Technik fürs Smart Home
Motorbetriebene Rollläden und Jalousien lassen sich komfortabel übers Internet steuern. Zudem erhöhen sie den Einbruchschutz und sparen Energie. Für Metallbauer bietet das Arbeitsfeld ein lukratives Marktpotenzial, Jörg Pieper hat sich in diesem Segment positioniert.
„Moo, louermol die Rollo noorolln loun!“ Das ist schlichtes Fränkisch und bedeutet so viel wie: „Liebster, machst Du mal bitte das Rollo runter?“ Diese regionalen Feinheiten einer nett gemeinten Bitte sind oft comedyreif. Fest steht, dass das Bedienen eines Rollladens in den meisten Haushalten immer noch per Hand und Gurt geschieht, außerdem an jedem Fenster einzeln und das auf mehreren Etagen. Bei großen Fenstern oder alten Holzrollläden kann dies zu einem Kraftakt herausfordern – vor allem dann, wenn sich die Lamellen verkeilen. Kein Wunder also, wenn die Frau schon mal ihren Mann um Hilfe bitten muss ...
Die moderne Haustechnik schafft Abhilfe.
Elektrische Antriebe und Steuerungen für Rollläden, Markisen, Dachflächenfenster oder Garagentore bieten im Alltag sehr viel Komfort und zusätzliche Sicherheit. Das erkennen immer mehr Hausbesitzer und modernisieren ihre Gebäudetechnik. Attraktiv ist die Automatisierung nicht nur für Neubauten, sondern auch im Altbestand – vor allem, weil sich der bauseitige Aufwand durchaus in Grenzen hält.
Komfortable Bedienung.
Metallbauunternehmer Jörg Pieper aus dem westfälischen Herne kennt dies aus eigener Erfahrung: „Die Beschattungstechnik hat sich in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich weiterentwickelt.“ Dem klassischen Fenster laden folgten von außen oder innen aufge setzte Rollladenkästen, zunächst mit Holz-, später mit Kunststofflamellen. Bedient wurden sie meist über Gurt oder Kurbel. Die neueste Entwicklung sind Außenrollläden, die neben der verbesserten Ästhetik vor allem einen optimalen Wärmeschutz bieten.
Für mehr Komfort sorgte zu Beginn der Motorisierungsära vor etwa 45 Jahren der klassisch verdrahtete Motor in verschiedenen Versionen, beispielsweise als in der Welle integrierter Rohrmotor zum direkten Aufwickeln des Rollladens oder als Gurtaufwickler. Seit ca. 15 Jahren ist die Funktechnologie auf dem Vormarsch, bei der es für den Nutzer vor allem um größere Flexibilität sowie um Modernisierung ohne größere Stemmarbeiten und mit geringem Verkabelungsaufwand geht. „Die neueste Entwicklung heißt bidirektionale Funktechnik und ermöglicht, dass die motorbetriebenen Bauelemente eines Hauses Rückmeldungen geben können, ob sie den Befehl tatsächlich ausgeführt haben“, erläutert Pieper.
Während im privaten Hausbau vor allem Funksysteme eingesetzt werden, läuft die Steuerung und Kommunikation der Haustechnik im Objektbau über sogenannte Bussysteme. Diese werden separat zur Stromversorgung als Leitungsnetz verlegt. In der Gebäudetechnik sind die beiden Automatisierungssysteme KNX und LON international standardisiert. Warum diese Technik im privaten Hausbau keine Verwendung findet? „Da spielt sicher der Preis eine Rolle“, meint Pieper und fügt hinzu: „Bisher gibt es nur wenige Freaks, die eine solche Investition tätigen und deren Vorteile klar kennen.“ Die Masse der Kunden wünscht sich zwar mehr Komfort, aber mit wenig Aufwand. Hier punkten die Funksysteme.
Hausautomation übers Internet.
