Treppe zeigt Rückgrat
Das Team von Trappe-Metall hat mithilfe von Fördermitteln seine Mittelsatteltreppe weiterentwickelt. Für die vier innovativen Modelle sucht man jetzt Vertriebspartner.
Eigentlich ist unsere Treppe aus einem Irrtum heraus entstanden“, erklärt Susanne Trappe-Jost, Dipl.-Betriebswirtin (FH) und Geschäftsführerin der Trappe-Metall Gestaltung und Verarbeitung GmbH, Bad Liebenzell. „Unser Kunde brauchte eine Treppe in S-Form, da sich sein Architekt verplant hatte.“ Und so gestalteten Peter Trappe und seine Mitarbeiter ihre patentierte Mittelsatteltreppe, eine elegante, leichte und transparente Treppe, bei der die Laufrichtung mit beliebig kombinierten Geraden und Krümmungen geändert werden kann. „Und das ohne störende Zwischenpodeste“, merkt die Geschäftsführerin an.
Der Unterschied zu herkömmlichen Konstruktionen ist, dass die Treppe keine starre Mittelsäule hat, sondern ein dynamisches Rückgrat. Dazu wird das Material nur in Bereichen angeordnet, in denen ein tatsächlicher Bedarf besteht – also eine flexible Lösung, auch für kleine Grundflächen.
„Jede Stufe ist ein statisches System“, sagt Susanne Trappe-Jost. „Die Treppe kann in etwa zwei Stunden verschraubt werden und kommt so einbaufertig auf der Baustelle an.“ Bis jetzt hat Trappe-Metall schon rund 300 Treppen (Stockwerke) in der Bundesrepublik und im deutschsprachigen Ausland verkauft. „Wir selbst bauen nur einen kleinen Teil der Treppen ein“, meint die Geschäftsführerin, „den Rest erledigen unsere Vertriebspartner, die in ganz Deutschland verteilt sind.“
Entwicklung. Mithilfe des Förderprogrammes „Innovationsgutscheine für kleine und mittlere Unternehmen“ aus dem Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg haben die Metallbauer die Mittelsatteltreppe weiterentwickelt. „Beim Einbau der Treppe gibt es keine großen Veränderungen zwischen dem ursprünglichen Patent und den neuen Varianten“, stellt Susanne Trappe-Jost klar. „Unser Ziel war es außerdem, die Leichtigkeit, die besondere Optik und die Stabilität unserer Mittelsatteltreppe zu erhalten und sie gleichzeitig zu vereinfachen und ihren Preis zu senken.“
Das ist auch gelungen. Diese vier neuen Varianten gibt es zu kaufen:
* mit Stufen aus Glas, Naturstein oder Holz;
* mit Sattelkonstruktionen ohne Unterspannung;
* mit Sattelkonstruktionen ohne Unterspannung, aber mit nur einem Holm;
* mit lasergeschnittenen Holmen.
„Die Anmeldung zum Förderprogramm war einfach, beim Antrag mussten wir nur auf einer oder zwei Seiten die Idee schildern“, sagt die Geschäftsführerin. „Es gibt die Kategorien A, mit der wir die Idee und die Entwürfe entwickelt haben“, zählt sie auf, „und B, bei der die vier machbaren Varianten konstruiert, statisch geprüft und anhand von Modelltreppen umgesetzt wurden.“ Natürlich könne die Fördereinrichtung nicht alle anfallenden Kosten übernehmen. „Wir mussten in unsere Treppen erst rund 16.000 Euro investieren“, schildert sie, „die Nachweise dafür vorlegen, und erst dann haben wir einen Förderzuschuss bekommen.“
Leistung. „Wir liefern die Treppenkonstruktionen mit und ohne Stufen“, erklärt Susanne Trappe-Jost. Und auch bei Problemen ist vorgesorgt: „Wenn Metallbauer bei der Montage oder beim Aufmessen der Treppen Schwierigkeiten haben, helfen wir gegen einen kleinen Aufpreis gerne.“ Eine große Unterstützung ist dabei auch das weitverzweigte Netzwerk ihrer Vertriebspartner. „Wenn einer dieser Betriebe seinen Sitz in der Nähe hat, ist das natürlich auch eine Möglichkeit“, sagt sie.
