ift Rosenheim auf Ausbaukurs

Qualitätsprüfungen immer wichtiger

Am Vorabend der Rosenheimer Fenstertage (s. auch Seite 27 und Seite 35) haben der Institutsleiter des ift, Ulrich Sieberath, und der Vorsitzende des Vorstandes, Bernhard Helbing, gegenüber der Fachpresse die weitere strategische Ausrichtung des ift erläutert. Derzeit absolviert das Prüfinstitut weltweit jährlich ca. 2.000 Überwachungen für Produkte und Managementsysteme.


Bis Mitte 2016 wird am Rosenheimer Autobahnanschluss ein Technologiezentrum errichtet. Das Investitionsvolumen beträgt ca. sechs Millionen Euro. ift Geschäftsführer Dr. Jochen Peichl wies darauf hin, dass es sich bei der letzten größeren Investition um ca. 600.000 Euro für die Anschaffung des Brandofens in Nürnberg gehandelt hat. Dieser wurde im Jahr 2007 eingeweiht. Das neue Technologiezentrum ist mit einer Bruttogrundfläche von über 3.000 m² geplant, 40 zusätzliche hochqualifizierte Arbeitskräfte sollen im Zuge des Ausbaus eingestellt werden. Derzeit sind etwa 180 Mitarbeiter beim ift beschäftigt, 2007 waren es etwa 140.

Das Nutzungskonzept des Neubaus sieht Prüfungen an Brand- und Rauchschutzelementen sowie großformatigen Fassaden- und Bauteilen vor. Metallbauunternehmer Bernhard Helbing erklärte: „Diese Investition ist notwendig, weil das ift Brandschutzzentrum in Nürnberg räumlich ausgelastet ist und wir dort nicht expandieren können. Wir haben zunehmend Schwierigkeiten, die Kundenaufträge zeitnah zu bedienen.“ Darüber hinaus werden in Rosenheim verstärkt auch Forschung & Entwicklung angesiedelt. Das Technologiezentrum und die Prüfeinrichtungen werden nach modernsten Kriterien errichtet. Im Konzept ist vorgesehen, dass Prüfungen und Untersuchungen moderner Bautechnologien für Kunden, Besucher und Wissenschaftler aus aller Welt erlebbar werden. Hierzu zählen intelligente Bauelemente, adaptive Fassaden, regenerative Energienutzung in der Gebäudehülle, Medienfassaden, Verbundwerkstoffe sowie Bauelemente in Modulbauweise mit integrierter Haustechnik, aus denen komplette Gebäude errichtet werden können. Gemeinsam mit der Hochschule Rosenheim und dem Fraunhofer Kompetenzzentrum Bautechnik können auch wegweisende Forschungsprojekte an intelligenten Bauelementen, adaptiven Fassaden sowie Bauteilen in Modulbauweise mit integrierter Haustechnik am Standort Rosenheim besser durchgeführt werden.

Im Zuge der Verlagerung der Prüfaktivitäten von Nürnberg nach Rosenheim wird künftig in Nürnberg die „notifizierte Produktzertifizierungsstelle Brandschutz“ entstehen. Unter der Verantwortung dieser notifizierten Stelle müssen die zu prüfenden Elemente ausgewählt, die notwendigen Dokumente erstellt und die Klassifizierung ausgesprochen werden. Nach positiver Überwachung eines Fertigungsbetriebs erstellt die notifizierte Produktzertifizierungsstelle das zum Handel notwendige Zertifikat zur Bescheinigung der Leistungsbeständigkeit. Diese notifizierte Produktzertifizierungsstelle wird „Herr“ des gesamten Prüf- und Zulassungsverfahrens sein und mit Erscheinen der Produktnorm für Feuer- und Rauchschutzabschlüsse, EN 16034, eine große Bedeutung bekommen. Prof. Ulrich Sieberath geht von ca. 2.000 Firmen aus, die sich mit  Gültigkeit der EN 16034 den darin geforderten Prüfungen unterziehen müssen.

