Mechatronische Türschließer

Besonderheiten an Rauch- und Feuerschutztüren

Sie sind unverzichtbar für die Zulassung von Rauch- und Feuerschutztüren und gehören ebenso zu den fixen Komponenten an Eingängen von Ladengeschäften, Arztpraxen und Bürogebäuden: Türschließer. Neben der Tatsache, dass sie Türen von alleine zuverlässig und sicher schließen, haben sie allerdings auch Nachteile. Denn um die Türen öffnen zu können, ist häufig ein höherer Kraftaufwand nötig als ohne dieses Bauteil. Daher steht der Standardtürschließer im Konflikt mit barrierefreiem Bauen.

Dass Barrierefreiheit immer mehr in den Fokus rückt, liegt vor allem an zwei Faktoren. Im Wohnbereich ist das der demografische Wandel. Im Nichtwohnbau sind es gesetzliche Regelungen und (inter-)nationale Normen, die sich auf immer mehr Bereiche des öffentlichen Lebens erstrecken.
Normen wie die DIN 18040 regeln, wie Gebäude und Umgebungen für körperlich beeinträchtigte Menschen gestaltet sein müssen und legen dabei auch konkrete Maße – zum Beispiel für Türen – fest. Tiefer ins Detail geht das europäische Leitdokument DIN SPEC 1104/CEN TR 15894. Hier wird unter anderem gefordert, manuelle Schließeinrichtungen zu verwenden, die den Widerstand ab einem Türöffnungswinkel von zwei Grad um 40 % verringern. Allerdings war es bisher so, dass diese Regelung ein „Kann“ darstellte – kein „Muss“. Durch ihre Integration in das Landesbaurecht einzelner Bundesländer ist sie inzwischen aber für Planer und Architekten verpflichtend.

Barrierefreiheit wird in allen Lebensbereichen mehr und mehr zum Standard, auch für die Türbranche und die dort tätigen Verarbeiter und Hersteller. Denn an sie werden verschiedene Anforderungen gestellt: Brandschutztüren dürfen bei Nachrüstung ihre Zulassung nicht verlieren, und die Vielfalt an Türsituationen soll kein Problem für den Einbau in das Bauwerk darstellen. Moderne Türschließer kommen den Verarbeitern mittlerweile so weit entgegen, dass sie für nahezu alle Einbau- und Montagearten, also DIN links oder DIN rechts, Kopf- oder Normalmontage sowie Band- oder Bandgegenseite, vorgesehen sind. Varianten für ein- oder zweiflügelige Türen sind ebenfalls erhältlich. Die Modelle für einflügelige Türen sind für den Einsatz an Türbreiten von bis zu 1.400 Millimeter konzipiert. Bei zweiflügeligen Türen können Bandabstände bis zu 3.200 Millimeter abgedeckt werden.

Elektromechanik für besonders schwere Fälle

Gestängetürschließer sind meist entweder barrierefrei oder erfüllen die Anforderungen an den Brandschutz. Selten jedoch beides kombiniert. Um diese Punkte zu vereinen, müssen die Türschließer mindestens ein Öffnungsmoment der Größe EN 3 nach DIN EN 1154 erreichen. Im Rahmen weiterer Spezifikationen der DIN SPEC 1104/CEN TR 15894 und der DIN 18040 waren allerdings mit der Zeit die Kriterien für Türschließer in puncto Begehkomfort und Bedienbarkeit immer schwerer zu erfüllen. Gestängetürschließer waren ihnen nicht mehr gewachsen. Mit Entwicklung der Gleitschienentürschließer konnte man jedoch diese Herausforderungen gut meistern. Unter anderem kommt in diesen Türschließern die sogenannte Cam-Motion-Technologie zum Einsatz. Dank dieser Technik wird das Problem mit dem erhöhten Kraftaufwand gelöst. Eine symmetrische Nockenscheibe reduziert den maximalen Öffnungswiderstand des Türschließers schon bei einem Türöffnungswinkel von zwei Grad um 40 % und mehr. Die Schließkraft bleibt davon unberührt. Sicheres Schließen und hoher Begehkomfort sind somit vereinbar.

