Smart Home
Metallbauer fassen FußDass die Zukunft der Gebäudetechnik automatisiert und vernetzt sein wird, steht außer Frage. Offen ist allerdings, welche Rolle Metallbauer in diesem Marktsegment spielen. Wir haben drei Unternehmer nach Potenzialen und Hindernissen gefragt.
Benno Keppler baut Zäune, Tore, Schrankenanlagen – Perimeter Protection ist sein Arbeitsfeld. Mit Smart Home hatte der Metallbauer aus Bretten bisher noch keine Berührungspunkte – was sich, wenn es nach ihm geht, in diesem Jahr ändern soll. „Ich möchte meinen Privatkunden Smart-Home-fähige Lösungen anbieten können, weil ich sicher bin, dass darin die Zukunft liegt“, sagt er.
Eigentlich wollte er im Januar zur Messe Perimeter Protection fahren; dass diese wegen Corona verschoben wurde, durchkreuzte seinen Plan. Jetzt stattet er den Herstellern direkt einen Besuch ab; ein erstes Treffen ist für Februar geplant. „Mich interessiert vor allem, wie die Anbindung der Torsteuerung an die Hausautomation über WiFi funktioniert. Ich brauche aber nicht nur theoretisches Wissen, sondern auch Informationen, wie dies praktisch umgesetzt wird“, so Keppler. Wichtig ist ihm der Aspekt der Sicherheit: „Es kommt oft vor, dass elektrische Komponenten nachgerüstet werden, ohne auf die Sicherheit des Tores zu achten. Das sollte besser eine Fachfirma ausführen oder mindestens daür zu Rate gezogen werden.“
Einbindung in KNX
„Unsere Produkte sind in der Regel Smart-Homefähig, aber die Anbindung erfolgt zu 95 bis 99 Prozent durch den jeweiligen Dienstleister, in der Regel dem Elektriker vor Ort“, erzählt Dirk Velte, Inhaber der „Metallmanufaktur“ aus Oberursel. „Kürzlich hatten wir beispielsweise eine Beschattung für ein Atriumdach geliefert, das bis zum Fußpunkt des Hauses geht. Ein Elektriker hat die Konstruktion anschließend in das bestehende KNX-System integriert.“
Die gleiche Arbeitsteilung gilt für die Einrichtung der Jalousien, Markisen, elektrisch aufstellbaren Fenster oder auch der Schiebe- und Garagentore, mit denen Velte seine fast ausschließlich privaten Kunden beliefert. Ohne die Elektrofirma geht da nichts – zumal auch das Grundproblem besteht, dass der Markt viele verschiedene Systeme bereithält. Nur eine ausgebildete Fachfrau oder ein Fachmann weiß über deren Schnittstellen und gegebenenfalls Tücken Bescheid.
Unterschiedliche Anforderungen
Bei der Absatzentwicklung von Smart-Home-Produkten stellt Velte in den vergangenen beiden Jahren keine signifikante Veränderung fest. Er räumt allerdings ein, dass je nach Klientel Unterschiede bestehen: „Wir haben im Rhein-Main-Gebiet mitunter ein sehr privilegiertes Publikum. Diese Kunden bestellen gerne besondere Dinge, zum Beispiel Smart-Funk-Lösungen wie KNX Funk-Aktoren, also die Kombination aus kabelgebundenen und funkbasierten Geräten.
Im Gegensatz dazu kommen im klassischen Kundenbereich Smart-Home-Anfragen eher selten bis gar nicht vor. Bestandsbauten sind von der Substanz meist ungeeignet; eine komplett neue Verkabelung wäre notwendig. Und den oftmals älteren Eigentümern fehlen nicht selten die finanziellen Mittel oder auch die Vorstellung darüber, dass es heutzutage all die Möglichkeiten der Automatisierung und Vernetzung gibt. Ein wenig anders sieht es hingegen in den großen Neubaugebieten aus. Aktuell beliefert der Metallbauer aus Oberursel unter anderem eine Öko-Siedlung in Friedrichsdorf; weit über 150 Häuser stattet er dort mit ausfahrbaren Schattenspendern aus. Die jungen Familien, die in die neuen Heime eingezogen sind, haben sich größtenteils für analoge Ausgänge entschieden. App-fähige Systeme kann man dort lange suchen, wie Velte meint: „Es war bisher nicht ein Kunde dabei, der gesagt hat, ich steuere die Markise übers Handy!“
Nicht missen möchte der Inhaber der Metallmanufaktur aus Oberursel aber das Angebot seiner Lieferanten. So vertreibt er beispielsweise das Briefkastensystem der Firma Renz. Diese Anlagen erfüllen gleich mehrere Funktionen; ein herkömmlicher Briefkasten wird wahlweise mit einem Paketkasten oder einem Klingel- und Sprechsystem kombiniert. Ist das Päckchen eingestellt, wird der Empfänger darüber per SMS informiert.
Wachsendes Segment
Der Sonnenschutzspezialist aus Oberursel ist sich sicher, dass Smart Home früher oder später für Metallbauer eine größere Rolle spielen wird als momentan der Fall. Trotzdem geht er davon aus, dass er in Zukunft auf den Elektrofachbetrieb angewiesen sein wird. „Wenn ich von der reinen Arbeitsleistung ausgehe, dann finde ich die jetzige Situation, ehrlich gesagt, gar nicht verkehrt“, gibt er zu. „Ich finde ein dreiadriges Kabel aus der Wand kommend vor, montiere meine Markise oder schließe den Torantrieb dran. Meine leitenden Mitarbeiter sind als Elektrofachkraft für festgelegte Tätigkeiten ausgebildet, daher dürfen wir an 230V anschließen. Der Kunde bekommt einen Handsender und los geht’s.“ Vernetzte Lösungen übersteigen seines Erachtens den Horizont des klassischen Metallbauers, jedenfalls zumeist. Wenn man also gerade im Urlaub ist und das Handy klingelt, weil jemand zuhause vor der Türe steht, wird dies nach Veltes Ansicht sicherlich noch eine sehr lange Zeit auf das Werk des Elektromeisters oder der Elektromeisterin zurückzuführen sein.
