Optimales Recycling
Die Recycling-Initiative „Aluminium und Umwelt im Fenster- und Fassadenbau“ (A/U/F) fördert die nachhaltige Entsorgung und Aufbereitung ausgebauter Bauelemente von Fenstern, Türen und Fassaden. Bestes Beispiel: Die Sanierung des Berufskollegs Dieringhausen.
Mit dem Ziel der Materialwiederverwendung soll ein umweltgerechter und Ressourcen schonender Wertstoffkreislauf des Profilmaterials Aluminium erreicht werden. Die über 100 Mitglieder der A/U/F sind neben den Systemhäusern auch Metallbauer, Bauelementehändler oder Schrottverwerter. Ein funktionierender Kreislauf setzt ein funktionierendes Sammelsystem voraus. Dafür sorgt die A/U/F zusammen mit den Firmen und Recycling-Spezialisten Kural und TSR. Dazu hat die A/U/F entsprechende Vereinbarungen geschlossen.
Überwacht. Beispielhaft für den, von der A/U/F geförderten wertstoffgerechten Recycling-Kreislauf steht auch die Sanierung des Berufskollegs Dieringhausen. So wurden die gebrauchten Fensterprofile demontiert, Entsorgung und Recycling von der A/U/F überwacht und zertifiziert. Gleichzeitig wurden neue Fenster vom Systemhaus Hueck, Lüdenscheid, mit hohem Recyclingaluminium-Anteil eingebaut.
Ressourceneffizienz. Wie kein zweites Metall zeichnet sich Aluminium durch seine besonderen Recyclingqualitäten aus. Das Einschmelzen von gebrauchtem Aluminium erfordert nur fünf Prozent der Energie, die zur Ersterzeugung des Metalls erforderlich ist. Aluminiumrecycling gewinnt in Europa als Rohstoffquelle, aber auch als Beitrag zur Ressourceneffizienz weiter an Bedeutung. Dies gilt vor allem vor dem Hintergrund des fortschreitenden Abbaus von Primaraluminiumkapazitäten in der EU. Es dient gleichzeitig aber auch als einer der wichtigsten Faktoren zum Nachweis der Nachhaltigkeit des Werkstoffs Aluminium. Seine Bedeutung nimmt in einer Zeit schrumpfender Rohstoffreserven und knapper, vor allem aber teurer Energie zu. Qualitativ gibt es keinen Unterschied zwischen Legierungen, die aus Primärmetall und solchen, die aus recyceltem Aluminium hergestellt sind.
Umdenken nötig. Das rasante Mengenwachstum macht die Schrottverarbeitung zu einer Schlüsseltechnologie der Aluminiumverarbeitung. Die Grundlage ist der hohe Materialwert des Aluminiums, der es auf lange Sicht wirtschaftlich lohnend macht, alles wieder verwendbare Aluminium am Lebensdauerende zu recyceln. Bis zum Jahre 2020 rechnet man weltweit mit einem Anstieg auf ca. 30 Mio. Tonnen Recyclingmaterial jährlich. Diese Entwicklung setzt ein generelles Umdenken voraus. Auf der einen Seite kommt es darauf an, die logistischen Voraussetzungen für eine möglichst vollständige Rückführung der Schrotte zu schaffen.
Anforderungen erfüllt. Die Sanierung des Berufskollegs im oberbergischen Gummersbach-Dieringhausen ist beispielhaft für die Zusammenarbeit von Bauherrn, Architekten, Systemherstellern und Metallbauern beim Recycling und der Wiederverwertung gebrauchter Aluminiumprofile. Das Gebäude erhält in der Sanierungsphase zwischen 2011 und 2013 eine neue Fassade und neue Fenster – zudem einen neuen Anbau. Damit wird sichergestellt, dass das Gebäude die gestiegenen Anforderungen an eine moderne Wärmedämmung bis weit in die Zukunft hinein erfüllt. Das Berufskolleg Dieringhausen für Ernährung, Sozialwesen und Technik bietet als Bündelschule verschiedene Bildungsgänge der Grundbildung, Fachbildung und Weiterbildung an und bietet seinen rund 3500 Schülerinnen und Schülern in etwa 170 Klassen die Möglichkeit, Abschlüsse nachzuholen, berufliche und allgemeinbildende Abschlüsse zu erreichen oder einen höherwertigen Abschluss zu erzielen. „Die Schülerinnen und Schüler können so berufliche, individuelle und gesellschaftliche Kompetenzen erwerben, damit sie in der Lage sind, sich den Herausforderungen der Zukunft zu stellen“, sagt Schulleiter Wolfgang Saupp. Berufskollegs sind ein zentrales Element der Bildungslandschaft in NRW. Die Bildungsgänge des Berufskollegs werden durch ein entsprechendes Gesetz geregelt, das unter einem Dach allgemeine und berufliche Bildung gleichermaßen verankert und sich somit der Forderung nach Gleichwertigkeit von allgemeiner und beruflicher Bildung annähert. Das Berufskolleg bietet vielen Schülerinnen und Schülern, die die Fachoberschulreife mit Berechtigung zum Besuch der gymnasialen Oberstufe erlangen, attraktive und realistische Wege zum Abitur.
