Anwenderbericht

Software für Bauphysik

Hochuli über die Programme von Sommer-Informatik

Der Softwareentwickler Sommer-Informatik aus dem bayerischen Rosenheim bietet für Metallbauer professionelle Bauphysiksoftware für Fenster, Fassaden und Glas an. Frank Hochuli, einer der beiden Inhaber der Hochuli Metallbau AG mit Standort im Schweizer Kanton Thurgau, nutzt diese Software. Der Unternehmer hat unserer Autorin Dipl.-Ing. Melanie Schlegel von seinen Erfahrungen bei der Anwendung berichtet.

Drei Software-Typen gehören in das Bauphysik-Portfolio des Herstellers Sommer-Informatik: Sie heißen GLASGLOBAL, WINISO und WINSLT. Erstgenannte dient der Berechnung des statischen Nachweises von Verglasungen. WINISO dagegen wird zur Berechnung von Wärmeströmen, Wärmebrücken, Isothermen und Uf-Werten verwendet. Das „SLT“ im Produkt WINSLT lässt darauf schließen, dass man damit Strahlungskennwerte errechnen kann. Diese Lösung zur Berechnung lichttechnischer, solarer und wärmetechnischer Kennwerte von Verglasungen in Kombination mit Sonnenschutz spielt für Metallbauer Frank Hochuli keine große Rolle.

Die Anwender Hochuli

Die Brüder und Inhaber Frank und Jörg Hochuli leiten mit der Hochuli Metallbau AG ein Unternehmen mit rund 50 Mitarbeitern. Der 49-jährige Frank ist gelernter Metallbauer, Metallbauingenieur sowie Betriebswirt. 1980 hat die Familie Hochuli den Betrieb übernommen, der seit über 100 Jahren am selben Standort produziert. Die Kernkompetenzen liegen in den vier Bereichen Balkone, Eingänge, Verglasungen und Dächer. „Wir sind keine Geländerspezialisten,” sagt Frank Hochuli und ergänzt, „vielmehr zeichnen wir uns durch die lange Wertschöpfungskette aus: von der Statik über die Planung, Produktion, Lackierung bis hin zur Montage kommt bei uns alles aus einer Hand von unseren Mitarbeitern.“

GLASGLOBAL

Für die statische Auslegung von Gläsern nutzen die Mitarbeiter von Hochuli das Programm GLASGLOBAL.

Der schnelle FEM-Rechenkern ermöglicht eine exakte Berechnung verschiedenster Verglasungen. Die Lastannahmen sind im Programm hinterlegt, was eine intuitive und einfache Bedienung der Software ermöglicht. Dabei kommen das Grundmodul, die Erweiterung für punktgehaltene Gläser sowie die Erweiterung für Membranspannung und für den Schubverbund von Verbundsicherheitsgläsern zum Einsatz. Hochuli erläutert seinen Mehrwert: „Gerade für große Gläser ist der Nachweis unter Berücksichtigung der Membranspannung prüfenswert. Vor der Anschaffung dieser Software prüften wir mit deutlich höherem Leistungsumfang. Wir haben uns für GLASGLOBAL entschieden, weil wir mit dieser Software mit angemessenem Aufwand einen sehr guten Leistungsumfang berechnen können.”

WINISO

Neben GLASGLOBAL gehört bei Hochuli auch das Isothermen-Programm WINISO zur Berechnung von Wärmedurchgangskoeffizienten zur Grundausstattung der Software. Importierte CAD-Dateien lassen sich mit WINISO zum Beispiel mit automatischer Erkennung und Korrektur von CAD-Fehlern aufbereiten. Somit lassen sich komplizierte Bauteile und -systeme mit kurzer Rechenzeit und kleinen Datengrößen analysieren und berechnen. Der integrierte FEM-Rechenkern ermöglicht laut Hersteller präzise Ergebnisse. Für die AG ist WINISO jedenfalls sehr nützlich bei einem staatlich geförderten Forschungsprojekt, das sie gemeinsam mit einem schweizerischen Forschungsinstitut durchführt.