ift Qualitätsoffensive

Helbing teilte mit, die Qualitätsoffensive, die er kürzlich angekündigt habe, sei nun vom ift Vorstand abgesegnet. „Dies ist für Hersteller der richtige Weg, sich gegenüber Billiganbietern zu behaupten. Die Qualität umfasst dabei das Produkt selbst, die Montage, geprüfte technische Kennwerte sowie Wartung, Pflege und Instandhaltung – hierfür steht bekanntermaßen das RAL-Zeichen ebenso wie die ift Produktzertifizierung.“ Damit sich auch kleinere und handwerklich strukturierte Fensterhersteller die Qualitätsnachweise leisten können, ist das Qualitätskonzept dreistufig angelegt. „Der Sprung auf das Niveau der RAL-Zertifizierung ist zu groß, deshalb haben wir ein dreistufiges Qualitätskonzept erarbeitet. Damit wollen wir eine gemeinsame Basis von qualitätsorientierten Herstellbetrieben schaffen, die sich freiwillig zur Einhaltung bestimmter Regeln und einer Fremdüberwachung bekennen.“ Allen drei Stufen des Models ist gemeinsam, dass die Unternehmen regelmäßig durch erfahrene ift Auditoren überwacht und betreut werden. Bei der Stufe „Standard“ werden nur die Einhaltung der gesetzlichen Mindestanforderungen und die werkseigene Produktionskontrolle (WPK) überwacht – jene Grundlagen also, die Unternehmen zur Erlangung des CE-Zeichens nachweisen müssen. Diese Stufe ist vor allem für klein- und mittelständische Unternehmen konzipiert worden.

In der Stufe „Qualität“ werden neben den gesetzlichen Anforderungen auch Anforderungen hinsichtlich der Gebrauchstauglichkeit von Fenstern und Außentüren gestellt. Als Ergebnis liegen hier qualitativ hochwertige und gebrauchstaugliche Bauelemente vor. Die Stufe „Premium“ stellt zusätzlich Anforderungen hinsichtlich der besonderen gütebestimmenden Merkmale und der RAL-Montage und sichert gleichzeitig das RAL-Gütezeichen. Neben der werblichen und verkaufsfördernden Nutzung dient ift- bzw. RAL-Zeichen der Rechtssicherheit bei allen Nachweisen und Zertifikaten, die baurechtlich gefordert sind. Hierzu zählen die notwendigen Prüfnachweise, die korrekte Erstellung der Leistungserklärung und des CE-Zeichens sowie die normgerechte Organisation der werkseigenen Produktionskontrolle (WPK). Das gilt bereits für die Stufe „Standard“. Dieser Vorteil wird sicher am stärksten erkennbar, wenn es Reklamationen, Mängel oder Probleme mit der Bauaufsicht gibt, denn dann kann der Betrieb ein optimales und normkonformes System des ift Rosenheim vorweisen. Auch die Listung als zertifizierter Betrieb auf der ift Website schafft gegenüber Architekten, Behörden und Bauherren Vertrauen in die Leistungsfähigkeit und Qualitätsorientierung des Unternehmens.

Neues ift-Label

Das neu entwickelte „ift Unternehmenslabel“ soll eine einfache und differenzierte Bewertung im Hinblick auf vorhandene ift Produktzertifizierungen und ift Managementsysteme nach außen präsentieren. Für Hersteller geht es in erster Linie um einen werblichen Nutzen. Das für das Label verwendete Bewertungssystem mit fünf Sternen ist für Endverbraucher leicht verständlich und schafft Vertrauen. Mittels Sternen werden die ift Zertifizierungen von vorhandenen Managementsystemen und Produkten des Unternehmens ausgezeichnet. Dabei sagt ein Stern aus, dass mindestens eine Produktzertifizierung des Unternehmens vorliegt. Ein zweiter steht für das Qualitätsmanagement nach ISO 9001. Ein dritter Stern repräsentiert ein zertifiziertes Umweltmanagement nach ISO 14001 und ein vierter die Zertifizierung des Energiemanagements nach ISO 50001. Mit einem fünften Stern wird die Zertifizierung für Arbeits- und Gesundheitsschutzmanagement des Unternehmens nach BS OHSAS 18001 dargestellt. Hat ein Unternehmen beispielsweise eine Produktzertifizierung und ein zertifiziertes Energiemanagement, so erhält es ein Label mit zwei Sternen. Um weitere Informationen zum Unternehmen und dem Bewertungssystem sowie zu den unterschiedlichen zertifizierten Produkten und Managementsystemen zu erhalten, kann der Endverbraucher bei Interesse einfach den QR-Code mit der Verlinkung zur ift Website nutzen. Getreu dem Motto „Wir zertifizieren nur das, was wir sehen und worauf wir spezialisiert sind“ ist eine regelmäßige Überwachung durch die Zertifizierungs- und Überwachungsstelle des ift  immer Grundlage für das Label.

Fazit

Der Wettbewerb rund um die Prüfungen von Fenstern, Türen, Toren und Fassaden wird mit den harmonisierten Normen in den nächsten Jahren zwangsläufig internationaler. Zugleich steht fest, das CE-Kennzeichen, das beispielsweise über Prüfungen beim ift zu erwerben ist, soll so transparent sein, dass es sich mit einem CE-Kennzeichen vergleichen lässt, das eine notifizierte Prüfstelle in Portugal oder Polen ausgestellt hat. Das ift möchte diese Qualitätsunterschiede mit nachvollziebaren Prüfungsergebnissen und Qualitätslabels für Verarbeiter und Endkunden kommunizieren.⇥ma ◊

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