Metallbau Bühlmann

Transparenz, Überblick und Controlling

Herbert Bühlmann sammelt alle geschäftlichen E-Mails seines Betriebs zentral. „Mit diesen Daten kann ich am Telefon gegenüber Architekten und Bauherren schlagfertig verhandeln“, sagt der Unternehmer. Die Probleme auf den Baustellen werden größer. Um Diskussionen über Abmachungen und Vereinbarungen braucht er sich so nicht sorgen. Mit einem Mausklick kann er jederzeit und von überall auf den Mailverkehr zugreifen und stichhaltig argumentieren.

Das Geschäft von Bühlmann Metall- und Fensterbau im schweizerischen Wauwil läuft recht gut. Das merken auch seine 50 Mitarbeiter, für sie organisierte der Chef dieses Jahr einen Betriebsausflug nach München. Allianz Arena, Schloss Nymphenburg, Hofbräu und Augustiner Keller – die typischen Stationen der Landeshauptstadt standen auf dem zweitägigen Programm.

Als Bühlmann 1989 den kleinen Betrieb seines Vaters übernommen hat, war er noch skeptisch, ob und wie sich die Bauschlosserei ausbauen lässt. Vom Marktsegment Kunststofffenster versprach er sich seinerzeit einen größeren wirtschaftlichen Spielraum. Der Bereich hat sich etabliert, heute generiert das Unternehmen ca. 20 % des Umsatzes mit Türen und Fenstern aus Kunststoff. Mit einer industriell orientierten Fertigung ist er in der Lage, auch größere Aufträge im Objektbereich zu übernehmen. Und er weiß auch: „Für Großobjekte sind unsere Preise für in der Schweiz produzierte Fenster für die meisten Bauherrn nicht mehr interessant.“

Köpfchen und Pioniergeist

Im Metallbau hat sich Bühlmann auf den Fenster-, Türen- und Fassadenbau konzentriert. „Diese Leistungen planen und produzieren wir auf hohem Niveau“, sagt er. Ein wesentlicher Baustein für diese Qualität ist der Einsatz moderner Maschinen und ausgeklügelte Software. Bei der Entwicklung seiner Maschinen und Software redet Bühlmann gerne mit. Die Zulieferer sind dankbar, wenn der Branchenkenner seine Erfahrungen einbringt. So hat er 1999 gemeinsam mit Bernd Hillbrands, dem heutigen Vorstandsvorsitzenden von Orgadata mitgeholfen, das System an die speziellen Anforderungen des Metallbaus anzupassen. „Seinerzeit bestand Orgadata aus fünf Mitarbeitern, heute sind es über 200“, erinnert er sich. Natürlich ist die systemübergreifende Software bei ihm im Einsatz. Bühlmann verarbeitet im Schwerpunkt Profile von Kawneer, Wicona, Raico, Forster, Gastaldello.

Auch bei der Entwicklung des ersten 5-Achs-Bearbeitungszentrums von emmegi war er den Entwicklungsingenieuren mit Rat und Tat beiseitegestanden. Eine der ersten Maschinen stand dann 1993 in seiner Produktionshalle. Inzwischen nutzt er drei Bearbeitungszentren für den Stahl-, Aluminium- und Kunststofffensterbau.

Auch seine Betriebssoftware hat er nicht irgendwo auf einer Messe gesehen und gekauft. MIS (Management Information System) hat ein befreundeter Metallbauunternehmer, Arnold Egli von der Firma Acomet SA in Collombey, entwickelt, der das Programm ohne viel Werbung über die Firma Alphalog Sarl in Collombey zum Kauf anbietet. „Da kann ich sein, wo ich will, mit MIS habe ich immer den Überblick über die Betriebsabläufe und kann gegebenenfalls schnell eingreifen“, stellt Bühlmann fest.

Wichtig ist für ihn der fortlaufende Vergleich, welche Kapazität an Personalstunden vorhanden ist und wie viele für die anfallenden Arbeiten nötig werden. Die zentrale Ablage aller Geschäftsmails, Pläne und Dokumente kommt ihm bei klärenden Gesprächen mit den Architekten zupass. Der Unternehmer erläutert: „Der zentrale Zugriff auf den Mailverkehr wird zunehmend wichtiger, weil die Probleme am Bau ständig mehr werden.“ Des Weiteren terminiert die Software den Versand von Rechnungen: Werden vorgegebene Termine nicht eingehalten, wird dies im Programm sofort für die leitenden Mitarbeiter ersichtlich. „Dieses Controlling ist wichtig, das Finanzielle wird von Metallbauern gerne hinten angestellt“, weiß Bühlmann.

