle. Im Mai 1933 waren die ersten Büros bezugsfertig und mit Ausklingen der Great Depression kamen täglich mehr als 125.000 Menschen zum Arbeiten, Einkaufen oder Flanieren ins Rockefeller Center. Das unter diesen Umständen die Kapazitäten der 14 bis dato entstandenen Wolkenkratzer erschöpft waren, ist wenig verwunderlich – bis zum Ende der 1940er Jahre wurden deshalb die letzten sechs Bauprojekte vollendet.
Der 75 Rockefeller Plaza wurde 1947 fertiggestellt und zählte zunächst Esso, später dann Time Warner zu seinen Hauptmietern. Als RXR Realty im Jahr 2013 die Administration des Hochhauses übernahm, veranlassten die Immobilienverwalter eine Grundsanierung, um das Gebäude wettbewerbsfähig zu gestalten. Die Modernisierung stand unter dem Motto „Wiedergeburt eines Wahrzeichens“.
Bis auf die charakteristische und denkmalgeschützte Kalksteinfassade, wurde nahezu jeder Bereich verändert: Büroräume, Treppen, Aufzüge, die Heizungsanlage und das Foyer wurden umgebaut, ersetzt oder neugestaltet. Aber auch von außen sollte die Veränderung des 33-stöckigen Bürogebäudes erlebbar werden – den Gestaltern von KPF Architects schwebte ein imposantes Portal aus Messing mit einer homogenen Oberfläche als ideale Lösung vor. Weil die Spezialisten der Pohl-Gruppe, sowohl in der Fertigung von hochwertigen Fassaden, als auch im Metallbau international einen guten Ruf genießen, wurden sie für das Projekt engagiert.
Messing ist derzeit im Bereich der exklusiven Architektur aufgrund seiner edlen Optik und seiner ausgeprägten Korrosionsbeständigkeit und Nachhaltigkeit bei geringem Materialeinsatz sehr gefragt. Die Verarbeitung der hochwertigen Kupfer-Zink-Legierung erfordert allerdings besonderes Geschick, da der Werkstoff stark wärmeleitend ist und sich bei falscher Handhabung verformen kann.
Damit die 10,5 Meter breite und 5,4 Meter hohe Messingplatte am Eingang des Bürogebäudes wie aus einem einzigen Blech gefertigt aussieht, wurde ein Schweißverfahren entwickelt, dass kaum Hitze erzeugt. Durch anschließendes Behandeln der Schweißnähte, wurden sie zusätzlich kaschiert und sind somit unsichtbar.
Der Security Desk
Auch im Innenbereich des 75 Rockefeller Plaza setzen die Architekten neben ausgewählten Edelhölzern und Marmor auf die hochwertige Messingoptik: So wurden beispielsweise auch die Heizungs- und Aufzugsverkleidungen sowie verschiedene Zierleisten aus dem edlen Material gefertigt.
Die Ein-Stück-Optik des Eingangsportals findet sich auch im Design des neuen Security Desks im Foyer wieder: Damit die Vorderseite des Empfangstisches genauso makellos aussieht wie die großflächige Messingfassade, sind kaum Einzelteile verbaut worden – die Front besteht nahezu aus nur einem Blech, das mehrdimensional verdreht zu sein scheint. Auch bei der Bearbeitung des aufwendigen Freiformdesigns lautete die Maßgabe, dass auf der Oberfläche keine Schweißnähte zu sehen sein dürfen. Diese Bedingung zu erfüllen gestaltete sich beinahe noch schwieriger als zuvor bei dem Fassadenbauteil, da diesmal eine dreidimensionale Konstruktion geschaffen werden sollte.
Auf den gestalterischen Vorgaben der Architekten basierend, hat das Projektmanagement ein 3-D-Modell des Empfangstresens entwickelt und detailliert geplant, wie die Materialien möglichst effektvoll eingesetzt werden können. Um dem Security Desk die nötige Stabilität zu geben, ist im Innern ein Gestell aus Furnierschichtholz und feuerbeständig lasierten Sperrholzplatten verbaut worden. Anschließend wurden die Messingbleche an der Unterkonstruktion befestigt und miteinander verschweißt, wobei die Schweißverbindungen an den Kanten wegen der wärmespeichernden Eigenschaften des Materials auch für die Metallexperten eine herausfordernde Aufgabe darstellten.
Bevor die Bleche an der Holzkonstruktion angebracht wurden, sind sie aufwendig von Hand patiniert worden, um das gewünschte matt-glänzende Finish zu erzielen. Mit einem speziellen Verfahren sorgten die Facharbeiter außerdem für eine darauf abgestimmte Schliffoptik der Oberfläche. Eine hauchdünne Wachsschicht schützt das edle Material vor kleineren Kratzern. Auf den horizontalen Flächen sind zudem Glasplatten angebracht, um die Eleganz der Hülle zu bewahren.
Aufwändige Logistik
Ganz aus einem Guss konnte der Empfangstisch jedoch nicht gefertigt werden, da er mit einem Maß von 5,8 Metern Länge und 2,8 Metern Breite zu groß für einen Überseecontainer ist. Auch das Eingangsportal wurde erst vor Ort abschließend montiert, da es sonst nicht transportabel gewesen wäre. Deshalb haben die Fachkräfte eine – für den Transport abnehmbare – Seitenkonstruktion entwickelt, bei der nicht direkt ersichtlich ist, dass es sich dabei um ein separates Segment des Tisches handelt. Zunächst sollte die Konstruktion zudem erheblich kleiner sein, während der Planungsphase hat der Auftraggeber sich aber dazu entschieden, auch die Steuerung von Feuerschutz- und Haustechnik im Security Desk zu verbauen.
Nach drei Monaten akribischer Planung und gewissenhafter Arbeit hat der 1,2 Tonnen schwere Koloss nun den Weg in die Staaten angetreten und ist seit April neben dem edlen Portal im 75 Rockefeller Plaza zu bewundern. Das Rockefeller-Projekt hat bei der Firma Pohl neue Maßstäbe gesetzt: Das Messingportal ist das größte Fassadenbauteil, das die Produktionsstätte in nahezu einem Stück verlassen hat und die vollverschweißte Konstruktion des Security Desks ist eher ein Kunstwerk als ein gewöhnlicher Empfangstresen. red, 15.08. 2017