Initiativ. „Damit unsere Partner die Treppen schneller und einfacher vertreiben und etwas Handfestes herzeigen können, stellen wir Modelle zur Verfügung“, erklärt Susanne Trappe-Jost. „Und das macht sich bezahlt: Die rund 30 Betriebe, die diesen Service nutzen, verkaufen auch mehr.“ Metallbau-Partner entscheiden sich dabei zwischen drei Modellen (jeweils mit oder ohne Stufen), die sie im eigenen Unternehmen ausstellen:
* eine kleine Treppe im Maßstab 1:3,
* eine Variante im Maßstab 1:2,
* eine komplette Mittelsatteltreppe, die sie zu einem speziellen Preis erstehen.
„Erst wollten wir diesen Service kostenlos anbieten. Das können wir aber finanziell nicht stemmen“, erklärt die Geschäftsführerin. Aber die findigen Metallbauer haben sich ein neues System zur Rückzahlung der Modelle ausgedacht, bei dem auch die Vertriebspartner Initiative zeigen müssen. „Für jede verkaufte Treppe wird ein Fünftel vom Preis des Modells abgezogen“, berichtet Susanne Trappe-Jost. „Beispielsweise für Messen verleihen wir unsere Muster auch ohne weitere Kosten, solange der Transport von den Unternehmen übernommen wird“, stellt sie in Aussicht.
Geländer. Passend zu den verschiedenen Treppen haben die Metallbauer auch andere Elemente neu gestaltet. Sie bieten „vario rotondo“, ein Edelstahl-Geländer mit Rundrohrpfosten, und „vario piatto“ an. Bei Letzterem bestehen die Pfosten aus doppelten Flachstählen. Beide Halterungen sind reine Schraubsysteme, die einfach zusammengefügt werden können. „Manche unserer Kunden kaufen auch nur die Pfosten für die Geländer und passen den Rest dann selbst an“, erzählt Susanne Trappe-Jost.
Systeme. „Die Zuschnitte mit den Löchern und den Fasen lassen wir in anderen Betrieben schneiden“, berichtet die Geschäftsführerin, „gemeinsam mit den genauen Daten.“ Diese errechnen die Metallbauer mit den Programmen Hicad von ISD Software und Systeme GmbH, Dortmund, und Tenado von Technobox GmbH, Bochum. „Wenn wir einen neuen Mitarbeiter einstellen, achten wir auch darauf, dass er schon einmal mit diesen Programmen gearbeitet hat.“
Vielseitigkeit. Trappe-Metall wurde 1988 vom gelernten Schlosser Peter Trappe ins Leben gerufen. Mittlerweile ist der Geschäftsführer Schlossermeister, Schweißfachingenieur und Architekt. Insgesamt sind im Unternehmen neun Mitarbeiter beschäftigt, acht in der Geschäftsstelle in Bad Liebenzell und ein weiterer in der 2009 eröffneten Niederlassung in Lauter im Erzgebirge.
Zusätzlich lernen auch noch zwei Auszubildende das Handwerk. Sie werden nicht nur in der Fachrichtung Konstruktionstechnik ausgebildet, sondern bekommen auch eine Einführung in die Metallgestaltung. „Unsere Azubis lernen den theoretischen Teil des Berufes auf der Gewerblichen Schule Göppingen oder in Calw“, erzählt Susanne Trappe-Jost. In Göppingen liegt ein Schwerpunkt der Ausbildung auf der Metallgestaltung. „Außerdem regen wir die Jugendlichen und Gesellen an, die Schmiedetreffen in Kolbermoor (Bayern) oder auf Burg Helfstyn (Tschechien) zu besuchen und sich dort Techniken abzuschauen.“
Info + Kontakte
Trappe-Metall
Gestaltung und Verarbeitung GmbH
Ulmenweg 4/2
75378 Bad Liebenzell
Tel. +49 (0)7052/9303-0
Fax +49 (0)7052/9303-13
www.trappe-metallgestaltung.de
Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg
Theodor-Heuss-Straße 4
70174 Stuttgart
Tel. +49 (0)711/123-0
Fax +49 (0)711/123-2126
Unser Service für Sie
Auskunft über die „richtige“ Förderung
Ein passendes Förderprogramm für Innovationen oder Projekte herauszufiltern ist genauso schwer, wie das perfekte Werkzeug oder die richtige Arbeitskleidung ausfindig zu machen. Metallbauer müssen sich informieren, welche Möglichkeiten es gibt. Ob im Internet, im Austausch mit Kollegen, in Fachmedien oder bei externen Beratern: Die Recherche kostet Zeit und Geld.