Noch weniger Widerstand bieten Modelle mit elektromechanischer Free-Motion®-Technik. Hierbei handelt es sich um eine Kombination aus Freilauffunktion und der Cam-Motion®-Technologie. Um diese Lösung realisieren zu können, ist eine 24-V-DC-Spannung notwendig. Ein integriertes Magnetventil blockiert beim Öffnen der Tür den Ölkreislauf und setzt die Türschließerfunktion außer Kraft. Ab diesem Moment ist die Freilauffunktion für weitere Begehungen aktiviert. Das bewirkt, dass sich die Tür so leicht öffnen lässt, als wäre kein Türschließer montiert – schließt aber nicht mehr automatisch. Über einen Taster oder eine andere Auslösevorrichtung neben der Tür lässt sich das Ventil manuell öffnen und dadurch die Türschließerfunktion aktivieren. Wird bei einem Stromausfall die Energiezufuhr unterbrochen, öffnet sich das Ventil automatisch und die Tür schließt sich. Bei dieser Technologie ist jeweils eine Funktion aktiv.

Ich sehe was, was du nicht siehst ...

Neben funktionalen Weiterentwicklungen bekamen Türschließer in den letzten Jahren auch einen deutlichen Schub in puncto ästhetisches Design. Waren Gleitschienentürschließer bereits ein großer Schritt auf diesem Weg, gehen verdeckt liegende Türschließer noch einen Schritt weiter.

Diese Modelle sind bei geschlossener Tür nicht zu sehen. Erst wenn die Tür geöffnet wird, werden sie sichtbar. Der Körper des Schließers wird dabei in Türblatt und Zarge eingebaut. Mit einem entsprechenden Nachweis erfüllen diese Ausführungen ebenfalls alle Anforderungen, um in einer Brandschutztür eingesetzt zu werden. Durch die benötigten baulichen Veränderungen eignen sie sich allerdings nicht zur Nachrüstung.

Die verdeckt liegenden Türschließer eignen sich besonders für Bauwerke mit hohen optischen Ansprüchen, wie beispielsweise Luxushotels oder außergewöhnliche Architektengebäude.

Die Zukunft der Türschließer und die Zukunft mit Türschließern

In Zukunft müssen Türschließer notwendige Funktionen erfüllen, um kommenden Generationen ein möglichst komfortables Handling zu verschaffen. Einige sind schon jetzt in der Entwicklung, andere noch reine Zukunftsmusik. Aktuell wird an einer Technologie gearbeitet, durch die Türen leise und sicher geschlossen werden. Die Türen werden durch einen Dämpfer abgebremst und gleiten dann nahezu lautlos in das Schloss. Ähnliche Funktionen werden bereits bei Herstellern von Oberklassefahrzeugen oder hochwertigen Küchen genutzt, um den Komfort beim Tür- und Schubladenschließen zu erhöhen.

Türschließer werden zudem immer intelligenter. Heutige Modelle verfügen über integrierte Rauchmeldeanlagen, sie können im Ernstfall selbständig – sofern eine Feststellanlage mit installiert wurde – Türen schließen und somit verhindern, dass sich Rauch unkontrolliert ausbreitet. Der nächste denkbare Schritt wäre, dass auch die Schließer in das Internet der Dinge eingebunden werden. Über integrierte Filter- und Messstellen können sie schon geringe Anomalien in der Umgebungsluft wahrnehmen und eine externe Meldezentrale kontaktieren. Die Rettungskräfte erhalten so die Möglichkeit, einen Notfall zu verhindern.

Insbesondere der Komfort und die noch leichtere Benutzung von Türen werden in Zukunft die größte Anforderung an Türschließer sein. Aktuelle Modelle reduzieren das Öffnungsmoment bereits bei geringem Öffnungswinkel der Tür um etwa 40 %. Für die kommenden Generationen an Türschließern dürfte der erreichbare Wert aber deutlich höher liegen.

Ausblick

Die vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie veröffentlichten Zahlen zum demografischen Wandel sprechen eine deutliche Sprache. Bereits heute ist eine barrierefreie Umwelt für 10 % der Deutschen zwingend erforderlich, für 30 bis 40 % notwendig und für 100 % komfortabel. Die ersten beiden Gruppen werden aller Voraussicht nach deutlich größer. Bis 2030 wird jeder dritte Bundesbürger älter als 65 Jahre sein. Das bedeutet, dass immer mehr Menschen auf eine barrierefreie oder zumindest barrierearme Umgebung angewiesen sind. Auf diese Entwicklung gilt es einzugehen. Neue Richtlinien werden diesbezüglich in Kraft treten. Türen werden neuen Anforderungen im Bereich Sicherheit und Komfort gerecht werden müssen.

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