Sanierung der Domsingschule

Glasfassade für ein Baudenkmal

Die ungedämmten Stahlfassaden der Aachener Domsingschule wurden unter Beachtung der Anforderungen der Denkmalpflege durch thermisch getrennte Konstruktionen aus dem Stahlsystem Janisol Primo von Schüco Stahlsysteme Jansen ersetzt. Sie erhielten einen außen liegenden, motorischen Sonnenschutz als Ersatz der alten Anlagen und in den Giebelbereichen eine schaltbare Sonnenschutzverglasung aus SageGlass, einem Glas mit elektrischer Tönungsfunktion.

Die Wurzeln der Aachener Domsingschule reichen ins 8. Jahrhundert zurück. Seinerzeit gründete Karl der Große eine Palastschule, in der neben Lesen, Schreiben und Rechnen der „rechte liturgische Gesang“ gelehrt wurde. Wenn auch Name und Organisationsformen im Lauf der Jahrhunderte wechselten, so gab es doch immer eine Schule mit besonderem kirchenmusikalischen Auftrag in unmittelbarer Nähe des Doms. Heute ist die Domsingschule eine private katholische Grundschule in der Trägerschaft des Domkapitels Aachen. 1961 als reine Jungenschule gegründet, nimmt sie seit 2009 auch Mädchen auf.

Das Gebäude der heutigen Domsingschule an der Längsseite des Katschhofs – mit dem Dom auf der einen und dem Rathaus auf der anderen Seite – wurde Anfang der 1960er-Jahre nach dem Entwurf von Prof. Gerhard Moritz Graubner (1899 – 1970) errichtet. Es handelt sich um einen Stahlbetonskelettbau mit der Besonderheit, dass die Stahlbetonstützen nach oben konisch zulaufen. Als bauliches Erbe der „Moderne 1960+“ wurde die Domsingschule 1989 in die Denkmalliste der Stadt Aachen eingetragen.

Anlässlich einer Generalsanierung in den 1990er-Jahren waren die bauzeitlichen Holzverglasungen der Giebelfassaden unter Beibehalt der originalen Aufteilung durch nicht thermisch getrennte Stahl-Glaskonstruktionen ersetzt worden. Aus dieser Zeit datieren auch die identitätsstiftenden Applikationen aus Bronze auf den Eingangstüren des Erdgeschosses. Sie stammen von Prof. Jonas Hafner und zeigen ein Fünfeck, ein Siebeneck sowie ein zu einem Zwölfeck kombiniertes Fünf- und Siebeneck. Die Zahlen verweisen auf epochale Entwicklungen der Musikgeschichte: Die Fünfton-Musik als Musik der Naturvölker, die Siebenton-Musik als Harmonik der klassischen Musik des Abendlandes und die atonale Zwölfton-Musik des 20. Jahrhunderts.

Fluchttüren mit Bronzeapplikation

Aus Gründen der Denkmalpflege sollten die Bronzeapplikationen auch bei der nunmehr durchgeführten Fassadensanierung erhalten bleiben und auf die neuen Eingangstüren — darunter eine mit Fluchtwegfunktion — montiert werden. Das Gewicht der Applikation schätzte man auf „um die 50 Kilo“ – tatsächlich wog sie jedoch 300 Kilogramm. Ihre Montage erforderte eine Sonderkonstruktion, die Nagel Metallbau mit dem thermisch getrennten Stahlsystem Janisol, angeschweißten Schwerlastbändern und CNC-gelaserten Sonderteilen fertigte – die allesamt bronziert wurden.

In der energetisch sanierten Fassade sorgen Stahlprofile aus dem thermisch getrennten System Janisol Primo und eine Zweifach-Isolierverglasung mit Sonnen-, Wärme- und Schallschutzfunktion für ein angenehmeres Klima in den Innenräumen. Seither ist neben der manuellen Lüftung mittels zweier Drehflügel je Fassadenfeld auch automatisches Lüften möglich: Durch ein elektrisch gesteuertes Kippoberlicht pro Giebelfeld kann ein Luftaustausch des Nachts erfolgen, wenn die Außentemperatur niedriger ist als die Innentemperatur.

Elektrisch tönbare Verglasung

In den Dreiecksgiebeln des 3-OG, wo kein mechanischer Sonnenschutz montiert werden konnte, kam ein Spezialglas mit elektronisch gesteuerter Tönungsfunktion (SageGlass) zum Einsatz. Im ungeschalteten Modus gleicht die Verglasung der Giebelfelder optisch und technisch der Isolierverglasung vom EG bis zum 2.OG. Das elektrochrome Glas kann jedoch durch einen elektrischen Impuls stufenweise getönt werden, ohne dass die Durchsicht beeinträchtigt würde. Die Steuerung beinhaltet einen automatischen und einen manuellen Modus. Im automatischen Modus steuern auf dem Dach installierte Lichtsensoren den Tönungsgrad der sechs Giebelfelder – jeweils drei an der Ost- und drei an der Westfassade. Für den manuellen Modus wurden Bedienpanels installiert, mittels derer die Mitarbeiter die Verdunkelung individuell regeln können. Nach einer definierten Zeit ohne manuellen Zugriff übernehmen die Sensoren automatisch wieder die Steuerung. Über ein LTE-Modem ist die Ansteuerung des Systems auch aus der Ferne möglich: Bei eventuellen Problemen kann der Techniker von SageGlass sich in das System einschalten, Fehler auslesen und im besten Fall auch per Fernwartung beheben.

Bauzeitlich zweifarbige Stahlprofile

Angesichts des enormen technischen Aufwands für den Einbau der elektrisch schaltbaren Verglasung ist es nur noch ein kleines, aber feines Detail, dass auch die bauzeitliche Zweifarbigkeit der Profile bei der Fassadenerneuerung beibehalten wurde. Die Außenschale ist in Graualuminium (RAL 9007) gehalten; innen hat jede Etage ihre eigene Farbe. Dazu wurden die Stahlprofile in NCS-Farbtönen Graublau, Orange, Hellbraun und Beige pulverbeschichtet. Doch ganz gleich, in welcher Farbe: Seit der energetischen Sanierung sorgt das hoch wärmedämmende Stahlprofil Janisol Primo für eine bessere Energieeffizienz und zudem für erhöhten Schallschutz. Nebengeräusche vom belebten Katschhof – vom WeinSommer über das SeptemberSpecial, Europamarkt, Domspringen und Altstadtflohmarkt bis hin zum Weihnachtsmarkt finden hier jahrein, jahraus zahlreiche Veranstaltungen statt – bleiben seit der Erneuerung noch stärker außen vor, sodass sich die Schülerinnen und Schüler ganz auf’s Lernen konzentrieren können.

Bautafel:

Bauherr: Domkapitel Aachen, vertreten durch Dombaumeister Helmut Maintz

Entwurf: Prof. Gerhard Moritz Graubner (1899 – 1970), Aachen

Architekten: Architektur + Denkmalpflege Nüthen, Aachen

Fachplaner:  Rache Engineering GmbH, Aachen und Plan Ing. Wolters, Aachen

Metallbau: Nagel Metallbau GmbH & Co. KG, Wesseling

Verwendete Profilsysteme: Janisol Primo (Fassade) und Janisol (Türen) Systemlieferant: Schüco Stahlsystem Jansen

Systemhersteller: Jansen AG, CH-Oberriet

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