Testentwickler Menge & Haferstein
„Schauen Sie sich den Menschen an!“Frank Menge, 46, und Eugen Haferstein, 44, sind Ausbildungsmeister für Metalltechnik an der Fortbildungs-Akademie Reckenberg-Ems (FARE). Sie haben als Experten den MySkills-Test für den Beruf „Fachkraft für Metalltechnik (Konstruktionstechnik)“ entwickelt. Im Interview berichten sie, was Arbeitgeber von dem Test erwarten können.
metallbau: Welches berufliche Wissen wird im MySkills-Test konkret abgefragt?
Frank Menge: Die Testfragen zum Berufsbild Fachkraft Metalltechnik in der Fachrichtung Konstruktionstechnik wurden so zusammengestellt, dass man wirklich sehen kann, ob jemand praktische Berufserfahrung in den verschiedenen Handlungsfeldern hat oder nicht. Das geht von der Herstellung von Bauteilen mit handgeführten Werkzeugen und Maschinen über das konventionelle Drehen und Fräsen von Einzelteilen, das Montieren und Demontieren von Baugruppen und Metallkonstruktionen, das Umformen und Trennen von Blechen und Rohren bis hin zum Schweißen von Bauteilen und Baugruppen aller Art. Darin enthalten ist die komplette manuelle Bearbeitung, das Zusägen, Entgraten, Bohren, Erstellen von Gewinden, das Messen, Zuschneiden, die Oberflächenvorbereitung, das Schweißen unterschiedlicher Metalle mit den Handschweißverfahren MAG/MIG, LHS, GSS sowie Brennschneiden, Korrosionsschutzmaßnahmen und vieles mehr.
metallbau: Was soll durch MySkills für die Metall-Branche verbessert werden?
Menge: Auch in unserer Branche ist der Fachkräftemangel ein ernstes Problem. Das sehen wir allein daran, wie viele Fachkräfte in der Schweißtechnik oder Zerspanung in unserer Region gesucht werden. Die meisten Teilnehmer unserer Umschulungen werden direkt vermittelt. Und zwar nicht in Zeitarbeit, sondern sofort in die Festanstellung. Leute, die etwas können, werden überall händeringend gesucht. Und MySkills zeigt sehr genau, was Menschen in einem Beruf können, auch wenn sie dafür kein Zertifikat haben.
Eugen Haferstein: MySkills kann für Arbeitsuchende mit Berufserfahrung eine Abkürzung in den Arbeitsmarkt und in die Qualifikation sein. Wenn jemand z.B. die konventionelle Zerspanung schon kann, aber im Bereich der Schweißtechnik noch qualifiziert werden muss, dann fängt er in dem einem Bereich schon mal an zu arbeiten, macht eine Fachqualifizierung im anderen Bereich und kann sich dann, wenn auch sprachlich alles passt, die Theorie beherrscht und die Zulassungsvoraussetzungen seitens der jeweiligen Kammer erfüllt sind, für eine Externen-Prüfung anmelden. Das kann für viele Menschen mit mehrjähriger Berufserfahrung einfach ein kürzerer und passenderer Weg sein als die zweijährige Ausbildung zur Fachkraft Metalltechnik in der Fachrichtung Konstruktionstechnik.
metallbau: Welche Vorteile sehen Sie hier für die Arbeitgeber?
Menge: Für Arbeitgeber erhöht der MySkills-Test die Wahrscheinlichkeit, dass ein Bewerber bereits anschlussfähige Fähigkeiten hat. Er kann in Zukunft auch gezielt bei der Arbeitsagentur oder dem Jobcenter nachfragen, wenn er jemanden mit bestimmten Fähigkeiten sucht. Dadurch hat er ein geringeres Investment bei der Arbeitnehmersuche, das Risiko einer Fehlbesetzung sinkt und er kann fähige und kompetente Mitarbeiter finden, die er aufgrund der Sprachbarriere sonst nie gefunden hätte.
Haferstein: Es gibt doch in jedem Unternehmen oder Betrieb Tätigkeiten, für die man zwar Fachkenntnisse und Berufserfahrung braucht, aber nicht unbedingt das umfassende Wissen eines voll qualifizierten Zerspanungsmechanikers oder Schweißfachmanns. Da geht es auch um standardisierte Tätigkeiten oder die Vorbereitung von Werkstücken, die für die Montage auf der Baustelle gefertigt werden. Und wenn sich jemand dabei gut anstellt, dann gibt es immer die Möglichkeit, diesen Menschen intern oder über das Jobcenter gefördert weiterzubilden, damit er eine Qualifikation bekommt. Die Möglichkeiten dafür sind vielfältig. Über MySkills öffnet sich einfach ein neuer Weg, um mittelfristig Fachkräfte zu rekrutieren.
metallbau: Das hört sich gut an.
Menge: Ich empfehle Arbeitgebern, sich die Menschen mit ihren MySkills-Testergebnissen wirklich anzuschauen. Denn dieser Test hat Hand und Fuß. Wir waren ja bei der Testentwicklung bei Weitem nicht allein. Und alle haben hinterher gesagt, dass der Test so für sie passt. Das ist eine Aussage, die man in unserer ganzen Branche ernst nehmen sollte.