Bötzow Brauerei, Berlin
Arbeitswelten im historischen AmbienteMit kreativen Arbeitswelten im historischen Ambiente positionieren sich die Ottobock Future Labs als attraktiver Arbeitgeber. Die Überdachung, Fenster, Stahltüren und Tore stammen vom Betrieb Hage Metallbau in Duderstadt.
In zentraler Lage Berlins, nur wenige Gehminuten vom Alexanderplatz entfernt, befindet sich das Gelände der einstigen Bötzow Brauerei. Sie wurde 1864 von dem gerade mal fünfundzwanzigjährigen Julius Bötzow, Sprössling einer Dynastie von Schnapsbrennern, gebaut. Bötzow hatte nicht nur den Ehrgeiz, auf modernsten Produktionsanlagen original bayerisches Bier herzustellen – seine Brauereigebäude sollten auch hohen gestalterischen Ansprüchen genügen. Genau dieser Pioniergeist charakterisiert auch den heutigen Eigentümer des 24.000 Quadratmeter großen Geländes, Professor Hans Georg Näder, Inhaber der Orthopädietechnik Ottobock.
Das Familienunternehmen, Weltmarktführer in der technischen Orthopädie, entwickelt Hightech-Produkte, die Menschen mit Handicap größtmögliche Mobilität ermöglichen. Seinen hohen ästhetischen Anspruch an die Sanierung der denkmalgeschützten Brauereigebäude beweist Näder durch die Zusammenarbeit mit David Chipperfield Architects. Gemeinsam wollen sie das weitläufige Areal in einen typischen Berliner Kiez mit einer Mischnutzung aus Gewerbe, Gastronomie und kulturellen Einrichtungen verwandeln.
Reparatur historischer Fenster
Die Masterplanung von David Chipperfield Architects orientiert sich an der früheren Struktur und Gestaltung des Brauereigeländes. So soll an der Ecke Prenzlauer Allee und Saarbrücker Straße, wo sich um 1900 der mit 6.000 Plätzen größte Biergarten Berlins befand, wieder ein Biergarten entstehen. Im Innern der Gebäude wurden vereinzelt technische Anlagen konserviert, die an die vormalige Nutzung erinnern. Bewusst wurde darauf geachtet, den bauzeitlichen Charakter der Brauereigebäude mit ihren Fassaden aus gelben und roten Klinkern und den vielen verschiedenen Fenstertypen zu bewahren. Da die einfach verglasten Stahlfenster heutigen energetischen Anforderungen nicht entsprechen, wurden sie – je nach Lage im Bau und den damit gegebenen energetischen Anforderungen – teils restauriert, teils in Kombination mit neuen Elementen ertüchtigt und teils gänzlich durch neue, nach historischem Vorbild rekonstruierte Elemente ersetzt.
Hage Metallbau
Das mit der Ausführung der Metallbauarbeiten beauftragte Unternehmen, die Firma Hage Metallbau aus Duderstadt, fertigte die erforderlichen Elemente überwiegend aus Janisol Arte 2.0. Das Stahlprofilsystem ermöglicht die Konstruktion von nach innen oder außen öffnenden Fenstern. Diese sind wahlweise als Dreh-, Stulp-, Kipp- oder Klappfenster und Festverglasungen in Elementgrößen von bis zu 1.000 mm Breite x 2.400 mm Höhe machbar sowie mit speziellen Öffnungsarten wie Senkklapp-, Schwing- und Schiebefenstern.
Dank dieser vielfältigen Konstruktionsmöglichkeiten eignete sich Janisol Arte 2.0 optimal für das Projekt mit seinen unterschiedlichen Fenstern und Öffnungsarten. Hage Metallbau fertigte für fünf der insgesamt sieben Brauereigebäude unter anderem Schwingfenster (teils motorisch öffenbar, teils mit RWA-Antrieb), Rundbogen-Fenster und -Festverglasungen sowie etliche objektspezifische Sonderkonstruktionen wie kleine Rundfenster mit öffenbarem Flügel, eine Faltanlage mit Oberlicht und übergroße Terrassentüren mit Rundbogen. Die neuen Elemente sitzen zum Teil in der Außenebene der Gebäudehülle, zum Teil in der inneren Ebene.