Der Markt im Wandel

Bühlmanns Geschäft fußt vor allem auf Kooperation mit Architekten, etwa 60 % seiner Aufträge stammen von Architekten und Generalunternehmern. In der Zusammenarbeit hat sich in den vergangenen Jahren die Position der Metallbauunternehmen verbessert.

Ähnlich wie in Deutschland erstellen diese in der Schweiz immer häufiger das Leistungsverzeichnis (LV) für ihren Bereich. „Wir machen das inzwischen zu etwa 15 %“, berichtet Bühlmann. Seiner Erfahrung nach ist für diese Aufgabe heute ein Fachwissen notwendig, über das Architekten und Planer im Allgemeinen nicht verfügen. Werden die ausführenden Unternehmen von Anfang an in die Planung mit einbezogen, reduzieren sich die Reklamationen. „Geht der Architekt mit unserem LV auf den Markt, um einen Vergleich unter Mitbewerbern anzustellen, muss er dafür bezahlen – andernfalls ist die Leistung kostenfrei“, so Bühlmann.

Der Markt in der Schweiz hat sich in den vergangenen Jahren geöffnet, die Transportlogistik hat sich vereinfacht, der Wettbewerb sich um ein Vielfaches verstärkt. Der Druck im Fenster-, Türen- und Fassadenbau ist gestiegen, wer nicht industriell fertigen möchte, hat es schwer.

Die größere Anzahl von Mitbewerbern ist aber nur ein Punkt, ein weiterer betrifft die Verkürzung der Bauzeit. Mit dem zunehmenden Tempo können kleinere, stark handwerklich orientierte Betriebe nicht mithalten. Bühlmann erinnert sich: „Vor 20 Jahren hatten wir für die Ausführung einer Fassadenkonstruktion das Vierfache an Zeit.“ Diese Entwicklung macht sich bemerkbar, insofern immer mehr Metallbaukollegen fertige Elemente zukaufen. „Waren diese Dienstleistungen vor fünf Jahren noch unbedeutend, stammen inzwischen 10 % unserer Aufträge von Metall- und Fensterbauern – die Tendenz ist steigend.“

Eine interessante Veränderung betrifft ferner die gegenläufige Entwicklung von Personalbedarf und Technisierung der Hilfsmittel im Bereich Konstruktion und Arbeitsvorbereitung. „Trotz wesentlich effizienterer Hilfsmittel hat sich der personelle Aufwand für Akquise und Projektabwicklung mehr als verdoppelt“, sagt Bühlmann.

Aluminium und Stahl im Vergleich

Bei großflächigeren Verglasungen wird aus statischen und ästhetischen Gründen immer häufiger Stahl und Aluminium kombiniert. Im Bereich Fenster- und Fassadenbau ist Aluminium das Material Nummer eins, die Verarbeitung von Stahlprofilen ist weiter rückläufig. Hinzugewinnen konnte der Einsatz von Aluminium vor allem, weil die Brandschutzsysteme optimiert wurden. Die Vorteile liegen auf der Hand: „Brandschutzelemente aus Aluminium sind preiswerter und rationeller zu verarbeiten.“

Im Vergleich zu Deutschland gestaltet sich die Herstellung von Brandschutzelementen in der Schweiz für Metallbauunternehmen einfacher. Eine theoretische Schulung der Metallbauer, die in diesem Segment tätig sind, gewährleistet der Fachverband – die SMU. Technische, systembezogene Weiterbildungen leisten die Hersteller. Sind beide Kurse absolviert, hat der Metallbauer über einen Onlinezugang die Möglichkeit, eine Brandschutzplakette sowie eine Konformitätserklärung zu bestellen. Die Fertigung der Elemente wird durch eine werkseigene Produktionskontrolle protokolliert. Wie in Deutschland auch erhält der Kunde abschließend alle notwendigen Unterlagen, inklusive der gesetzlich erforderlichen Wartungspflichten.

Entscheidender Unterschied im Ländervergleich sind die zwei unangekündigten Kontrollen seitens der Überwachungsgemeinschaften, die deutsche Metallbaubetriebe über sich ergehen lassen müssen.

Fazit

Wer im Metallbau hervorragende Leistungen liefern möchte, spezialisiert sich besser auf einige Marktsegmente. Das Portfolio des Metallbaus ist allzu umfassend. Unternehmer, die mit den Zulieferern der Betriebe – seien es nun Softwareentwickler oder Maschinenhersteller – an deren Entwicklungen arbeiten, sind im Vorteil. Sie können Empfehlungen geben, wie sich die Arbeitswerkzeuge besser auf den Bedarf des Betriebs abstimmen lassen.

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