Gebäudesanierungsrate sinkt
Kein Licht und kein Ende des Tunnels
Bei der VFF-Pressekonferenz auf der Fensterbau Frontale hatten die Geschäftsführer der Verbände VFF und BF "nichts Positives" zu verkünden. Jochen Grönegräs, GF des Bundesverbands Flachglas (BF) bedauerte zudem einen Mitgliederschwund - zuletzt die Sanco-Partner. Über einen Zuwachs an Mitgliedern freute sich hingegen Frank Lange, GF vom VFF in Frankfurt.
Was den schwächelnden Markt betrifft, kompensieren einige Zulieferer die Krise mithilfe von Kurzarbeit. Mancher Fensterbauer wie beispielsweise Internorm führt für seine Mitarbeiter flexible Zeitarbeitskonten, die bei vielen Angestellten zu konjunkturell florierender Zeit gefüllt wurden und nun abgebaut werden. Zudem kann die jährliche Geldprämie in Arbeitszeit umgewandelt werden und so der Start in die Kurzarbeit hinausgezögert werden. Klar ist, dass die Rezession inzwischen derart wirkt, dass auch eine internationale Ausrichtung die Einbußen hierzulande kaum ausgleichen kann. Absatzeinbrüche von mindestens 10 Prozent geben Zulieferer aus verschiedenen Marktsegmenten der Branche an. Für die ca. 420 Mitglieder des VFF reklamiert Geschäftsführer Frank Lange keine Insolvenzgefahr. „Die Probleme werden mit Kurzarbeit gelöst, existentielle Schwierigkeiten hat keines unserer Mitglieder bislang. Die Firmen sind auf Auftragssuche.“
Während im Nicht-Wohnbau der konjunkturelle Tiefpunkt erst im Jahr 2025 erwartet wird, ist nach Einschätzung der Branchenexperten die konjunkturelle Talsohle im Wohnbau erreicht; die Nachfrage nach Modernisierung steigt wieder. Für einen ausschlaggebenden Grund dieser Entwicklung hält Lange die seit Jahreswechsel klare Haltung der Bundesregierung zum Stopp von Fördermaßnahmen. Viele hätten im Herbst 2023 noch abgewartet, ob der Sanierungszuschuss nicht doch auf 30 Prozent erhöht wird. Ferner können seit 20. Februar wieder KfW-Förderanträge für Neu- und Umbau gestellt werden. Nach wie vor gibt aber die Entwicklung des Marktes Grund zur Sorge, wie Lange feststellte – und das, obwohl es an Arbeit nicht fehle: Eine Studie hat ca 209 Mio. Fenster in Deutschland ermittelt, die aus energetischen Gründen ausgetauscht werden sollten. Wird diese Zahl mit den ca. 15 Mio. Fenstereinheiten verrechnet, die jährlich auf dem Deutschen Markt abgesetzt werden, dann wäre die Branche mehr als 15 Jahre mit den Modernisierungsarbeiten beschäftigt.
Thomas Drinkuth, Leiter der Repräsentanz Transparente Gebäudehülle (RTG), die die Bauindustriebranchen Glas, Fenster, Fassade, Sonnenschutz und Automation vertritt, wertet den aktuellen Emissionsbericht nicht als Erfolg. Nach Information des Umweltbundesamtes (UBA) sank der CO2-Ausstoß von Gebäuden von 111 auf 102 Millionen Tonnen und liegt damit noch um ca. 1,2 Millionen Tonnen über der Zielmarke. Das UBA erklärt die Emissionssenkung maßgeblich mit der milden Witterung und einem sparsamen Heizverhalten auf Grund der hohen Energiepreise. Drinkuth kommentiert das Ergebnis: „Durch mehr Sanierungsmaßnahmen, vor allem bei alten Gebäuden mit hohem Energieverbrauch, wäre ein nachhaltiger Klimaschutz möglich. Dafür müsste die Bundesregierung dringend bessere Rahmenbedingungen schaffen."
Die RGT wirft der Bundesregierung vor, dass mit den derzeitigen Maßnahmen zur Senkung von CO2-Emissionen das gesetzte Ziel der Klimaneutralität im Jahr 2025 entschieden nicht erreicht wird. "Alle Klimaszenarien gehen davon aus, dass die Sanierungsrate von aktuell gut 0,7% auf mindestens 1,6%, eher auf ca. 2% steigen muss. Denn der heutige Energiebedarf ist so hoch, dass erneuerbare Energien ihn niemals decken können. Es kommt also sehr wohl auf konkrete Erfolge im Gebäudesektor an“, erläutert Drinkuth und hebt hervor: "Sanierungen, die jetzt versäumt werden, lassen sich nicht später im Galopp nachholen. Gebäudesanierung funktioniert nur kontinuierlich. Statt also mit der Abschwächung des Gesetzes den Druck vom Kessel zu nehmen, müsste die Bundesregierung eigentlich den Sanierungsturbo zünden."