Vom Sonnenschutz zum Sonnenlicht-Management

Warema entwickelt, produziert und vertreibt individuelle, technische Sonnenschutzlösungen in einer umfangreichen Farb- und Designpalette. Zum Komplett- angebot gehören innen- und außenliegender Sonnenschutz sowie eigene Steuerungssysteme, die Antriebe werden zugekauft. Der Vertrieb läuft ausschließlich über den Fachhandel und ausgewählte Fachpartner. Im familiengeführten Unternehmen sind weltweit mehr als 3.400 Mitarbeiter beschäftigt. Im Jahr 2015 erwirtschaftete die Gruppe nach eigenen Angaben einen Umsatz von 419 Mio. Euro, ein Wachstum gegenüber 2014 von 3,7 Prozent. „Wir erwarten vor dem Hintergrund einer boomenden Baubranche auch 2016 eine positive Entwicklung, wenngleich die globalisierte Welt sehr fragil geworden ist“, betonte die Vorstandsvorsitzende Angelique Renkhoff-Mücke. „Das bedeutet einerseits, dass wir uns als Unternehmen mit sehr vielen Veränderungen konfrontiert sehen und andererseits, dass wir als größter Arbeitgeber am Standort hier eine besondere Verantwortung tragen, weil praktisch aus jeder Familie mindestens ein Mitglied bei uns beschäftigt ist.“ Die unterfränkische Kleinstadt Marktheidenfeld am Main hat rund 10.000 Einwohner, allein 2.300 Menschen arbeiten hier für Warema.

Neues Marketingkonzept für den Endkunden

Die Warema Renkhoff SE versteht sich als Sonnenlicht-Manager:  „Die Sonne lässt sich nicht beherrschen, aber managen“, so der aktuelle Slogan. Insgesamt gesehen werden Sonnenschutz-Produkte immer komplexer und individueller. Der Trend geht weg von der klassischen Gelenkarmmarkise hin zu Kassettenmarkisen, bereits 60 Prozent werden bei Warema als motorisierte Anlagen bestellt. Als Zubehör sind Beleuchtung und Heizungen gefragt. Der Modernisierungsmarkt umfasst etwa 60 bis 70 Prozent, hochwertiger Sonnenschutz im Premiumsegment macht etwa 50 Prozent der Gesamtproduktion aus.

Diese Entwicklungen will das Marketing in Zukunft noch zielgerichteter unterstützen. Marketingleiterin Marion Fischer erläuterte: „Bestehende Fach-Zielgruppen wollen wir mit neuen Angeboten an die Marke binden und fokussieren uns auf Produktverlässlichkeit, Qualität, Service und Konditionen. Endkunden möchten wir mit einer emotionalen Ansprache erreichen. Hier zählen Sympathie, Vertrauen und das Gefühl von behaglichem Wohnen.“ Diese Kommunikation soll laut Fischer Bezug zu drei gesellschaftlichen Trends nehmen. Das sind erstens Cocooning, also der Wunsch, das eigene Zuhause als Rückzugsort vom Alltag zu gestalten, zweitens Outdoor Living, das heißt den Wohnbereich auf Garten, Terrasse und Balkon auszuweiten und drittens Smart Home, das Komfort, Sicherheit und Energieeffizienz bietet. „Wir erreichen die Endverbraucher über unsere Multichannel-Kampagnen, die Neugestaltung unserer Website und zielgerichtete PR-Arbeit“, so Marion Fischer. Warema ist zudem Partner der Markenallianz Connected Comfort, die auf Basis von KNX-Schnittstellen auf einander abgestimmte, vernetzte Haustechnik anbietet.

Unternehmen reagiert auf den Markt

Veränderte Kundenwünsche und die Forderung nach energieeffizienter, nachhaltiger Produktionsweise, verbunden mit der saisonbedingten, extrem hohen Flexibilität in der Produktion führten dazu, dass das Unternehmen seine gesamten Prozesse neu ausrichten musste und muss. Das sei für die Mitarbeiter nicht immer leicht, vor allem wenn es um fest eingefahrene Arbeitsweisen geht, so Angelique Renkhoff-Mücke. Das Unternehmen investiert daher viel in die Aus- und Weiterbildung, entwickelt flexible Arbeitszeitmodelle und legt Wert auf eine familienfreundliche Unternehmenspolitik.

