Triebenbacher in Bewegung

Vom Hersteller zum Großhändler

metallbau: Wie hat sich das Traditionsunternehmen Triebenbacher in den vergangenen drei Jahren verändert?

Alexander Reichel: Wir verstehen uns heute als Großhändler, die eigene Fertigung bei Triebenbacher selbst wurde seit 2013 schrittweise durch die Fertigung in Schwesterbetrieben der Firmengruppe abgelöst. In unserer Werkstatt in Velden hat sich ein kleines Team auf Biegeleistungen und Anarbeitung als Serviceleistung spezialisiert. Der Innendienst hat heute seinen Sitz in der Zentrale in Ismaning, an unserem zweiten Standort, im niederbayerischen Velden, befindet sich unser Zentrallager mit fast 2 Millionen Euro Lagerbestand.

metallbau: Hat sich mit der Umstrukturierung auch die Zahl der Mitarbeiter reduziert?

Reichel: Wir hatten 2012 noch knapp unter 100 Mitarbeiter. Durch den Wegfall der Doppelstrukturen in den Filialen und den zentralen Standorten sind wir jetzt ein Team von  55 Mitarbeitern – der größte Teil der Belegschaft ist nun im technischen Vertrieb und der Logistik tätig.

metallbau: Was waren die Gründe, die Fertigung in Deutschland zu reduzieren? Und wo kaufen Sie die Produkte ein, die Sie heute mit dem Markennamen Triebenbacher den Betrieben anbieten?

Reichel: Deutschland ist der falsche Standort, um stand- ardisierte Elemente aus Schmiedeeisen und Edelstahl zu fertigen, die meisten Produkte unseres Portfolios stammen aus Werken unserer Muttergesellschaft Ind.i.a. S.P.A. mit dem Stammsitz in Italien und z.B. Kroatien. Mit unseren Schwesterbetrieben und Zulieferern pflegen wir seit langen Jahren eine enge Partnerschaft, sodass genug Zeit war, die Fertigung an die Qualitätsanforderungen des deutschen Marktes anzupassen.

metallbau: Bieten Sie Ihren Kunden Anlaufstellen vor Ort?

Reichel: Unsere 12 Außendienstmitarbeiter betreuen unsere Kunden vor Ort und können auch Beratungen direkt auf der Baustelle leisten. Unsere elf Filialen haben wir nach und nach geschlossen, die letzte Filiale 2015. Gleichzeitig haben wir ein Netz von derzeit zehn Partnerbetrieben aufgebaut, aus deren lokalen Lagern unsere Kunden direkt in ihrer Region mit unseren Produkten versorgt werden. Bestellungen werden heute zu einem guten Teil über unseren Onlineshop abgewickelt. Wir haben seit über einem Jahr ein spezielles Shopsystem (www.shop.triebenbacher.de), über das sich direkt von der Baustelle aus alle Elemente mit dem Handy bestellen lassen.

metallbau: Triebenbacher ist heute ein Tochterunternehmen der IND.I.A. Gruppe, wie kam es dazu?

Reichel:  Die Übernahme durch die italienische IND.I.A. Gruppe wurde im Januar 2013 vollzogen. Diese Gruppe ist ein weltweiter Marktführer in den Segmenten Tor-, Zaun- und Geländerelemente aus Schmiedeeisen und Edelstahl. Triebenbacher ist eine von 23 Tochtergesellschaften und derzeit mit 55 Mitarbeitern sogar eine der  größten. Unser Geschäftsumfeld ist seither wesentlich internationaler geworden.

metallbau: Hat Ihnen die Umstrukturierung über den Handel hinaus neue Aufgaben beschert?

Reichel:  Mit Unterstützung der Gruppe, zu der neben produzierenden Betrieben auch ein Montageunternehmen gehört, können wir Projekte abwickeln, die die Kapazitäten unserer Kunden an sich übersteigen würden. Beispielsweise Aufträge über die Fertigung und Montage kunstvoller Schmiedegeländer in großen Hotels. Hierbei übernehmen unsere Techniker dann auch die Zeichnungen der Konstruktionen. Wenn sie zwischendurch Geländer oder Portale mit schmuckvollen Ornamenten entwerfen können, geht ihnen das Herz auf. Vor der Umstrukturierung haben wir nur wenige Großprojekte abgewickelt, diese Größenordnungen sind ein neuer Anreiz für unsere Mitarbeiter.

metallbau: Kommen Sie bei diesem neuen Aufgabenfeld nicht Ihren Kunden in die Quere?

Reichel: Im  Gegenteil, unser klassischer Kunde ist und bleibt der mittelständische Schlosser oder Metallbauer. Wir verstehen uns als Partner, der erst dann und zusammen mit dem Kunden auftritt, wenn die Aufträge die Kapazitäten des Metallbauunternehmens übersteigen.

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