Auf Sonderanfertigungen spezialisiert

Wintergärten von Wisual Metallbau

Frank Neubauer mag Herausforderungen. Der Geschäftsführer von Wisual Metallbau aus Wolmirstedt bei Magdeburg hat sich mit seinem Unternehmen auf anspruchsvolle Sonderanfertigungen von Wintergärten und Glas- Metallbau-Konstruktionen spezialisiert.

K undenbetreuung ist für Frank Neubauer keine leere Floskel, sondern zentrale Säule seiner Firmenphilosophie. „Wir haben bewusst keine Ausstellung vor Ort, sondern laden Kunden in unser Werk ein“, erläutert der Unternehmer. Zudem reist der Wisual-Geschäftsführer mit seinen Auftraggebern regelmäßig zu den Lizenzpartnern, beispielsweise zur Keller AG nach Luxemburg. „So können sich unsere Kunden von unserer Arbeit und den hochwertigen Produkten unserer Partner ein Bild machen. Sie sehen, wie gut alles organisiert ist und können sich die einzelnen Fertigungsschritte zeigen lassen. Wir ermuntern unsere Kunden auch, mit unseren Mitarbeitern, die ihr Projekt realisieren, ins Gespräch zu kommen, denn wir sind ein Team zum Anfassen“, schildert der 49-Jährige die außergewöhnliche Betreuung, für die mancher Käufer einen Weg von 500 Kilometern auf sich nimmt. „Mit dieser intensiven Betreuung bauen wir Vertrauen auf, denn Transparenz und Fairness gegenüber unseren Auftraggebern sind uns wichtig. Schließlich kostet ein Wintergarten in Sonderanfertigung zwischen 60.000 und 120.000 Euro und den leistet man sich nicht jeden Tag.“

Einen geringeren Teil der Aufträge machen Sommer- oder sogenannte Kaltwintergärten mit einem Auftragsvolumen zwischen 15.000 und 25.000 Euro aus. Auch im Segment der multifunktionalen Terrassenverglasungen steigt die Nachfrage um zirka zehn Prozent pro Jahr, so Neubauer. Zudem ergänzen Fenster- und Türsysteme, Glasfassaden sowie individuelle Schiebeund Faltsysteme das Portfolio.

Wintergarten in Vorbereitung. Vor einer Werksbesichtigung steht erst einmal eine gründliche Bedarfsanalyse. „Das Erstgespräch ist kostenlos. Anschließend wird im Wisual Team – und je nach Anforderung in enger Absprache mit Architekten – über mögliche Umsetzungen diskutiert und eine vorläufige Kalkulation aufgestellt. Als Grundlage für erste Kundenpräsentationen dienen Baupläne und Fotos sowie die Wünsche des Auftraggebers. Erst dann erfolgen die CADPlanung und die Visualisierung mit den Programmen LogiKal, AutoCAD, aber auch mit SketchUp und Cinema 4D. Bei der ersten Präsentation, meist in 3D, können Änderungswünsche der Kunden während der Beratung eingefügt werden. Geht es an die Fertigung, kann der Auftraggeber jederzeit den Stand abfragen und sich vor Ort in Wolmirstedt darüber informieren. „Unsere Kunden nehmen es gerne in Anspruch, ihre maßgeschneiderten Dachkonstruktionen vormontiert in unserer Fertigung besichtigen zu können“, bestätigt der Firmeninhaber.

Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit nicht nur mit den Kunden, sondern auch mit den Partnern und Zulieferern ist die zweite Säule des Unternehmens. Nach einer Schlosserlehre und einem Maschinenbaustudium hat Neubauer zunächst einige Jahre als Angestellter Branchenerfahrung gesammelt, wollte dann aber seine eigenen Vorstellungen umsetzen. Mit 5.000 DM starteten er und sein Partner Michael Kreller 1996 in einem gerade zwölf Quadratmeter großen Büro ihre Firma für Fenster- und Fassadentechnik. Trotz des Baubooms nach der Wende dauerte die Durststrecke für die ehemaligen Studienfreunde fast fünf Jahre. In dieser schwierigen Anfangsphase haben Partnerfirmen wie TS Aluminium Profilsysteme Wisual Metallbau die Stange gehalten. „Auf diese Art von Geschäftsbeziehungen sind wir sehr stolz, vor allem dass wir heute noch Partner sind“, resümiert Neubauer.

Ende der 1990er-Jahre gelang mit der Spezialisierung auf Sonderbau der Durchbruch. Neben Glaszulieferern aus der Region ist ein weiterer wichtiger Partner die Keller AG. Das Luxemburger Systemhaus ist Marktführer für Premium-Design Schiebesysteme. Laut Neubauer ein idealer Partner, um den aktuellen Trend und die damit stark wachsende Nachfrage nach designorientierten Gebäuden mit klaren Linien, transparenten und lichtdurchfluteten Formen, mit Mehrfachfunktionalität zu erfüllen. „Mit dem System ©KELLER minimal windows® können wir maximale Glasflächen realisieren. Dank der modernen Hochleistungslager in den schmalen Profilen lassen sich bis zu 1.000 Kilogramm schwere Flügel leicht, sehr geräuscharm und auf Wunsch motorisch bewegen. Der Umgang mit diesem System erfordert jedoch hohes Fachwissen der Mitarbeiter und extrem präzises Arbeiten“, erläutert der Ingenieur.