Für Handwerksbetriebe sind neben dem Neubau Renovierungen ein wesentliches Standbein. „Meist sind dies kleinere und mittlere Bauvorhaben, denn nicht alle Hausbesitzer wollen bei einer Modernisierung gleich alles ersetzen und eine größere Baustelle im Haus akzeptieren“, erklärt Pieper. Soll ein Rollladen auf Motorbetrieb umgerüstet werden, so kann der Metallbauer in die Welle des vorhandenen Rollladens einen schlanken Rohrmotor einbauen. Das ist bei fast allen vorhandenen Rollläden möglich.
Beim Umrüsten einer Markise ersetzt er zum Beispiel die Handkurbel samt Getriebe durch einen Motor. Zusatzvorteil bei einer funkgesteuerten Lösung: Der Motor braucht lediglich einen elektrischen Anschluss. Die Leitung zum Bedientaster entfällt jedoch, weil eine Fernbedienung genutzt wird. Bei einem Neubau oder einer energetischen Gebäudegrundsanierung werden häufig motorbetriebene Außenrollläden zusammen mit neuen Fenstern eingebaut. Auch hier kann der Kunde zwischen einer komponentenbezogenen Einzelsteuerung oder einer Zentralsteuerung, jeweils drahtgebunden oder über Funk entscheiden.
Die Nutzung moderner bidirektionaler Funktechnik, auch I/O-Technik genannt, bietet besondere Vorteile. Zum einen gibt jede Komponente eine Rückmeldung, ob der Befehl, zum Beispiel „Rollladen ab oder auf“, ausgeführt wurde. Zum anderen können die Motoren auch untereinander vernetzt und mit Sensoren ausgestattet werden. So kann der Anwender festlegen, ob beispielsweise alle Behänge auf der Südseite zu einem bestimmten Zeitpunkt, Sonnenstand oder einer definierten Temperatur automatisch herunterfahren oder abends sämtliche Rollläden auf der Straßenseite in einem definierten Szenario gesteuert werden sollen. Auf diese Weise wird außerdem der Einbruchschutz verbessert, da Einbrecher durch die Automatik abgeschreckt werden und motorbetriebene Rollläden sich in Verbindung mit einer Hochschiebesicherung sehr schwer von Hand hochschieben lassen.
Ein weiterer Vorteil der I/O-Technik ist die Bedienbarkeit der Haustechnik über elektronische Kommunikationsgeräte wie Smartphone, Tablet-PC oder stationäre PC´s. Mit diesen Kommunikationsgeräten kann der Hauseigentümer von jedem Ort aus und zu jedem Zeitpunkt sämtliche Funktionen der Haustechnik überwachen und steuern.
Weiterbildung für Metallbauer.
Der Metallbauer braucht für die elektrotech nischen Arbeiten eine Zusatzausbildung zur Elektrofachkraft. Damit ist er berechtigt, zum Beispiel den elektrischen Anschluss für den Motor zu verlegen und in der Dose anzuklemmen. Bei der Firma Pieper hat jeder der acht Monteure eine solche Zusatzausbildung. Um beim Kunden vor Ort die Funksteuerung zu programmieren, bedarf es einer weiteren Schulung. Diese wird üblicherweise vom Hersteller der jeweiligen Antriebs- und Steuerungstechnik ausgeführt.
