Sanierung bei laufendem Betrieb
Fassadensanierungen bei laufendem Betrieb gibt es inzwischen häufiger. Demontage und Montage der Fenster wird in diesem Fall komplett von außen über das Gerüst ausgeführt. Die Mitarbeiter des Bundes mussten jeweils nur eine Woche ihr Büro räumen.
Die Maßnahmen für das über 50 Jahre alte Gebäude in Bonn umfassten die Sanierung von Dach, Fassaden, Türen, Fenstern und Sonnenschutz. Die Gesamtkosten betrugen ca. 3,6 Millionen Euro, die Bausumme für die Fassade 1,8 Millionen Euro. Mit der Sanierung wurden die Standards der EnEV 2009 umgesetzt. Das Projekt wurde mit ca. 3,4 Millionen Euro gefördert.
Über die tatsächlichen Einsparungen in Sachen Energie liegen noch keine Zahlen vor. Doch aus dem Antrag zur Bewilligung von Fördermitteln geht hervor: Die Einsparungen hinsichtlich Elektro und Heizung sollen jährlich ca. 972.082 kWh betragen. Bei einem Energiepreis von 0,20 Euro pro kWh sind das jährlich ca. 195.000 Euro weniger Energiekosten, die Reduktion der Co2-Emissionen soll jährlich ca. 244 Tonnen betragen.
Neue Fassade betont bestehende Struktur. Das Unternehmen Krebbers Fenster- und Fassadentechnologie in Krefeld hat im gesamten Gebäude 950 Fenster und Türen durch anthrazitfarbene Metall-Holz-Fenster und Türen ersetzt. Die Fertigung der Fenster war konstruktiv anspruchsvoll. „Mit Einsatz der Alco-Systeme in RC3 ließen sich die geforderte Einbruchshemmung, die filigrane Form und die passivhaustauglichenWerte umsetzen“, sagt Geschäftsführer Jan Krebbers.
Die Werte der passivhaustauglichen Fenster werden durch die Verbundkonstruktion Holz-Alu mit einer Dreifach-Isolierverglasung erzielt. Das Unternehmen fertigt inzwischen 50 % seiner Fenster passivhaustauglich. Beim Presse- und Informationsamt erhielt ein Teil der Fenster eine solche Dreifach-Isolierverglasung, im Schwerpunkt handelt es sich aber um ein hochwärme gedämmtes System mit einer Zweifach-Isolierverglasung und einem verbesserten Glasrand verbund, das mit Werten Uw max = 1,2 W/m2K, Ug=1,0 W/m2K und Psi = 0,044 W/m2K glänzt.
Im Bauteil A – dem Presse- und Informationsamt – wurden die Fenstergruppen, die jeweils aus vier Elementen bestehen, mittels anthrazitfarbener Aluminiumzargen und gedämmter Blechpaneelen zu Fensterbändern zusammengefasst. „Mit dieser Konstruktion haben wir die bestehende horizontale Struktur des Gebäudes gestärkt“, sagt Petra Kuckelmann, zuständige Projektleiterin bei hks architekten in Aachen. Der außenliegende Sonnenschutz wurde verdeckt eingebaut und unterstützt ebenso den horizontalen Charakter. Die Wahl fiel auf den Typ E60A6 von Warema. An der West- und Ostfassade dieses fünfgeschossigen Traktes wurden Glasschwerter mit blauer Folie in unregelmäßigem Abstand eingebaut. Diese haben keinerlei konstruktive Funktion. Das Spiel der bläulichen Lichtstreifen im Sonnenlicht lockert den Baukörper auf.
An der Nord-, West- und Südfassade von Bauteil B, in dem das Bundesamt für Wehrverwaltung angesiedelt ist, wird die quadratische Struktur der Lochfenster betont. Die alten Fenster wurden ebenfalls durch anthrazitfarbene ersetzt. Wie in Bauteil A erhalten die Metall-Holz-Fenster als Abschlusslaibung anthrazitfarbene Aluminiumzargen, an welche die Wärme dämmverbundfassade anschließt. „Diese große, geschlossene Fassade wird durch unterschiedlich gekörnten Putz quadratisch strukturiert“, so Kuckel mann.
Das Staffelgeschoss erhält umlaufend eine gedämmt hinterlüftete Blechkonstruktion, die durch einen dunkleren Grauton den Rücksprung des vierten Geschosses hervorhebt. Die mit Alublechen beplankte Fläche misst ca. 225 Quadratmeter.
Große Stückzahlen und kontaminierte Stoffe. Die Umsetzung der Planung stellte die ausführenden Firmen insbesondere vor zwei Herausforderungen: zum einen die termingerechte Fertigung und Verarbeitung großer Stückzahlen, beispielsweise die 950 Metall-Holz-Fenster, 950 Raffstores oder die 34.000 Dübel, die allein zur Befestigung des Dämmsystems notwendig waren. Die zweite Besonderheit der Ausführung betraf die Demontage asbesthaltiger Fassadenplatten im Staffelgeschoss von Bauteil B und asbesthaltigem Fugenkitt zwischen den Fenstern.
Die Montageteams von Krebbers Fenster- und Fassadentechnologie tauschten an einem Tag bis zu zwölf Metall-Holz-Fenster. Die Beseitigung der gesundheitsschädigenden Stoffe bescherte den Fensterbauern jedoch erhöhten Aufwand. Damit die gesundheitsgefährdenden Stoffe in den Fensterlöchern fachgerecht entsorgt werden konnten, umbauten die Monteure die Fenster rechts und
links der Laibung mit einer Art Schutzkasten. Zwecks schneller und staubfreier Beseitigung des Sondermülls schaffte Krebbers einen Spezial-Staubsauger an. Gemäß der Technischen Regel für Gefahrenstoffe (TRGS) 519 trugen die Monteure bei der Arbeit Schutzanzüge, Handschuhe und Staubmasken.
Darüber hinaus musste der Fensterbauunternehmer eine Fremdfirma beauftragen, die auf derlei Arbeiten spezialisiert ist. „Unter Anleitung meiner Monteure haben diese Fachleute die kontaminierten Bauteile demontiert und kontrolliert, dass der Fensteraustausch gemäß Vorschrift ausgeführt wurde“, berichtet Krebbers.
In den geschlossenen Arbeitszonen lösten sie das kontaminierte Material staubarm und sammelten es in staubdichten Behältern – die Kontaktflächen wurden gereinigt. Krebbers erläutert: „Die Bestandteile am und um das Fenster durften beim Ausbau nicht beschädigt werden. Der Transport der Teile erfolgte auf einen zugewiesenen Containerplatz, die neuen Fenster wurden am gleichen Tag eingebaut.“ Der Unternehmer war verpflichtet, für die Entsorgung nach Vorschrift einen Nachweis zu er bringen.