Frank Hochuli erklärt die Unterschiede: „Bei den wärmegedämmten Aluminium-Verbundprofilen berechnen wir mit der Software von Sommer die Wärmedurchgangskoeffizienten.“ Aber dient die Software auch für vertiefte Berechnungen mit nichtlinearen Zusammenhängen? „Dazu sind die Programme von Sommer-Informatik weniger geeignet“, sagt Hochuli, „diese Werte werden am Forschungsinstitut mit einer anderen Expertensoftware berechnet. Ein Metallbaubetrieb unserer Größe ist in der Regel weniger gefordert, objektbezogene Wärmedurchgänge und Isothermen zu berechnen“.

WINSLT

Wie eingangs erwähnt, bietet Sommer mit WINSLT eine dritte Bauphysik-Software an, die aber von Hochuli nicht genutzt wird. Gründe: „Es ist sehr vom Isolierglashersteller abhängig, welche konfigurierten Glasbeschichtungen auch verfügbar sind“, sagt Frank Hochuli. „Als Verarbeiter kennen wir diese Details nicht und können keine praxisgerechten Konfigurationen von Glasbeschichtung und Edelgas im Glaszwischenraum definieren.“

Nutzen für Kalkulation

Ganz konkret haben Metallbauer schon in der Angebotsphase einen großen Nutzen bei der Anwendung der Sommer-Software. Hochuli liefert ein Beispiel: „Wenn wir unsere Berechnungen selbst durchführen, haben wir die Sicherheit, die für uns und für unsere Bedürfnisse optimale Konfiguration zu finden – und das schon in der Angebotsphase.“ Theoretisch können solche Bemessungen auch extern durchgeführt werden, aber Hochuli sieht den Vorteil inhouse: „Externe wissen nicht, welche Produktkonfigurationen besonders gut oder besonders schlecht in unsere Profilsysteme oder Betriebsaufläufe passen. Und für uns bleibt der Aufwand überschaubar. Jede Konstruktion lässt sich rasch überprüfen.“

Erweiterungsmöglichkeiten

Generell können Produkte von Sommer-Informatik mit individuellen Funktionen erweitert werden. Das kann unter Umständen ein Gewinn sein. Hochuli selbst hat davon bislang keinen Gebrauch gemacht, hat aber im Kollegenkreis bei einem Seminar für Glasstatik vom Schweizerischen Institut für Glas am Bau (SIGAB) positive Äußerungen gehört. „Einige Teilnehmer berichteten von der Möglichkeit, die Schweizer Normen bei den Lastannahmen in die Berechnung der Glasstatik zu integrieren. Diese ist aber seit einiger Zeit Teil der Standard-Software.“

Kombination der Module

Hochuli wendet neben den üblichen Office-Programmen und der ERP-Software auch Programme für Stabstatik, Dübelbemessung und einige kleine Programme für die Bemessung von Dächern, Balkonen, Treppen und Verglasungen an. Dass die Sommer-Module kombinierbar sind, ist für die Schweizer nicht relevant: „Die beiden Sommer-Programme decken unsere Anforderungen komplett ab. Ich räume gerne ein, dass wir in ganz seltenen Fällen auf externe und komplexere Berechnung zurückgreifen müssen, aber für ein Unternehmen unserer Größe genügt uns das, was wir derzeit nutzen.“

Fazit

Die AG zeichnet sich durch flache Führungsstrukturen aus. Deshalb legt man dort großen Wert auf die Qualität der Fachkräfte. Frank Hochuli ist sich sicher, dass sie nur so die hohen Anforderungen an die eigenen Produkte erfüllen können. „Wir bilden Metallbauer, Metallbaukonstrukteure und Industrielackierer aus. Durch stete kritische Reflexion unserer Prozesse und der aktiven Teilnahme am digitalen Wandel sind wir überzeugt, auch mit offenen Grenzen am teuren Werkplatz Schweiz erfolgreich produzieren zu können.“

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