Profile gemäß Schablonen
Bei allen gebogenen Elementen bestand die Herausforderung darin, die neuen Konstruktionen präzise in die vorhandenen Bögen einzupassen. Dazu wurde jeder Bogen einzeln aufgemessen und eine Schablone angefertigt. Gebogen wurden die Stahlprofile in der Biegewerkstatt des Herstellers des Stahlsystems, der Schweizer Jansen AG. Die neuen Fenster in der äußeren Ebene wurden unter anderem als Schwingfenster mit RWA-Antrieb ausgestattet. „Die Blendrahmen dafür haben wir selbst hergestellt, weil sie relativ breit sein mussten, um in die vorhandenen Öffnungen zu passen“, erläutert Projektleiter Stefan Gassmann. „Während der Blendrahmen bei den historischen Fenstern um ca. 25 mm aus dem Klinker herausragte, verbreitert der Flügelrahmen der neuen Schwingfenster die Ansicht.“ Trotzdem war auch hier Janisol Arte 2.0 das Profil der Wahl: Aus zwei einzelnen Schalen und einer Blechbekleidung wurde eine Profilbreite von 80 mm erzeugt – ein Unterschied, der optisch zwar wahrnehmbar ist, das Gesamtbild aber keineswegs stört.
Als fertigungstechnisch anspruchsvoll erwies sich eine Brandschutz-Festverglasung, die die Firma Hage aus dem Stahlprofil-system Janisol 2 herstellte. Auf Wunsch der Architekten sollten Stahlrohre appliziert werden, um die Ansicht optisch zu schmälern. Schließlich entschied man sich für eine zweiteilige Konstruktion: Die gewünschten Applikationen wurden als separates Element gefertigt und auf der Brandschutz-Festverglasung von außen unsichtbar verschraubt. Den oberen Querriegel, der optisch zweiteilig erscheint, haben die Metallbauer mit einem Blech nachgebildet.
Statische Finesse für Faltanlage
Bei einer Faltwand aus dem Stahlprofilsystem Janisol bestand die Herausforderung darin, die Durchbiegung über die Elementbreite von vier Metern abzufangen und das Gewicht der Faltanlage nach oben abzulasten – trotz des Oberlichts, das über den beweglichen Elementen sitzt. De facto hängt die Faltwand nun am Oberlicht: Das ist eine Konstruktion, wie sie nur mit Stahlprofilen möglich ist. Die Verblechungen im Brüstungsbereich wurden auf Wunsch des Architekten innen und außen flächenbündig mit einer Schattenfuge von fünf Millimetern auf das Profil aufgebracht.
Fazit
Aufgrund der Wärmedämmwerte und Langlebigkeit können Stahlprofilfenster, -türen sowie Festverglasungen einen nachhaltigen Beitrag leisten. Nach der Sanierung ist die Bötzow Brauerei zukunftsfähig: Bereits im August 2018 haben die Ottobock Future Labs die Häuser 1–4 bezogen. Trotz noch laufender Bauarbeiten haben sich weitere Start-ups auf dem Areal angesiedelt. Bis Ende 2022 soll die Sanierung der Häuser 5 – 7 abgeschlossen sein. Drei Neubauten sind in Planung.
Bautafel:
Bauherr: Bötzow Berlin GmbH & Co. KG, Berlin
Architekten: David Chipperfield Architects Berlin
Metallbau: Hage Metallbau GmbH, Duderstadt
Verwendete Profilsysteme: Janisol Arte 2.0, Janisol,
Janisol 2, Janisol HI und Jansen Falt- und Schiebetorsystem
Systemlieferant: Schüco Stahlsysteme Jansen
Hersteller: Jansen AG, Oberriet/CH