Kantonsspital Frauenfeld
Projekt „Horizont“ — ein nachhaltiger BauDas Kantonsspital Frauenfeld hat die grundlegende bauliche Entwicklung in einem Richtplan vorgezeichnet, um die medizinische Leistungsfähigkeit des Spitals in Zukunft garantieren zu können. In einem Projektwettbewerb 2002 wurde die Etappierung und die architektonische Ausformulierung dieser Entwicklungsstrategie festgelegt. Das Spitalgebäude, das 1974 in Betrieb genommen wurde, soll über mehrere Etappen in eine neue Großform überführt werden.
Die erste Etappe mit Notfalltrakt und Intensivstation konnte 2008 realisiert werden. In der zweiten Ausbauetappe werden der nordseitige Anbau des neuen OP-Traktes und der Ersatzneubau des Bettenhochhauses umgesetzt. Das Bettenhaus ist über dem Anbau Nord errichtet, sodass der Spitalbetrieb im Bestand während der Bauarbeiten weitgehend ungestört weitergeführt werden konnte. Das neue Bettenhaus wird, wie der heutige Bettenturm, ein weitum sichtbares Wahrzeichen der Stadt Frauenfeld sein und das Bild des Spitals in der öffentlichen Wahrnehmung prägen. Die Fassadengestaltung ist daher von grosser Bedeutung: Werte wie Zuverlässigkeit, Kompetenz und Beständigkeit sollen auch über die Fassade vermittelt werden. Das Bettenhaus hat eine starke Fernwirkung, welche die architektonische Herangehensweise und Umsetzung nachhaltig beeinflusste. Bewusst entschied man sich für eine tiefenwirksame, profilierte Fassadengestaltung. Die Fassade des Bettenhauses besteht aus vorgehängten Formelementen aus anodisiertem Aluminium. Die komplexe Fassadenkonstruktion muss dabei die funktionalen Anforderungen bezüglich thermischer Dynamik, äußerem Sonnen- und Blendschutz, Brandschutz, Akustik, Bauphysik und Unterhalt optimal erfüllen. Die Erweiterung des zweigeschossigen Sockelbaus wird in der gleichen architektonischen Gestaltung wie der Anbau Ost ausgeführt.
Bettenhochhaus (3.-8. OG):
Die Fassade besteht aus insgesamt 336 Stück gleiche Fensterelemente aus thermisch getrennten Aluminiumprofilen. Diese sind dreifeldrig und allesamt im Werk vorgefertigt worden. Die Abmessungen betragen 4.10 x 2.60 m, zwei große festverglaste Felder garantieren einen hohen Glasanteil und somit viel Tageslicht, das Flügelelement wiederum gewährleistet die natürliche Lüftung. Weiter sind die vollflächig mit Aluminiumblechen beplankten Flügelfelder mit einer vorgehängten Lochblechverkleidung geschützt, was ein wetterunabhängiges Lüften ermöglicht. Statisch werden die Elemente einerseits mit einer verstärkten vertikalen Innenschale des Pfostenprofiles und andererseits mit den äußeren Lisenenprofilen verstärkt und den hohen Anforderungen gerecht.
Die Dreifach-Isolierverglasungen haben eine Lichttransmission von 63%, einen g-Wert von 35% sowie den wärmetechnischen Wert von UG= 0.5 W/m2K. Der Sonnenschutz wird mit einer Raffstore Typ E93A6 sichergestellt. Die 90 mm breiten Lamellen wurden in der Farbe RAL9006 bandbeschichtet und in windstabiler Ausführung hergestellt. Die seitlichen Führungsschienen sind unsichtbar in stranggepressten vertikalen Aluminiumprofilen integriert, das Lamellenpaket ist ebenfalls an einem extrudierten Storenkastenprofil fixiert.
Alle Fassadenelemente werden mit einer breiten, konisch verlaufenden Blechzarge umrahmt. Die asymmetrisch schräg verlaufenden Ecken wurden passgenau vorgefertigt und die horizontale Fensterbank mit einem nach innen verlaufendem Gefälle ausgebildet, womit so sichtbare Wasserläufe verhindert werden. Unsichtbar hinter den Blechzargen und vor der Dämmebene verlaufen die entsprechenden Wasserrinnen sowie die vertikalen Ablaufrohre. Die groß dimensionierten 4 mm dicken Aluminiumbleche sind wie die Fensterprofile naturfarben E6EV1 anodisiert worden. Das vor den Lüftungsflügeln angebrachte Lochblech wurde ebenfalls farblos industrieeloxiert mit einer Lochung von 113 mm Durchmesser. Insgesamt wurden alleine am Bettenhochhaus über 5.160 m2 Aluminiumbleche verbaut.