Qualifizierung durch Weiterbildung
Das Grundwissen über Elektrotechnik und Mechatronik können Metallbauer über Weiterbildungen der Handwerkskammern, der Fachinstitute wie etwa dem Ottobrunner Institut für Gebäudetechnologie IGT oder durch Schulungen bei den Zulieferern erwerben. Einer, der sich und seine Mitarbeiter regelmäßig weiterbilden lässt, ist Uwe Liebehenschel aus Wandlitz bei Berlin.
Spezialisiert hat sich der Metallbauer, der seit knapp 20 Jahren mit dormakaba zusammenarbeitet, auf den Bau von Rauch- und Brandschutztüren, Toren und Gartenautomatik-Anlagen. Er sagt: „Zutrittskontrolle ist in jedem Fall ein Thema, das uns interessiert und zunehmend beschäftigen wird. Aber unser Schwerpunkt ist ganz klar die Fluchtwegsicherung. Für unsere Zertifizierung wiederholen wir alle paar Jahre die entsprechenden Schulungen. In meiner Fachpartnerschaft fühle ich mich da sehr gut aufgehoben.“
Plug-and-Play
Anwendbar sind die erworbenen elektrotechnischen Kenntnisse aber auch bei Plug-and-Play-Systemen. Entsprechende Komponenten haben neben dormakaba oder Siegenia für die smarte Türtechnik und, für Sonnenschutzantriebe, etwa Firmen wie Warema, Weinor und Schüco im Programm. „Die Vorteile von Plug-and-Play liegen auf der Hand. Ich baue sie aber immer noch sehr selten ein“, so Liebehenschel. „Ich wünsche mir, die Entwicklung würde in diesem Bereich noch weiter voranschreiten, und es würde uns Metallbauern noch attraktiver gemacht werden, sie einzusetzen. Es ist einfach ziemlich bequem, wenn der Elektriker den Einbau der elektronischen Komponenten übernimmt. Das komplexe Wissen um die Komponenten und die vielen Details machen es nach wie vor schwierig für uns, Plug-and-Play zu verwenden.“
Probleme bereitet Liebehenschel oft auch die Kombinierbarkeit verschiedener Systeme; insbesondere bei der Zutrittskontrolle trifft dies zu. Mal sei die Schnittstelle etwa von der Video-Sprechstelle zur Tür nicht kompatibel, mal seien die Elektrobauteile, die die Verbindung der einzelnen Systeme herstellen, nicht lieferbar. In solchen Fällen muss der Metallbauer aus Wandlitz notgedrungen auf ein anderes Produkt ausweichen. „Dagegen helfen würde tatsächlich nur eine Systematisierung“, so der Fachmann. „Ich wünschte, es gäbe Schnittstellen, die zu allen Systemen passen. Aber ich glaube, das bleibt noch lange ein Traum.“
Auf dem neuesten Stand der Technik sein
Der Unternehmer aus Wandlitz legt Wert darauf, auf dem neuesten Stand der Technik zu sein, die Einsatzmöglichkeiten der verschiedenen Systeme zu kennen und zu wissen, wo man sie beziehen kann. Schließlich möchte er seine Kunden kompetent beraten können – die Partnerschaft mit dem Tür- und Sicherheitsspezialisten hilft ihm dabei. So schildert er, dass sein Ansprechpartner im Unternehmen ihn regelmäßig und auf Anfrage zu den neuesten technischen Entwicklungen informiert. Diesen Mehrwert gibt der Metallbauer in der Beratung selbstverständlich an seine Kunden weiter. Momentan liegt Liebehenschels Umsatz automatisierter Türen im knapp sechsstelligen Bereich. Das entspricht rund zehn bis 15 Prozent seines Gesamtumsatzes. Eine Zielmarke hat sich der Unternehmer aus Wandlitz nicht gesetzt. Vielmehr lautet seine Devise, sich den Herausforderungen zu stellen und den Gegebenheiten anzupassen.
Alle drei beim BNI
Benno Keppler, Dirk Velte und Uwe Liebehenschel haben eine Gemeinsamkeit: Sie alle sind Mitglieder des Unternehmerverbunds BNI und damit eingebunden in ein enges Netzwerk aus bauhandwerklichen Unternehmen, Architekten und Fachplanern, Hausverwaltungen und Bauherren. Die Mitgliedschaft lohnt sich für sie, weil sie, wie sie beteuern, über das Netzwerk zuverlässige Partner finden und Aufträge generieren. Der Unternehmer aus Oberursel beispielsweise ist seit über 14 Jahren dabei, der Firmeninhaber aus Wandlitz hat vor 15 Jahren die lokale Gruppe Berlin-Brandenburg mit aufgebaut – heute besteht diese aus 53 Mitgliedern, darunter einem Elektriker und, neben ihm, einem weiteren Metallbauer. Mit dem Elektro-Fachbetrieb, Firma Saier, kooperiert er im Bereich intelligente Gebäudetechnik. „Ein Jungmeister dort hat sich auf das Thema spezialisiert, wenn ich Fragen habe, kann ich mich immer an ihn wenden.“
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