„Moderne Technik strafft Betriebe“

Im Gespräch mit Landesinnungsmeister Peter Bollinger

Die Landesinnung Metall Saarland gliedert sich in fünf Bezirke. Mit ca. 120 Mitgliedsbetrieben im Metallhandwerk handelt es sich um einen vergleichsweise kleinen Fachverband. Die Redaktion metallbau hat mit Landesinnungsmeister Peter Bollinger über die Arbeit für die und mit den Mitgliedsunternehmen gesprochen.

metallbau: Wofür steht die Landesinnung Metall im Saarland?

Peter Bollinger: Das Fachgebiet Metall Gesamt umfasst die Gewerke Metallbauer-, Feinwerkmechaniker-, Landmaschinenmechaniker- und das Zerspanungsmechaniker- Handwerk. Mit ca. 800 Metallbetrieben repräsentieren wir im Saarland einen wichtigen Bereich im mittelständigen Handwerk.

metallbau: In welchen Leistungen unterscheidet sich der Fachverband von anderen Landesverbänden?

Bollinger: Wir bieten für unseren überschaubaren Kreis an Mitgliedsbetrieben permanent Seminare, Fachvorträge und spezielle Weiterbildungsveranstaltungen. Bei Mitgliederversammlungen geben unsere Fachgruppenleiter u.a. stets einen zukunftsorientierten Überblick zum Stand der Technik ihres Bereichs. Zudem sind unsere Mitglieder sehr aktiv, sie sind in allen Gremien der Gesellen- und Meisterprüfungen im Metall über ehrenamtliche Tätigkeiten eingebunden. Auf der anderen Seite stehen wir den Betrieben mit Rat und Tat zur Seite, das heißt, wir fahren zu den Betrieben und sprechen mit den Inhabern und Geschäftsführern. Unsere Berater wiederum erhalten Unterstützung über Kooperationen, beispielsweise mit der SLV GSI, dem BVM, und deshalb sind wir auch ganz eng verbunden mit der Handwerkskammer des Saarlandes.

metallbau: Was sind aktuell die Themen, die dem Landesverband Metall auf den Nägeln brennen?

Bollinger: Aktuell liegt uns der Nachwuchs sehr am Herzen. Deshalb haben wir jetzt einen Arbeitskreis gegründet. Dem gehören Lehrer von allen Berufsschulen des Metallbaus an sowie Ausbilder der ÜLU-Maßnahmen bei der HWK und unsere Vorstandsmitglieder, die in unserem Bildungsausschuss sind. Ziel ist, gemeinsame Projekte und Aufträge zu planen und zu bearbeiten sowie zu dokumentieren. Theorie vor Praxis soll der Maßstab sein.

Ein zweiter Punkt betrifft die Mitgliederwerbung. Ein wesentlicher Knackpunkt hierbei ist die DIN EN 1090. Vertrauen und Verlässlichkeit gegenüber den Betrieben unserer Branche – ob nun Mitglied oder nicht – haben wir uns auf die Fahnen geschrieben. Natürlich hoffen wir auf Beitritte, damit wir unsere Interessen als Metaller stärker vertreten können.

metallbau: Worauf sollten Metallbaubetriebe stärker achten, damit sie in den nächsten Jahren auf Zukunft getrimmt sind?

Bollinger: DV/EDV-gestützte Systeme müssen sehr viel schneller eingeführt werden. ERP- oder auch CAD-Software sollten als hilfreiche Werkzeuge akzeptiert werden. Eine ständige Lernbereitschaft hilft weiter. Für eine geplante Arbeitsvorbereitung, Bereitstellung von Material und Ressourcen sowie Logistik ergeben sich durch Einsatz neuer Technologien beschleunigte Fertigungs- und Montagelinien. Des Weiteren liegt bei vielen die Betriebsorganisation im Argen, die Strukturen sollten effizienter gestaltet werden. Häufig reden sich Unternehmer damit heraus, dass sie dafür keine Zeit haben. Meiner Ansicht nach sollten die Leute lieber darüber nachdenken, wie, wo und warum sie ihre Zeit vergeuden. Schlussendlich sollte die Kundenzufriedenheit höher bewertet werden. Beispielsweise kann ich mit Mitarbeitern, die nicht motiviert sind, meine Kunden nicht ordentlich bedienen. Den Betrieb zu entrümpeln ist ein Tipp, der den Betrieb immer nach vorne bringt. Ordnung und Sauberkeit im Betrieb verbessern automatisch auch die Qualität.

metallbau: Welche Leistungen des Verbandes werden derzeit am häufigsten nachgefragt, welche Angebote sind kostenfrei?

Bollinger: Individuelle Hilfestellung und auch technische Unterstützung sind kostenfrei. Wichtig sind uns die Mitgliederversammlungen zweimal im Jahr. Für diese Veranstaltungen arrangieren wir ein Rahmenprogramm mit Fachreferenten und anschließender Diskussion. Eine gemütliche und lockere Atmosphäre soll Fachgespräche und Geschäftsbeziehungen unterstützen.

metallbau: Wie weit ist die Zertifizierung nach EN 1090 im Saarland gediehen?

Bollinger: Als Landesinnung Metall haben wir kürzlich ca. 40 Betriebe in einem Workshop gemeinsam mit der HWK und der SLV GSI auf die Zertifizierung hin intensiv beraten. Gesichtspunkte dabei waren die Betriebsorientierung aufgrund der Veränderungen durch die Norm, ferner schweißtechnische Belange der Norm. Ein Teil dieser Betriebe hat die Zertifizierung bereits hinter sich und ein weiterer Teil hat sich Anfang Mai für die letzten Vorbereitungen getroffen. Diese Unternehmen werden es noch rechtzeitig bis zum Juli schaffen. Wenn Sie mich fragen, ob es für Unternehmen noch zu schaffen ist, die bislang noch gar nichts für die Zertifizierung getan haben, so kann ich nur mit „nein“ antworten. Wir werden für Betriebe, die es nicht schaffen sollten, eine Liste erstellen mit geplanten Prüfungsterminen. Ob das dann hilft, wird man sehen. Uns geht es dabei schlicht und ergreifend darum, Arbeitsplätze zu erhalten.

metallbau: Was halten Sie denn von den Diskussionen um die EN 1090?

Bollinger: Ich bin seit fast drei Jahren an diesem Thema dran und habe immer wieder zu meiner Verwunderung festgestellt, dass sehr viele Leute in dieser Sache unterwegs waren, und jeder hat die Norm immer auf seine Weise dargestellt. Mal waren es hohe, sehr hohe Anforderungen, dann schwächere und immer wieder wurde nachgeschoben und verbessert. Was richtig ist, wusste keiner so recht. Bauämter, Architekten wissen heute immer noch nicht Bescheid. Welche Sanktionen auf Betriebe zukommen, die über keine Zertifizierung verfügen, ist auch nicht bekannt. Da wundert es nicht, dass viele Betriebe abwarten.

Info & Kontakte

Landesinnung Metall Saarland

Wellesweilerstraße 95

66538 Neunkirchen

Tel. 06821 105105

www.landesinnungmetall-saarland.de

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