Jörg Pieper weiß aus Erfahrung, dass seine Kunden möglichst alles aus einer Hand wollen: „Sie wollen sich nicht um jedes einzelne Gewerk kümmern und den Elektriker gesondert bestellen. Also sind wir Metallbauer gefordert und müssen uns auch mit angrenzenden Bereichen wie der Elektrik und Programmierung auskennen.“ Den Kollegen aus der Branche legt er ans Herz: „Die neue Technik bietet ein großes Marktpotenzial und viele Chancen. Aber nur derjenige, der sich dieser Technik voll und ganz öffnet und davon persönlich überzeugt ist, wird Erfolg haben. Wer mit einem Smartphone oder einer Funksteuerung nichts anzufangen weiß, wird seine Kunden nicht überzeugen können.“
Welcher Beratungsaufwand ist für derartige Automationslösungen notwendig? Jörg Pieper schmunzelt und zieht den Vergleich zu einem guten Arzt: „Nur wer eine exakte Anamnese macht und genau weiß, welche Wünsche und Bedürfnisse der Kunde hat, kann gezielt beraten und erfährt im Gespräch, ob dieser sich modernen Technologien öffnen möchte oder nicht.“ Gleichzeitig ergänzt der Praktiker: „Wenn man als Metallbauer die Chance erhält, Vorteile und Grenzen der verschiedenen Möglichkeiten zu erläutern, kommt man schnell zu komfortablen Lösungen, mit denen jeder zufrieden ist.“
Interessant sei für ihn, dass sich nicht nur junge Leute für Funktechnik entscheiden. Die Firma Pieper zählt viele ältere oder sogar betagte Menschen im Alter von 80 Jahren zu ihren Kunden. „Wer beispielsweise gehbehindert ist und für manch alltäglichen Handgriff Hilfe in Anspruch nehmen muss, für den kann es eine riesige Erleichterung sein, wenn er per Funk im Hause einiges selbst bedienen kann. Das steigert die Lebensqualität deutlich“, sagt Pieper. Natürlich sei auch wichtig, dass man die Technik mit einfachen Worten erklären könne. „Wir müssen eine Sprache finden, die alle verstehen, sonst schrecken wir die Kundschaft ab.“ Hier gebe es laut Pieper noch Nachholbedarf, nicht zuletzt bei den Herstellern der Technik.
Wie steht es um gesundheitliche und ökologische Bedenken gegen Funktechnik? In dieser Hinsicht gibt Pieper Entwarnung: „Die Belastung durch Funkstrahlung hält sich absolut in Grenzen, da ja nur beim Betätigen eines Tasters oder beim automatischen Absenden eines Bedienbefehls gefunkt wird. Das liegt im Millisekundenbereich. Strahlungen durch Handys oder transportable Telefone sind da wesentlich stärker und dauerhafter.“
Insellösungen vermeiden.
Pieper gibt einen weiteren wichtigen Hinweis. Bei der Planung eines Projektes sollte der Kunde umfassend über die verschiedenen Hersteller für Rollläden, Tore, Markisen usw. und deren Komponenten wie Motoren und Funktechnik informiert werden. Denn die meisten Hersteller verwenden ihre eigenen, proprietären Funkprotokolle, sodass unterschiedliche Antriebssteuerungen nicht miteinander kommunizieren können. „Schlimmstenfalls bedeutet das, jeder Rollladen braucht seine eigene Fernbedienung“, so Pieper. Darum rät er, bei der Anamnese über sämtliche Möglichkeiten der Hausautomation zu reden: „Wir haben Kunden, die modernisieren jedes Jahr nur einen Teil und sind froh, wenn sich die Technik Stück für Stück problemlos ergänzen lässt.“
Ein solches Vorgehen schafft Vertrauen und zeugt von Verlässlichkeit. Dies ist auch der Grund, weshalb die Firma Metallbau Pieper nur mit einem einzigen Hersteller von Antriebstechnik zusammenarbeitet. Der französische Hersteller Somfy ist in mehr als 50 Ländern vertreten und beschäftigt weltweit rund 6.900 Mitarbeiter. Somfy-Komponenten werden von vielen verschiedenen Herstellern von Gebäude-Bauelementen verwendet. So kann der Kunde seine individuelle Auswahl für Rollläden, Außenjalousien und Markisen treffen und letztlich sicher sein, dass alle dasselbe Funkprotokoll verwenden. Für sein neues I/O-Protokoll ist Somfy sogar noch einen Schritt weiter gegangen und entwickelte dieses gemeinsam mit führenden Unternehmen der Baubranche unter dem Namen „io homecontrol“ zu einer zentralen Steuerung für motorisierte oder automatisierte Komponenten rund ums Haus.
