Österreichischer Stahlbaupreis
21 Bewerbungen & fünf PreisträgerAm 15. Juni 2023 wurden im Rahmen des 33. Österreichischen Stahlbautages in Graz die Gewinner des Österreichischen Stahlbaupreises 2023 bekanntgegeben.
Siegerprojekt der Kategorie 'Hochbau': Atmosphere by Krallerhof
Preisträger: Oberhofer Stahlbau GmbH
Jurybegründung:
Die Preiswürdigkeit des Projektes ergibt sich aus der Kombination eines gestalterisch ambitionierten Entwurfs mit dem vorbildhaften Einsatz von Stahl als Konstruktionsmaterial. Nur durch den Einsatz von Stahl können die hohen, nicht zuletzt aus der Begrünung des in den Hang integrierten Daches erwachsenden Lasten abgeleitet werden. Der Stahlbau ermöglicht die Wahrung eines ebenso schlanken wie feingliedrigen Erscheinungsbildes für die Hülle eines doch beträchtlichen Volumens.
Auch die Fertigungskompetenz der Ausführenden ist in hohem Maße preiswürdig, kein Bauteil dieses Tragwerkes gleicht dem anderen. Die präzise Herstellung der gekrümmten Hauptträger stellte angesichts der geringen Maßtoleranzen eine besondere Herausforderung dar.
Siegerprojekt Kategorie 'Infrastruktur': Lady-Herkomer-Steg Landsberg am Lech
Preisträger: GLS Bau und Montage GmbH
Jurybegründung:
Die Jury würdigt mit diesem Preis die herausragend feingliedrige Architektur und die damit verbundene vorbildhafte konstruktive Umsetzung eines für den Stahlbau beispielgebenden Tragwerksentwurfs.
Die anspruchsvolle Tragwerkskonstruktion - ein leicht gekrümmter, gevouteter, luftdicht verschweißter Hohlkasten -zeugt von hoher Planungs- und Fertigungskompetenz der Handelnden. Das auf das Notwendige beschränkte Erscheinungsbild der Brücke erzeugt Eleganz durch formale Klarheit. Sorgfältig geplante Details veranschaulichen den Verlauf der abgeleiteten Kräfte und zielen stets auf größtmögliche Schlankheit der Bauteile. Auch Elemente des Nutzungskomforts wie Sitzgelegenheiten und Absturzsicherungen fügen sich mit großer Selbstverständlichkeit in das gleichermaßen von konstruktivem wie von gestalterischem Feinsinn zeugende Ganze.
Anerkennungspreis 'Nachhaltigkeit': Mobile Schwimmhalle Wiener Stadionbad
Preisträger: Unger Stahlbau Ges.m.b.H.
Jurybegründung:
Die Errichtung einer verschiebbaren Halle über einem bestehenden 50-Meter-Schwimmsportbecken ist aus der Sicht der Jury ein überzeugendes Konzept, das Ressourcen schont und Bodenversiegelung hintanhält. Sie zeigt überdies die konstruktive, wirtschaftliche und gestalterische Überlegenheit des Stahlbaus in der Umsetzung solcher Konzepte.
Die beiden fahrbaren Längsträgerrahmenpaare, das darüber gespannte, mit PV-Elementen bestückte Dach und die sorgfältig gestalteten Leichtwände fügen sich mit den eingesetzten Maschinenteilen zu einem harmonischen Ganzen, das klar die Sprache des Stahlbaus spricht.
Die Assoziation zwischen Schienen und Stahlbau ist fast zwingend und die formale Ausprägung der Maschinenbauteile fügt sich harmonisch in das Gesamtkonzept ein.
Anerkennungspreis 'Weiternutzung': Stadthalle Kapfenberg Nachhaltige Transformation
Preisträger: .tmp architekten und Engelsmann Peters GmbH
Jurybegründung:
Dieses Projekt überzeugte die Jury durch den Gedanken der Weiterverwendung und Ertüchtigung einer bestehenden Stahlkonstruktion nach fast 50 Jahren der Nutzung in hochkorrosiver Umgebung.
Der Verzicht auf den bereits angedachten Abbruch des Gebäudes schont wertvolle Ressourcen und zeigt, wie die Transformation älterer Bestandsbauten in Anlagen, die den Anforderungen des Hier und Jetzt entsprechen, gelingen kann. Die filigrane Stahlkonstruktion hat auch nach der Erneuerung des Korrosionsschutzes und der Verstärkung einzelner Stäbe und Knoten ihre Leichtigkeit behalten und prägt auf positive Weise die Erscheinung der Gesamtanlage.
Anerkennung 'Fertigungstechnik': Neue Eisenbahnbrücke Linz
Preisträger: MCE GmbH und KMP ZT-GmbH
Jurybegründung:
Dieser Anerkennungspreis ist der technischen Spitzenkompetenz gewidmet, die zur stahlbauplanerischen sowie besonders zur fertigungs- und montagetechnischen Umsetzung - unter Einhaltung der heutigen Regelwerke und Vorschriften - des zur Realisierung vorgesehenen Brückenentwurfs notwendig war.
Der Brückenentwurf zielt bewusst auf einen Bruch mit Sehgewohnheiten, die im Zusammenhang mit Tragwerken auf - selbst von Laien verinnerlichten - Gesetzen des Kraftflusses basieren. Dadurch ist die eigenwillige Formlogik des Entwurfs und die übertriebene strukturelle Ornamentik als formdynamischen Beitrag zum Entwurf nur bedingt nachvollziehbar.
Ein Brückentragwerk, dessen Stahlbauteile allesamt laufend verändernde Querschnitte aufweisen, ist tatsächlich nur mit höchster Stahlbaukompetenz umsetzbar und stellt somit eine besondere Leistung innerhalb des österreichischen Stahlbaus dar.