Monströses Gebäude. Das gewaltige und ausdehnte Schulgebäude des Berufskollegs wurde zu Beginn der 1970er-Jahre geplant und 1974 fertig gestellt. „Es ist ein monströses Gebäude. In der damaligen Zeit war „Think Big“ der vorherrschende Gedanke. Die Sensibilität für eine nachhaltige oder energieeffiziente Nutzung tendierte bei der Schaffung des Gebäudes in der damaligen Zeit gegen Null, die erste Energiekrise war 1973, da war das Gebäude fast fertig gestellt“, beschreibt der mit der Sanierung des Berufs-Kollegs beauftragte Architekt Jürgen Huenerbein vom Architekturbüro Fischer + Fischer aus Köln die Charakteristik des Schultraktes. Nach über 30jähriger intensiver Nutzung fiel im Jahr 2008 der Beschluss zur energetischen Sanierung des Gebäudes. „Der Einbau neuer energetischer Fenster war absolut notwendig. In der Nähe der Fenster war es kalt und zugig, ein Arbeiten fast unmöglich“, erläutert Schulleiter Wolfgang Saupp den schlechten Zustand der Bausubstanz. Der Oberbergische Kreis als Bauherr ließ in der Ausschreibung das Recycling der Fenster noch offen. „Bei Erteilung der Baugenehmigung wurde die Forderung, die Alt-Fenster dem Kreislauf zuführen, festgeschrieben“, erklärt Frau Monika Schneider vom Amt für Immobilienwirtschaft und Infrastruktur des oberbergischen Kreises für den Bauherrn.
Herausforderung für Firmen. „Die Sanierung des Berufskollegs war für uns eine sportliche Herausforderung. Unser erster Reflex war, den Bau abzureißen. Schnell stand dann aber der Gedanke der Wiederverwendung und des Umgestaltens im Vordergrund. Unser Ziel war, die Struktur des Baukörpers so umzugestalten, dass die Lehrenden und Lernenden sich an diesem Lernort im 21.Jahrhundert wohlfühlen. Nach dem Umwandlungsprozess soll von diesem Ort ein zeitgemäßes Signal der Transformation ausgehen, er soll sich von einer einschüchternden Maschine hin zu einem freundlichen Ort entwickelt haben. Die Nutzer sollen diesen Ort annehmen, für sich neu entdecken und sich mit diesem Haus identifizieren“, erläutert Jürgen Huenerbein die architektonische Planung. Ziel sei es gewesen, den gesamten Komplex zeitgemäß in einen neuen Kontext zu überführen und ein positives Signal auszusenden. „Unsere gesamte Aufgabe kann mit Recycling überschrieben werden“, sagt Huenerbein. Das umfasse die Aluminiumfenster und auch den neuen Anbau, der helfe, das Gesamtprojekt in einen zeitgemäßen Kontext zu überführen. Zur Entscheidung für Aluminium stellt Huenerbein fest: „Nachhaltigkeit und Recyclingfähigkeit des Werkstoffs waren bei der Sanierung des Berufskollegs auch ausschlaggebend. Aluminium hat viele Vorteile, es ist wertvoll und kann wiederverwertet werden im Vergleich zu anderen Materialien, die oft direkt auf der Deponie landen, ohne dass die Wertschöpfungskette funktioniert.“ Bei Projekten wie dem Neubau oder der Sanierung von Schulen seien Aluminiumfenster wegen der Belastungen, denen sie ausgesetzt sind, erste Wahl. Man brauche keine langen Entscheidungsprozesse bei der Werkstoffauswahl, Aluminium sei konstruktiv und von den Werkstoffeigenschaften her die logische Wahl. „Der Werkstoff Aluminium meistert die täglichen Anforderungen am besten, die schmalen Profile schaffen Transparenz und tragen zu einer positiven Lernatmosphäre bei“, so Huenerbein. Zudem sei bei einer Berufsbildenden Einrichtung wie dem Berufskolleg Dieringhausen, das Schülerinnen und Schüler aus der Metallverarbeitung unterrichtet, die praxisnahe Werkstoffauswahl auch ein positiver Nebeneffekt.