Das modular auf ge baute System lässt sich – je nach Prioritäten und finanziellen Möglichkeiten des Bauherren – Schritt für Schritt erweitern und kann auch Dachfenster, Alarmsysteme, Kameras, Tore, Türen und Beleuchtung ansteuern. Dabei sind Details wie zum Beispiel Uhrzeit, Wochentage, Sonnenstand, Temperaturen oder Lamellenwinkel einstellbar. Mit der leicht verständlichen, grafischen Bedienoberfläche TaHoma lässt sich mit wenigen Fingerstrichen das eigene Haus individuell abbilden, und der Zugriff auf die Haussteuerung ist per Laptop, Tablet- PC oder Smartphone realisierbar. Dazu benötigt der Endkunde noch eine TaHoma- Box, die an den Internet-Router angeschlossen wird und die die empfangenen Steuerbefehle an die entsprechenden Komponenten weiterleitet.
Smart Home konkret.
Die 30 Jahre alte Doppelhaushälfte von Familie Brümmer aus Edewecht brachte ein maßgeschneidertes io-homecontrol-System von Somfy auf den neuesten Stand der Technik. „Das Beste war“, erzählt die Bauherrin Marianne Jürgens-Brümmer, „dass alle vorhandenen Rollläden, die Markise und das Garagentor auf diese Weise automatisiert werden konnten. Bisher dachte ich, das sei nur etwas für Neubauten.“ In das Steuerungssystem wurden außerdem noch die neu eingebauten motorisierten Velux-Dachflächenfenster, ein neues Alarmsystem sowie Teile der Außenbeleuchtung eingebunden.
Die Haustechnik wird nun wahlweise über ein iPad (Tablet-PC), über Funktaster, die an den Wänden befestigt sind, oder über eine einzige Fernbedienung bedient und gesteuert. Für das Garagentor trägt jedes Familienmitglied zusätzlich einen kleinen Taster am Schlüsselbund. Für unterwegs wird sich Frau Jürgens-Brümmer noch ein handliches iPhone anschaffen, für das sie sich dann eine App von Somfy herunterladen will. „ Eigentlich“, sagt Marianne Jürgens- Brümmer, „konnte ich mir nie vorstellen, dass ich so etwas benutzen würde. Aber jetzt entdecken wir täglich neue Vorteile und Möglichkeiten und sind total begeistert.“ Vor allem die Sicherheit des Hauses hat sich erhöht und die großen, schweren Rollläden für die drei bodentiefen Doppelfenster, die niemand mehr gern bedient hat, gehen jetzt wie von allein.
Familie Brümmer war erstaunt über den schnellen Einbau innerhalb weniger Tage, und das nahezu ohne Schmutz: „Die Baustelle haben wir fast gar nicht bemerkt.“ Die notwendigen elektrischen Anschlussleitungen für die Motoren wurden vom Dachboden aus zu den einzelnen Rollläden und zur Markise verlegt. Dazu wurde keine einzige Wand aufgestemmt. Im ersten Stock wurde von oben direkt in die Rollladenkästen gebohrt, im Erdgeschoß vom Rollladenkasten bis zur Verteilerdose seitlich durch die Wand. Zur Montage wurden die Kästen sauber aufgeschnitten, die Rohrmotoren in die Rollladenwelle eingeführt und alles wieder geschlossen. Abschließend wurden die TaHoma-Box an das Internet angeschlossen und die einzelnen Module in das System eingelesen und programmiert.
Froh ist die Familie auch über die Sensorik, mit der sich die Haustechnik wie von Zauberhand steuern lässt. Die Markise verfügt über einen Sonnensensor und einen Windwächter, die Dachflächenfenster sind mit einem Regensensor gekoppelt. „Das ist sehr komfortabel – früher musste ich immer an alles denken, wenn ich das Haus verließ“, erläutert Marianne Jürgens-Brümmer und ergänzt: „Die optische Darstellung des gesamten Hauses auf dem Tablet-PC ist einzigartig. Ich sehe sofort im Überblick, ob ein Rollladen offen oder geschlossen ist.“ Und so ist es kein Wunder, dass Familie Brümmer noch einen Wunsch hat: eine neue Haustüre mit elektronischem Schließsystem auf Funkbasis. Die Vernetzung mit der bestehenden Funktechnik ist für die Metallbauer von Pieper kein Problem.
Info + Kontakte
Metallbau Manfred Pieper
Inh. Jörg Pieper e.K.
Castroper Straße 37
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