Martin Hartl

„Unvorstellbares einfach umgesetzt“

Martin Hartl führt in Waldneukirchen einen Metallbaubetrieb mit rund 35 Beschäftigten, 2019 hat seine Belegschaft ca. 5,7 Millionen Euro erwirtschaftet. In der Vorstandschaft von Netzwerk Metall (ca. 50 Metallbaubetriebe) und im Ausschuss der Landesinnung Oberösterreich ist er mit ca. 70 Unternehmerkollegen verbunden. Wir haben mit ihm am 12. Mai über die Lage der Branche im Nachbarland sprechen können.

Die Ehrenamtlichen der Landesinnung sind zu Beginn der Krise den Unternehmerkollegen vor allem im persönlichen Gespräch zur Seite gestanden, haben sich ums Seelenheil gekümmert. Die wirtschaftlichen Hilfsmaßnahmen kamen vom Bund. Bis Mitte Mai hat sich in Österreich der Geschäftsalltag weitgehend normalisiert. Bei Hartl beispielsweise waren alle 35 Mitarbeiter für Kurzarbeit angemeldet, aktuell wird aber nur mehr für drei Mitarbeiter die staatliche Hilfe in Anspruch genommen. Auch auf den Baustellen ist nach sechs Wochen bis auf das Einhalten von Abstand und das Tragen von Schutzmasken wieder Routine eingekehrt. Täglich wird dort kontrolliert, ob die Vorgaben eingehalten werden, wie Geschäftsführer Martin Hartl betont.

Beim Material gab es vor allem bei der Lieferung von Profilstahl und bei Blechen Probleme. Dank gefüllter Lager konnten Engpässe gut kompensiert werden, nichtsdestotrotz war ein Preisanstieg spürbar. „Wenn Italien in der Corona-Krise keine Rückschritte mehr machen muss, können auch die Lieferketten wieder störungsfrei funktionieren“, so Hartl.

Die Segmente des Metallbaus hat es ganz unterschiedlich getroffen. „Produkte wie Tore, Zäune und Türen, die für Abstand sorgen, werden gut nachgefragt“, berichtet der Unternehmer. Die Nachfrage durch Privatkunden sollte mit zunehmenden Lockerungen wieder in Gang kommen, natürlich braucht es auch Konjunkturpakete für Konsumenten. Für Aufträge aus dem Gewerbe und der Industrie insbesondere im Fassadenbau befürchtet er in der zweiten Jahreshälfte einen Einbruch. „Wir gehen von einem Rückgang von 20 Prozent aus.“ Aktuell ist das Konstruktionsbüro noch sechs Wochen ausgelastet, die Produktion drei Monate. Der Fokus der modernen Schlosserfirma für Gewerbe und Industrie liegt auf Stahl- und Metallbau, Industrietechnik, Schweißtechnik, Brückenkonstruktionen sowie auf Service und Maintenance.

Den seit Langem beschworenen Mangel an Fachkräften gibt es durch die Corona-Krise prinzipiell nicht mehr; in Oberösterreich werden Metalltechniker aber weiterhin gesucht. „Kürzlich habe ich drei ehemalige Zeitarbeiter fix eingestellt, nachdem ich sie zu Beginn der Krise nicht mehr halten konnte“, erzählt Hartl. Seit 20. April arbeitet er wieder mit 100 Prozent Auslastung. Um in der Firma Kontakte zu reduzieren, ist der Arbeitsstart der Mitarbeiter zeitlich versetzt, gefertigt wird noch im Schichtmodell mit Corona-Units. Zwischen den Schichten ist ein Zeitpuffer, das zur Desinfikation der Werkstatt genutzt wird.