Um Ihnen eine langwierige Suche zu ersparen, haben wir ein paar Adressen zusammengestellt, die schnelle und einfache Hilfen anbieten.
Eine Möglichkeit sind Unternehmensberater wie z.B. das Zentrum für Mittelstandsberatung Ltd., Jülich. Sie bieten auf ihrer Internetseite einen kostenlosen und unverbindlichen „Fördermittelcheck“ oder eine Fachberatung an.
Ein anderer Weg ist die Datenbank des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie im Internet. Dort führen Sie der „Förderassistent“ oder die „Suche“ Schritt für Schritt zum richtigen Service. Sie geben einfach Ihren Standort, Ihre Betriebsart sowie genaue Angaben zu der Förderart ein und erhalten eine umfangreiche Auswahl an Angeboten.
Ebenso bieten Handwerkskammern Unterstützung. Sogenannte Innovationsberater helfen bei der Suche nach der passenden Förderung. Auf der Internet-Seite von metallbau können Sie sich eine Liste mit Experten herunterladen.
www.zuschuesse.de
Metallbauer gesucht
Werden Sie Vertriebspartner von Trappe
„Am besten sind kleinere mittelständische Metallbaubetriebe. Wir brauchen Fachleute“, erklärt Susanne Trappe-Jost. Schon 35 feste Partner vertreiben die Mittelsatteltreppe von Trappe-Metall. Die Entwickler suchen jetzt interessierte Metallbauer, die ihre spezielle Wendeltreppe sowie die neuen Modelle und Geländer verkaufen.
Wenn Sie sich für ein Produkt von Trappe interessieren oder ein Modell der Treppen in Ihrem Betrieb aufstellen möchten, schreiben Sie einfach eine kurze E-Mail an
Interview
Richtlinien und neue Ideen
Peter Trappe, Geschäftsführer im Betrieb, stand der Redaktion von metallbau Rede und Antwort. Zur Entwicklung und Gestaltung der Mittelsatteltreppe sowie zu Richtlinien und neuen Aufgaben.
? Herr Trappe, warum haben Sie die Mittelsatteltreppe entwickelt und wie sind Sie auf diese Idee gekommen?
Peter Trappe: Ein Kunde benötigte eine Treppe in S-Form. Diese sollte freistehend und möglichst filigran sein.
? Wie haben Sie die Treppe konstruiert und welche einzelnen Schritte mussten Sie bei der Planung und der Gestaltung einhalten?
Peter Trappe: Bei der Konstruktion achteten wir auf folgende Richtlinien: Zum einen mussten wir nach DIN 18065 und DIN 1055 arbeiten und die Länderrichtlinien LBO und AVO einhalten. Zum anderen mussten wir auf Vorgaben bei der Konstruktion Acht geben, wie beispielsweise bei der Durchbiegung.
Während der Planung mussten wir aufpassen, dass wir die Grundlage der S-Form nach den konstruktiven geometrischen Gesichtspunkten erreichen. Diese Schritte haben wir mit dem Prinzip der Blechfaltung unter der Lauflinie gemeistert.
? Wie lange hat die Entwicklung der Treppe gedauert?
Peter Trappe: Rund drei bis vier Jahre, in denen wir das Projekt ständig weiterentwickelt haben. Heute sind wir in der Lage, alle denkbaren Treppen-Aufgaben-stellungen mit unserem System zu lösen.
? Was planen Sie als Nächstes?
Peter Trappe: Wir arbeiten gerade an zwei Projekten im Bereich Treppen und haben begonnen, ein Produkt im Bereich der Messtechnik zu entwickeln. Mehr möchte ich dazu noch nicht verraten. Vielleicht werden unsere Neuheiten ja demnächst in metallbau vorgestellt.
Herr Trappe, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.