Um Aufträge vom Eingang bis zur Auslieferung durchgehend elektronisch bearbeiten und einem Projekt fehlerfrei zuordnen zu können, wurden Barcodes eingeführt. So können die vielen Einzelteile eines Sonnenschutzsystems parallel gefertigt und erst in der Endmontage bzw. im Versand zusammengeführt werden. Auch die Produktnachverfolgung und die Produktionsplanung profitieren davon, denn „wir planen die Projekte in der Regel ab dem Zeitpunkt der Auslieferungstour rückwärts“, sagt Renkhoff-Mücke und ist sich sicher, dass die Digitalisierung des gesamten Herstellprozesses weiter voranschreiten wird.

Am Stammsitz Marktheidenfeld werden die hochwertigen Markisen, Rollladen und Raffstores sowie die Steuerungssysteme entwickelt und überwiegend auch produziert. Die Fertigungstiefe ist hoch: „Von der Metallbearbeitung über die Pulverbeschichtung bis hin zur Kunststoff- und Elektrotechnik hält Warema alle Fäden selbst in der Hand und garantiert damit einzigartige Prozesssicherheit und Flexibilität entlang der gesamten Wertschöpfungskette“, erläutert Renkhoff-Mücke. Zur hohen Qualität trage jeder einzelne Mitarbeiter bei, denn vor allem die Montage der Produkte wird vornehmlich per Hand geleistet.

Produziert wird nur nach Kundenwunsch, die Lieferzeit beträgt im Durchschnitt zwei Wochen, in der Saison können es schon mal acht Wochen werden. Und die Qualität von Warema  wird weltweit geschätzt — auch in China, das zu den wichtigen Exportländern zählt. „Es werden dort immer mehr Gebäude mit westlichem Standard gebaut“, so Renkhoff-Mücke.

Automatisierte Produktion mit Handmontage

Die Produktionskennzahlen beeindrucken: In der Blechverarbeitung werden aus ca. 2.200 Tonnen Blech etwa 8.500 Kilometer Profilzuschnitte und Blenden pro Jahr hergestellt. Außerdem werden rund eine Million kundenspezifische Kleinteile jährlich gefertigt – eine Besonderheit zur Produktindividualisierung. In den drei Pulverbeschichtungsanlagen werden pro Tag 30.000 Teile bei 200 Farbwechseln beschichtet. Stangenware kann bis zu sieben Meter Länge vertikal beschichtet werden. Dem Kunden steht eine Farbpalette aus rund 1.200 Farben zur Verfügung. Der Materialverbrauch liegt bei 350 Tonnen Pulver pro Jahr. Seit März 2016 ist eine neue Anlage in Betrieb, die neben höherer Produktivität und Qualität auch umweltfreundlich mit chromatfreiem Sprühverfahren das Material vorbehandelt.

Für die Raffstores werden etwa 5.000 Tonnen Lamellenband pro Jahr verarbeitet, hinzukommen 6.700 Kilometer Aufzugsbänder pro Jahr. Für die Rollladenpanzer werden aus flachem Aluminiummaterial im Rollformer Rollladenstäbe geformt, anschließend ausgeschäumt und Lichtschlitze gestanzt. Abfall entsteht hier kaum, weil die Fertigung mit Endlosband vom Coil erfolgt. Die Produktvarianten sind in 60 Farben erhältlich und werden in Fließfertigung einbaufertig hergestellt.

Allein die Produktion für Markisen nimmt 7.000 Quadratmeter Fläche in Anspruch. Rund 400 Designs stehen zur Auswahl, beliebt sind nach wie vor klassische Blockstreifen und orange-braune Streifenkombinationen. Die Trendfarbe Grau gibt es in unzähligen Nuancen und Stoffarten. Die Stoffe kommen überwiegend aus Italien. Die Sorgfalt des Tuchaufbaus beginnt beim Zuschnitt, die meist nur 1,20 Meter breiten Stoffbahnen werden symmetrisch von außen nach innen aufgeteilt. Zusammengefügt werden sie durch Kleben oder Nähen. Wertig ist die patentierte Secudrive-Führungstechnik, bei der die Markise über ein direkt am Tuch angebrachtes Federstahlband in der Schiene geführt wird. Vorteilhaft ist dies bei stärkerem Wind und es verhindert eine unerwünschte seitliche Lichtspalte.

150 Mitarbeiter bewältigen im Versand die jährlichen 25.000 Tonnen Fracht. Die 2,2 Millionen Packstücke werden mit 60 werkseigenen Lkws und 19 Anhängern Kunden in den D-A-CH Ländern direkt angeliefert.

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