Damit sich der Weg zurück in die gewohnte Normalität so schnell wie möglich stabilisiert, sollten die weiteren Lockerungen mit Konjunkturpaketen einhergehen – sowohl für Unternehmen als auch für Konsumenten. Hartl ist überzeugt, dass auch Österreich das Schlimmste hinter sich hat: „Einen zweiten Lockdown kann ich mir nicht vorstellen, höchstens, dass es aufgrund von konkreten Vorfällen regional zu Beschränkungen kommt.“

Einen Rückschritt für Technologien wie der BIM-Arbeitsweise und der modernen energieeffizienten Architektur, kann sich der Unternehmer nicht vorstellen. „Die Krise hat uns doch die Vorteile der Digitalisierung aufgezeigt, ich gehe davon aus, dass viele erst jetzt die Möglichkeiten der BIM-Arbeitsweise verstanden haben.“ Auch den Wert der Nachhaltigkeit sieht Hartl eher gestärkt. „Ich glaube nicht, dass wir wegen der Corona-Krise Rückschritte in Sachen energieeffizientes Bauen machen oder im ressourcenschonenden Umgang mit Materialien nicht besser werden wollen.“

Als Chance der Corona-Krise wurde ganz allgemein die digitale Kommunikation ausgemacht. Hartl berichtet: „Mit Core smartwork haben wir in unserem Betrieb vor ca. zwei Jahren den betriebsinternen Austausch neu gestaltet. Die Online-Plattform, über die alle Mitarbeiter gleichzeitig mit relevanten Informationen versorgt werden, hat sich in Corona-Zeiten einmal mehr als Kommunikationstool bewährt. Mitarbeiter, für die wir ein Homeoffice eingerichtet haben, blieben so weiter mit der restlichen Belegschaft vernetzt.“

Elementar war für den Unternehmer die Erfahrung, dass er sich Homeoffice für sein technisches Büro vor der Krise überhaupt nicht vorstellen konnte, und plötzlich war es in drei Tagen umgesetzt. „Von dieser Erfahrung lasse ich mich auch künftig auffordern, für Neues offener zu sein“, sagt Hartl. Mit den Neuerungen nach Behördenvorgabe wurden prinzipiell alle Prozessabläufe überdacht. Das Switchen auf Online-Konferenzen hat beispielsweise Abläufe bei den Freigaben der Pläne beschleunigt. „Bei Online-Baubesprechungen fällt nicht nur die Anfahrtszeit weg, sondern wenn z.B. die Installateure ihre Dinge abklären, bleibt anderen Gewerken Zeit, um im Betrieb nebenbei anderes zu erledigen“.

www.metalltechnik.at

Hartl baut Plattform für Panoramalift

Künftig verbindet ein Panoramalift das Stadtzentrum von Steyr mit dem Ortsteil Tabor. Hartl Metall errichtete die spektakuläre Plattform zum Einstieg in den neuen Lift – den sogenannten Taborsteg.

23 Meter lang und 30 Tonnen schwer ist die neue Aussichtsplattform in Steyr-Tabor. Der Steg aus Cortenstahl wird sowohl Einheimischen als auch Gästen neue Sichtweisen auf die historische Stadt Oberösterreichs ermöglichen. Sprichwörtlich auf die Beine gestellt wurde das neue Wahrzeichen im Tabor von Hartl Metall. Für den Einhub war ein 160 Tonnen schwerer Kran nötig.

„Die größte Challenge war die Kombination von klassischem Baustahl mit einer Verkleidung aus Cortenstahl“, erklärt Projektleiter Christian Frühwirt. Die statische Umsetzung der neuen Sehenswürdigkeit oblag Ziviltechniker Peter Schwarz. „Es handelt sich hier um ein schlankes Bauwerk, das aber sehr weit hinausragt. Dabei wirken Auflagekräfte von bis zu 40 Tonnen – das entspricht dem Gewicht von zwei Lkws“, erklärt Schwarz. Auch die Anlieferung des Stegs war spektakulär. Der größte Bauteil wog 18 Tonnen und hatte eine stolze Länge von 13 Metern. Für das Unternehmen Priewasser mit seinem Experten Kurt Walcher hinter dem Steuer war der Spezialtransport dennoch sichere Routine. Der Einhub selbst erfolgte mit einem Spezialkran des Unternehmens Felbermayr. „Die Nerven unserer Stegmonteure waren schon angespannt, als die schweren Bauteile in der Luft in Position gebracht wurden“, erzählt Geschäftsführer Martin Hartl. Im Anschluss lud er zur Stegtaufe: „Eine ordentliche Sektdusche gehört bei spektakulären Projekten wie diesem einfach dazu.“
www.hartl-metall.at

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