Moderne Produktion. Wisual hat in den vergangenen Jahren rund 1,5 Millionen Euro in moderne Produktionsanlagen investiert. „Mit unseren CNC-Fertigungszentren verfügen wir über die neueste Technologie der Branche. Dank der neu eingeführten Software LogiKal® konnten Effizienz und Qualität in der Arbeitsvorbereitung perfektioniert werden. Auf der rund 1.000 m² großen Produktionsfläche findet für jeden Auftrag ein durchgängiger technischer Fertigungsprozess statt. „Ganzheitliche Metallbearbeitung“ nennt Neubauer dies, der zugleich auf Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit bei der Produktion großen Wert legt. „Effizienz und Umweltschutz schließen sich nicht aus“, betont der Unternehmer: „Dank unserer exakten Arbeitsvorbereitung und Produktion beträgt der Verschnitt lediglich zwischen zwei bis fünf Prozent. Die Reststoffe werden regional recycelt. Außerdem achten wir auf Langlebigkeit unserer verarbeiteten Materialien.“ Parallel dazu setzt das Unternehmen auf eine minimale Lagerwirtschaft. „Alles, was möglich ist, machen wir just in time. Dadurch erreichen wir eine hohe Übersichtlichkeit in unserer Fertigung, und es besteht nicht die Gefahr von Beschädigungen durch längere Lagerzeiten.“

Die gesetzlichen Vorgaben durch die Energieeinsparverordnung (EnEV) wertet Neubauer nicht als Nachteil: „Die gesetzlichen Vorschriften und CE-Zertifizierungen sehen wir als Chance, um unser Unternehmen entsprechend zu positionieren. Der Kunde erwartet zu Recht höchste Standards und, neben den persönlichen Designwünschen, insbesondere funktionelle Lösungen sowie Komfort.“ Dazu gehören eine hohe Energieeffizienz, etwa durch Dreifach-Verglasung, optimaler Schall- und Sichtschutz sowie Sonnenschutzgläser, perfekte Belüftungs-, Beschattungs- und Sicherheitssysteme, aber auch Sonderwünsche: „Ein Kunde wollte einen Zufluss seines Teiches in den Wintergarten, andere wünschen einen direkten Zugang zum Poolbereich und wieder andere möchten ein Gewächshaus oder Beete integriert haben“, schildert Neubauer die unterschiedlichsten Anforderungen. Neben dem Bauhausdesign würden sowohl der englische als auch der viktorianische Stil immer mehr nachgefragt. Diese kombinieren die Kunden gerne mit in Flachdächer integrierten Glaskuppeln. Auch bei den Bedienelementen gebe es unterschiedliche Anforderungen. Komplizierte Teile wie Touchscreens oder zentrale Steuerungssysteme kämen vorwiegend in komplexen Gebäuden zum Einsatz. Im privaten Wintergartenbau sei jedoch oft noch eine einfache Bedienung per Knopfdruck und manchmal selbst noch mit Hebel gewünscht“, so Neubauer.

Marketing auf vielen Wegen. Rund 40 % der Aufträge sind gewerblicher Natur, der Rest kommt von Privatkunden. „Klassische Werbung?“, meint Neubauer lächelnd und lehnt sich zufrieden zurück: „Dafür geben wir kein Geld aus. Für uns arbeitet unser guter Ruf. Unsere Produkte präsentieren wir auf Messen und mit unseren Firmenbroschüren. Viele Neukunden wenden sich auf Empfehlung an uns oder über Architektenkontakte. Ein Teil erreicht uns über Internetrecherche, zumal wir Mitglied beim Wintergarten- Fachverband und beim Online-Portal ‚Sonne-am-Haus’ sind.“ Um Internetanfragen in Aufträge umzusetzen, muss man schnell antworten, weiß der Geschäftsführer. Mittlerweile sind 75 % der Anfragen aus der Region. Neubauer kann den teilweise negativen Ruf der „Neuen Bundesländer“ gar nicht nachvollziehen: „Unser Standort in Sachsen- Anhalt ist verkehrstechnisch optimal. Weder Berlin, Hannover noch Leipzig sind sehr weit weg. Zudem verfügt die Region über eine hochmoderne Zulieferindustrie.“ Auch überregional hat sich das Unternehmen einen Namen gemacht. So stammen die neuen Glasfassaden der Braunschweiger Busbetriebe, aber auch die historischen Dachgauben für das Hotel Leopold in München von Neubauers Team. Selbst in Polen, der Schweiz und Österreich werden Produkte von Wisual Metall verbaut. Rund 50 % der Aufträge sind Bauten im Bestand, die andere Hälfte Neubau.

