Palmen über die Corona-Krise
"Etwa 20% weniger Anfragen!"Der Betrieb Josef Palmen in Krefeld ist ein Metallbaubetrieb mit fünf Mitarbeitern, wie ihn viele unserer Leser führen. Das Portfolio reicht von Balkonen, über Geländer, Treppen, Türen und Fassaden bis hin zu Kunstschmiedearbeiten. Inhaber Michael Palmen hat uns am 5. Mai die Folgen der Corona-Krise auf seinen Betrieb geschildert.
"Für Betriebsfremde besteht derzeit in der Werkstatt Betretungsverbot. In unserer Werkstatt ist Präsenz nötig, um gemeinsam Fragen und Detail unserer Aufträge zu besprechen, Home-Office klappt bei uns kaum. Video- und Telefonkonferenzen brauchen wir bislang nicht. Die Abläufe bei uns in der Fertigung haben sich bislang nicht geändert. Die hygienetechnischen Vorgaben versuchen wir einzuhalten, aber die Mitarbeiter müssen immer wieder Elemente transportieren, hier und da mal mitanpacken. Auch die Reduktion der Kontakte ist in so einem kleinen Betrieb eher schwierig. Dass wir Mundschutz tragen sollen, ist ja ok, wenn es diesen zu kaufen gäbe. Anfangs hatten wir mit der Beschaffung ziemliche Probleme, abgesehen davon, dass der Mundschutz bei der Arbeit sehr stört.
Auf unseren Baustellen in Behörden, Schulen und Hochschulen lässt es sich sehr entspannt arbeiten, da dort derzeit kein Personal und auch keine Schüler oder Studenten sind. Bei Privatkunden gestaltet sich die Arbeit etwas schwieriger, sie halten sich oft nicht an die offiziellen Vorgaben. Dort müssen wir ständig auf die Abstandsregeln aufmerksam machen. Eine Montage haben wir abgebrochen, da der Kunde nicht einsichtig war. Auch sind nicht bei jedem Einsatz Waschmöglichkeiten vorhanden. Desinfektionsmittel waren anfangs auch schwierig zu beschaffen. Insgesamt werden Kundentermine minimiert, ich bitte um Bilder usw. per E-Mail und telefoniere dann. Wenn nicht vermeidbar, nehme ich mit Filtermaske vor Ort das Aufmaß.
Damit bei einer Infektion nicht der gesamte Betrieb lahmgelegt ist, versuchen wir in definierten Teams zu arbeiten, dies klappt aber leider auch nicht immer. Ein Zwei-Schicht-Betrieb ist in so einem kleinen Betrieb nicht möglich. Service-Mitarbeiter starten von zu Hause aus zu ihren Baustellen. Leider müssen wir eher von der Hoffnung leben, dass sich kein Mitarbeiter ansteckt und der Betrieb für die Zeit der Quarantäne komplett geschlossen werden muss. Der Lieferfluss der Materialien, die wir verarbeiten, funktioniert reibungslos. Mit Paketdiensten haben wir manchmal Probleme, mehrfach wurde behauptet, das die Annahme verweigert wurde bzw. aufgrund behördlicher Beschränkungen nicht möglich sei. In der ersten Woche der Kontaktbeschränkung hatten wir keine neuen Auftragseingänge, danach haben sich die Anfragen auf etwa 20 Prozent weniger eingependelt als vor der Corona-Krise. Ausgelastet sind wir über vier Wochen. Die staatlichen Hilfspakete wie Kurzarbeit haben wir nicht nötig.
Für dieses Jahr hoffe ich, dass wir mit "einem blauen Auge" davonkommen und bin vorsichtig optimistisch. Das Vorjahresergebnis werden wir aber wahrscheinlich nicht erreichen können. Für 2021 ziele ich auf das Ergebnis von 2020. Wahrscheinlich wird der Hygieneaufwand usw. als nicht unerheblicher Kostenfaktor (vor allem Zeit) unseren Gewinn schmälern."