A/U/F-Partner entsorgen. Die Sanierung des Berufskollegs begann 2011 und soll bis 2013 abgeschlossen sein. Zunächst demontierte die A/U/F-Mitgliedsfirma Fensterbau Heider GmbH aus Espelkamp die alten und gebrauchten Fenster. Praktisch gleichzeitig montiert der Metallbaubetrieb die neuen Fenster, um den laufenden Schulbetrieb so wenig wie möglich zu behindern. Eingesetzt werden Fenster aus der Serie Lambda 77XL. Ein modernes System, das alle Anforderungen an Wärmeschutz und Funktionalität erfüllt. Über 500 Fensterbänder mit Oberlicht werden auf diese Weise ausgetauscht und montiert. Sie werden für den Trennwandanschluss mit einem Dehnungsblendrahmen gekoppelt und seitlich an Betonstützen befestigt. Das obere Kämpferprofil hat eine Ansichtsbreite von 300 mm und dient als Aufnahme für den Raffstorebehang als Sonnen- und Lichtschutz. Die Kassettenverkleidung und die Fensterprofile wurden im Hueck-Werk Lüdenscheid mit Pulverlack beschichtet. Das Farbkonzept der Architekten sieht unterschiedliche RAL-Farbtöne vor, um die Fassade farblich zu gliedern. „Hier ist die enge aber gleichzeitig flexible Zusammenarbeit zwischen Metallbauunternehmen und Systemhaus gefragt“, erklärt Uwe Haufschild, der für Hueck als Architektenberater tätig ist. „Wenn die Abläufe gut geplant sind, ist es auch für kleinere Metallbauer problemlos möglich, große Aufträge erfolgreich zu handeln.“
Hochwertiges Granulat. Die alten Fenster werden nach der Demontage in LKW-Containern gesammelt. Ist ein Container voll, transportiert die beauftragte TSR Recycling den Aluminiumschrott zu einem Zentrallager. Von dort aus gehen die Ladungen gezielt zur Aufbereitung. Die alten Aluminiumfenster aus Gummersbach gehen nach Dormagen zum Aufbereitungs-Spezialist KURAL. Hier werden Rahmen und Fenster gereinigt, geschreddert und danach zu hochwertigem Granulat zerkleinert. Hier schließt sich der Kreislauf, denn das gereinigte Aluminiumgranulat kann jederzeit wieder eingeschmolzen werden und aus dem flüssigen Aluminium werden so genannte Masseln gegossen. Sie werden dann direkt oder über den Handel an Weiterverarbeiter wie zum Beispiel das Systemhaus Hueck verkauft werden. Hueck gießt aus dem Recycling- und Primäraluminium wieder Pressbolzen, die dann im firmeneigenen Strangpresswerk zu Fensterprofilen gepresst werden. Die von Hueck hergestellten Profile haben einen Anteil von etwa 40 Prozent Sekundäraluminium.
Gute Fortschritte. Die Sanierung des Berufskollegs begann 2011 und soll bis 2013 abgeschlossen sein. Bisher liegen die Arbeiten im Plan und machen gute Fortschritte. „Überall dort, wo die neuen Fenster bereits eingebaut sind, etwa im Sekretariat oder in verschiedenen Klassen, hat sich das Raumklima und die Arbeitsatmosphäre entscheidend verbessert: Heute friert niemand mehr. Schon eher wird überlegt, ob die Heizung noch niedriger und sparsamer eingestellt werden kann“, beschreibt Schulleiter Wolfgang Saupp die positiven Effekte der neuen Aluminiumfenster.
Weitere Informationen über die A/U/F finden Sie unter www.metall-markt.net