Hohe Anforderungen. „Wenn es anspruchsvoll wird, steigen viele Mitbewerber aus“, weiß Frank Neubauer, Geschäftsfuhrer von Wisual Metallbau, aus Erfahrung. Vor allem im Bestand zu bauen stellt hohe Anforderungen an die Konstrukteure, aber auch Monteure. Es braucht neben den fachspezifischen Kenntnissen zugleich ein hohes Wissen, beispielsweise in Bauphysik und der Verwendung von unterschiedlichen Materialien. Eine Herausforderung war z.B. der Anbau des Pavillons für das Mercure Grand Hotel in Meißen, zumal dieser noch während des laufenden Betriebes stattfand. Innerhalb von sechs Wochen wurde der „Wintergarten“ für die Gastronomie mit Sonnenschutzglasern und einer korbbogenförmigen Dachkonstruktion in die ehemalige Fabrikvilla integriert. „Nicht nur die außergewöhnliche Dachkonstruktion, sondern auch die Anschlüsse zum bestehenden Gebäude erfordern sehr präzises Arbeiten der Monteure“, schildert Neubauer. Knifflig sei auch der Einbau der Orangerie in ein privates Anwesen mit Turm gewesen. Die Gebäude bestanden bereits, als der Bauherr mit der Bitte an die Firma herantrat, einen Wintergarten zu errichten. Auf einem Verbindungstrakt fügte Wisual Metallbau die Orangerie optimal zwischen Wohnhaus und Turmbereich ein: „Wenn nachträgliche Lösungen sich so in den Bestand integrieren, als wären sie schon immer da gewesen, dann ist es perfekt“, freut sich Neubauer.

Personalmanagement. Die dritte und wesentliche Säule sind für Neubauer seine Angestellten. „Engagierte und fachlich gut ausgebildete Mitarbeiter sind das Rückgrat eines Unternehmens“, betont er. Wertschätzung ist für ihn ein wichtiger Begriff, den er auch füllt: „Wir zahlen unseren zwölf Mitarbeitern Löhne über Tarif, führen Zeitkonten und achten darauf, dass die Arbeitsbedingungen human und mit der Familie vor Ort zu vereinbaren sind. Die Angestellten müssen ernst genommen und in die Kommunikation mit eingebunden werden, dann sind sie auch motiviert. Ihr Wissen ist unser Firmen- Know-how.“ Deshalb entscheidet nach einer vierwöchigen Probezeit eines neuen Azubi nicht allein der Chef, sondern auch das Mitarbeiterteam, ob dieser den Ausbildungsplatz bekommt oder nicht. Selbst bei Leiharbeitern, die bei Spitzen aushelfen, setzt der Firmenchef und Vater zweier Kinder auf Kontinuität und Fairness: „Wir versuchen, immer mit den gleichen Mitarbeitern zu arbeiten und diese auch in die Firma zu integrieren, laden sie beispielsweise zu Weihnachtsfeiern oder Sportveranstaltungen ein.“

Neubauer fördert nicht nur, sondern fordert auch. Ständige Fortbildung der Mitarbeiter – seien es Konstruktions-, Fertigungsoder Montageseminare sowie Schulungen bei den Vertragspartnern sind Pflicht. Allein 80.000 Euro inklusive Schulungen kostete das im vergangenen Jahr neu eingeführte betriebsinterne Informationssystem (IFS), das laut Neubauer von den Mitarbeitern aus Angst vor zu viel Überwachung zuerst kritisch beäugt wurde, mittlerweile aber sehr geschätzt wird. „Alle unsere Daten werden dort zentral abgelegt. Jeder hat jederzeit, selbst auf der Baustelle, Zugriff auf alle Informationen, seien es Projekt- oder Kontaktdaten sowie Konstruktionszeichnungen. Das ist interne Kommunikation auf kurzem Wege. Das spart Zeit und reduziert Fehler“, hebt der Ingenieur die Vorzüge hervor.

Trotz der hohen Investitionen und intensiven Fortbildungen setzt Neubauer, der sich mit Radfahren fit hält und soziale Projekte in der Region fördert, nicht auf konsequentes Wachstum. „Wo soll das hinführen, immer nur noch mehr Wachstum. Es hat keinen Sinn, zu schnell zu vergrößern. Das geht auf Kosten der Angestellten und der Qualität. Die Mitarbeiter brauchen Zeit, um die neuen Techniken zu lernen“, so Neubauer. Er und sein Geschäftspartner Kreller nehmen deshalb für 2013 geringere Umsätze in Kauf. Mit zwei Millionen Euro liegt der Umsatz weit unter den technischen Möglichkeiten des Betriebs. Bei einer Eigenkapitalquote von 70 % ist dieser Weg gegen den Trend, beispielsweise gegenüber Banken, leichter vertretbar. Die Unabhängigkeit bei der Finanzierung sowie die Freiheit, Kundenanforderungen abzulehnen, die ihn und sein Team technisch nicht überzeugen, sind für Neubauer sehr viel wert. Mit dieser Eigenständigkeit hofft er bald seine Vision von einem Mini-Kompetenz- und Schulungscenter verwirklichen zu können. „Dort soll nicht nur konstruiert und geplant werden. Kunden, Mitarbeiter, Lieferanten und Systemgeber sollen in einem modernen Umfeld Wissen rund um das Thema „Metall und Glas am Bau“ kommunizieren können.“

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