Sanierung bei laufendem Betrieb
„Centre Hospitalier de Mouscron“ in BelgienAm Rand von Mouscron steht das „Centre Hospitalier de Mouscron“ CHM. Das ortsansässige Architektenbüro Van Oost (AAVO) hat ein funktional durchdachtes Konzept umgesetzt: Kein monolitischer Block, sondern eine Art 4-Sterne-Hotel, das mit einem angenehmen Raumgefühl zur Genesung der Patienten beitragen soll. Architekt Roberto Momcilovic hat Stefanie Manger bei einem Rundgang begleitet.
Das „Centre Hospitalier de Mouscron“ umfasst eine Gesamtfläche von insgesamt 80.000 m2 und stellt etwa 400 Patientenbetten zur Verfügung. „Das neue Gebäude mit ca. 37.400 m² basiert auf einer Fassadenkonstruktion mit prefabrizierten Elementen“, stellt Architekt Roberto Momcilovic fest. Die schlichte Industriebauweise wurde mit gelben keramischen Steinen und vielen großformatigen Glasflächen in der Fassade kombiniert. „Unser Büro kennt sich mit Industriebauten sehr gut aus, und der Bauherr wollte keine Maurer auf der Baustelle sehen“, so der Architekt.
Durchdachte Architektur. Ca. 1.200 Euro pro Quadratmeter nennt Momcilovic den Preis für Sanierung und Neubau. Er hat großen Wert gelegt auf eine logische und durchdachte Einteilung des Gebäudes: „Der Eingang ist ein Knotenpunkt mit vielen Hinweistafeln auf die Abzweigungen in die u.nterschiedlichen Fachabteilungen.“ Das Leitsystem soll die Patienten schnellstens und auf eine einfache Weise zur jeweiligen medizinischen Fachabteilung führen. Im Parterre gibt es ein Restaurant, die Urgenz-Abteilung und die Hämodialyse: Diese beiden Bereiche haben getrennte Eingänge, um die Logistik zu vereinfachen.
Das bestehende Gebäude wurde erst in der letzten Bauphase saniert und schließt architektonisch sowohl innen als auch außen an das neue Gebäude an. Der Neubau zählt sieben Etagen — das sanierte Gebäude fünf. Jedem Stockwerk wurde eine Farbe des Regenbogens zugewiesen, was die Orientierung für Patienten und Besucher erleichtern soll. Die Fassade am Ende eines Patientenflurs wurde jeweils mit einem großformatigen Glas gestaltet. „Lichte Räume und der Blick nach draußen sollen ein angenehmes, gesundheitsförderndes Klima schaffen. Auf den Wänden sind Verse aus den Liedern von Jacques Brel – einem belgischen Sänger – zitiert. Beispielsweise aus dem Chanson „Un enfant“ die Verse „Un enfant – Ça vous décroche un rêve“.
Damit das medizinische Personal seine Patienten schnell im Blick hat und sich das Krankenbett einfach transportieren lässt, haben die Zimmer (32 m2 für 2 Betten) einen schräg zugeschnittenen Eingang. „Außerdem haben alle Zimmer hohe Fenster, damit jeder Patient vom Bett aus eine gute Aussicht hat“, erlärt Momcilovic. Die Zimmer der Pädiatrie zum Beispiel haben eine Aussicht auf den Eingang des Krankenhauses. „So können die kleinen Patienten nach der Familie Ausschau halten und länger Kontakt halten, wenn diese zu Besuch kommen oder wieder abfahren.“
Moderner Metallbau. Ein wesentlicher Aspekt für die Gesundheit der Patienten in Krankenhäusern ist die Luftqualität. Darüber hinaus sind lichte Räume und angemessene Temperaturen wichtig. In diesem Sinne wurden für eine Grundlüftung Fensterlüfter integriert und für die intensive (Nacht-) Auskühlung Luftgitter. Senkrechtmarkisen und Aluminiumlamellen sorgen für den Sonnenschutz. Auf das Glas oder in die Türen mit den Lüftungsgittern wurden Fensterlüfter vom Typ THM90 und AR75 montiert. Diese sorgen für Zufuhr von Frischluft in alle Räume, ob nun Patientenzimmer oder Operationssaal. Die verschmutzte Luft wird mithilfe eines zentralen Abluftsystems abgeführt.
Neben jedem Fenster integrierte der Architekt ein Lüftungsgitter Typ 431 in das Rahmenprofil. Zur besseren Auskühlung der Räume wird nachts die Türe vor diesen Lüftungsgittern geöffnet. So wird eine gute Durchströmung des Gebäudes gewährleistet und auch die thermische Masse (Beton) abgekühlt. Der thermische Komfort ist dann tagsüber optimal. Die Gitter umfassen zudem einen Insektenschutz aus Edelstahl und sind schlagregendicht und einbruchhemmend.
Damit die Räume wegen der großen Glasflächen nicht überhitzen, wurden elipsenförmige Aluminiumlamellen Icarus Aero 200 Quickfix von Renson installiert. Die Patientenzimmer sind mit Senkrechtmarkisen versehen: Bei der Sanierung des bestehenden Gebäudes wurden die windfesten Senkrechtmarkisen Fixscreen von Renson integriert.
Fenstertausch bei laufendem Betrieb. Mit dem ausführenden Metallbau waren die Firmen Francovera, Antoon Decock und Willy Naessens Industriebouw beschäftigt. Im Krankenhausgebäude, das saniert wurde, haben die ausführenden Unternehmen in sechs Monaten ca. 700 Fenster bei laufendem Betrieb ausgetauscht. Die Firma Naessens beispielsweise hat in zwei Monaten mehr als 210 Fenster montiert. Die Metallbauer haben die konstruktive Sonderlösung der Fenster umgesetzt: In der Regel werden Lüftungsgitter neben dem Fenster ins Rahmenprofil integriert. „Wir wollten aber eine kombinierte Lüftung und zudem noch einen Textil-Sonnenschutz“, so Architekt Momcilovic. Also wurde an das Fenster eine Türe angebaut und darin ein Lüftungsgitter mit großem Durchlass montiert, das standardmäßig mit einem Insektenschutz aus Edelstahl versehen ist. Durch die Integration des Fensterlüfters in diese Türe gelang es, die Grundlüftung mit der Intensivlüftung zu kombinieren. Das heisst, selbst wenn diese Türe tagsüber geschlossen bleibt, gibt es dank der vertikal integrierten Lüfter eine Grundlüftung.
„Wird die Türe nachts geöffnet, kommen größere Luftströme in den Raum, das Gebäude wird gekühlt“, erläutert Momcilovic. Der eingesetzte Lüftertyp (THM90 evo) wird normalerweise horizontal installiert, bei diesem Objekt aber vertikal. Zwischen den Fenstern wurden Elemente mit Terracotta-Bekleidung eingebaut. Mit der Integration von Senkrechtmarkisen – im neuen Gebäude in nicht windfester Variante und im sanierten Gebäude windfest – sorgen die Architekten dafür, dass die Temperatur tagsüber nicht zu hoch steigt.
Bevor die alten Holzfenster von der Firma Potteau demontiert wurden, wurde die neue Fassade aufgebaut und die Aluminiumfenster eingebaut. „Das Unternehmen Naessens – genau wie die anderen Metallbauer – hat die Aluminiumfenster in der Werkstatt vorgefertigt und diese in Paletten von 36 Stück auf die Baustelle geliefert“, berichtet Momcilovic. Indem zunächst die alte Fassade von der neuen Fassade ummantelt wurde, konnte der laufende Betrieb des Krankenhauses gewährleistet werden.