Sockelbau („Breitfuss“, EG-1. OG):
Der Breitfuss ist konstruktiv eine komplett andere Fassade als das Bettenhochhaus. Hier wurden im Werk vorgefertigte Doppelhaut-Fassadenelemente konzipiert. Die im Fahrni-eigenen System „Activ-Air“ hergestellten 193 Stück Elemente haben die Abmessungen von 3.46 m x 3.24 m. Davon sind 100 Stück im Neubau und 93 Stück im Umbau des Bestandsgebäudes ausgeführt worden. Entgegen dem eher hellen Bettenhochhaus wurden alle Profile des Sockelbaus dunkler anodisiert und zwar in Permalux P1. Der passiv belüftete Zwischenraum nimmt eine 80 mm Lamellenstore als Sonnenschutz auf. Die vertikalen Führungsschienen wurden auch hier flächenbündig in die Rahmenprofile der Elemente integriert. Da infolge der Nutzung (z.B. Operationssäle) ein innerer Zugang zum Element ausgeschlossen ist, wurde die äußere Prallscheibe als drehbarer Serviceflügel ausgebildet. Die technischen Werte der inneren Dreifach-Isoliergläser sind UG= 0.5 W/m2K, LT=63%, g-Wert = 35%. Um eine individuelle Raumlüftung zu garantieren, hat jedes Element einen eingebauten nach außen öffnenden einschaligen Lüftungsflügel. Außen umlaufend um den Lüftungsflügel ist eine Glaszarge mit einer Bautiefe von 400 mm angebracht worden. Diese in SSG-Technik verklebten Verbundsicherheitsgläser aus 2 x 10 mm Vitrex geätzt in TVG wurden leicht konisch mit Gefälle als Rahmenelement verklebt. Um die Elemente laufend sind Betonfertigteile vorgehängt, im Pfeilerbereich sind zudem die Entwässerungsrohre des Flachdaches geführt.
Zwischengeschoss:
Das Zwischengeschoss, zwischen Sockelbau und Bettenhochhaus gelegen, ist mit anodisierten, 4 mm starken Aluminiumblechen vollflächig verkleidet worden. Die konisch von innen nach außen laufenden Pfeilerstützen, welche das Bettenhochhaus tragen, wurden ebenfalls verkleidet und das Fugenbild dementsprechend aufeinander abgestimmt. Insgesamt wurden in diesem Bereich 2.580 m2 Aluminiumbleche verbaut.
Dachaufbauten Technikgeschoss
Das Technikgeschoss mit einer Grundfläche von 73 x 24 m ist auf eine Höhe von 4,6 m mit einer Streckmetall-Blechverkleidung optisch kaschiert worden. Diese dreieckförmigen vorgefertigten Elemente sind flächig versetzt auf einen Stahlbau mit Wandpaneelen montiert. Die Bautiefe variiert bis zu 1 m Tiefe, was zu einem räumlichen Effekt führt. Die 1.060 m² Streckmetallbleche mit einer Stärke von 2 mm wurden in E6EV1 farblos eloxiert mit einer Schichtstärke von 20 my.
Bautafel
Geschosszahl
6 Obergeschosse (Bettenhaus, 3.-8. OG)
1 Zwischengeschoss (2. OG)
3 Vollgeschosse (Sockelbau «Breitfuss», UG-1. OG)
2 Geschosse Dachaufbauten (9.+10. OG)
Patientenzimmer: 164 Stk. (1er und 2er)
Grundstücksfläche gesamt: 24.300 m2
Gesamtbauzeit: 2015 bis 2022
Label: Minergie P
Bauherrschaft:
thurmed Immobilien AG /Spital Thurgau AG
Architektur:
Schneider & Schneider Architekten, Aarau
Generalunternehmer:
Steiner AG, Zürich
Fassaden:
Buri Müller Partner GmbH, Burgdorf (Ausführung)
gkp fassadentechnik ag, Aadorf (Projektierung)
Ausführung Fassaden: Fahrni Fassadensysteme AG, Lyss