Veranstaltung

VFF-Jahreskongress

Resilient & politisch initiativ

Mit 300 Teilnehmern war der VFF-Kongress in Berlin ausgebucht. Ca. 30 neue Mitglieder hat der Verband Fenster + Fassade im Jahr 2022 gewonnen. „Das ist eine gute Bilanz“ stellte Frank Lange, VFF-Geschäftsführer, fest. „Die Macht des VFF beeindrucke eben“, hob VFF-Präsident Helmut Meeth hervor. Indes, die konjunkturelle Lage der Branche ist schwierig. Der Markt hierzulande sei der einzige, der in Europa noch einigermaßen funktioniert, meinte Lange und stellte für 2024 „das Jahr des Herrn“ in Aussicht.

Die Rückläufe im Segment Neubau seien bereits seit Herbst 2022 für die Branche spürbar, wie VFF-Präsident Helmut Meeth berichtete. Die Betriebe der Fassadenbranche stellen sich deshalb auf den Sanierungsmarkt ein, allerdings gehe dies für manchen Betrieb mit Umstellungen einher. „Wer Neubau kann, kann noch lange nicht Altbau“, so Meeth. Unternehmer Detlef Timm ergänzte: „Ein guter Markt sind derzeit Sanierungsobjekte der öffentlichen Hand wie beispielsweise Schulen, die in den 1960er und 1970er Jahren gebaut wurden.“ Hinsichtlich der Rahmenmaterialien der Bauelemente gebe es seiner Erfahrung nach jedoch eine Verschiebung von Aluminium hin zu Holz-Aluminium. Der Berliner Fensterbauer geht davon aus, dass in den nächsten Jahren eine Marktbereinigung stattfinden wird, die aktuelle Situation werde einige Betriebe an ihre Liquiditätsgrenzen bringen.

Verbandssupport

Im weiter anziehenden Wettbewerb bietet der VFF seiner Branche Unterstützung. Ein gerne genutztes Instrument ist der Fördermittel-Assistent für Sanierungen. Die zusätzliche Dienstleistung für die Mitglieder, deren Kunden bei Abwicklung der Förderanträge behilflich zu sein, werde inzwischen von 35 Fassadenbaubetrieben genutzt. „Mit Blick auf das Jahr 2024 wird die Branche zunehmend um jeden Auftrag kämpfen müssen, da könne es hilfreich sein, sich mit RAL-Produkten im Markt zu differenzieren“, riet VFF-Geschäftsführer Lange.

Politischer Initiativgeist

Die Repräsentanz Transparente Gebäudehülle (RTG) in Berlin unter der Leitung von Thomas Drinkuth kümmert sich darum, politische Maßnahmen im Sinne der Fassadenbranche durchzusetzen. Drinkuths Anfrage während der Podiumsdiskussion an Christian Maaß (Bündnis90/Die Grünen) vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz nach weiteren Fördermaßnahmen für die Sanierung stießen allerdings auf keine positive Resonanz. Wenn die Konjunktur nicht weiter schwächele, seien wegen der leeren Kassen keine weiteren Fördermaßnamen zu erwarten, stellte Maaß fest.

Rund zehn Tage nach dem Kongress forderte die RTG in einem Pressestatement erneut eine verstärkte Förderung der Sanierung der Gebäudehülle. Die Begründung: „Wenn die Ampel jetzt die Förderung für neue Heizungen mit erneuerbaren Energien auf bis zu 70% der Investitionssumme erhöht, muss auch die Förderung für die Sanierung der Hülle massiv angehoben werden. Schon in der aktuellen Förderung steckt eine deutliche Unwucht: Für Sanierungsmaßnahmen gibt es bis zu 20% Zuschuss, für den Heizungstausch bis zu 40%. Diese Lücke muss durch Anheben der Sanierungsförderung geschlossen werden.“ Der Vorschlag von RTG-Leiter Drinkuth lautet: Die Bundesregierung könnte den neuen „Sprinterbonus“ – zusätzliche 20% Förderung für Maßnahmen bis 2028 – auch für die Sanierung der Gebäudehülle gewähren.

Klimawandel & Bauwirtschaft

Zum Auftakt des Branchentreffs referierte Frank Böttcher zum Thema „Gebäude im Klimawandel“. Der Experte und Klimaforscher stellte fest: Inzwischen nehmen die Investitionen in die Klimaanpassung stärker zu als die in den Klimaschutz. Seiner Meinung nach wird sich diese Entwicklung in den nächsten Jahren weiter ausprägen und die Entwicklung von Produkten auch für die Gebäudehülle immer stärker bestimmen. CO2-neutrale Produkte werden immer wettbewerbsfähiger. Die Investitionen in die Anpassungen an den Klimawandel werden die Investitionen in den Klimaschutz um ein Vielfaches überholen. Für den Bereich der Anpassung prognostizierte er schnell wachsende Märkte. „Wir haben den Klimaschutz schlichtweg verpasst“, konstatierte Böttcher.

Er ist davon überzeugt, dass in punkto globaler Erwärmung mit den aktuellen Initiativen, C02-Emissionen zu reduzieren, weder das 1,5-Grad-Ziel noch ein 2-Grad-Ziel erreicht wird. Für realistisch hält der Klimaexperte einen Anstieg um 3 bis 4 Grad. Er geht davon aus, dass sich die Veränderungen des Wetters in den nächsten Jahren beschleunigt wandeln. Problematisch in Bezug auf Gebäude seien vor allem steigende Temperaturen wie auch die Zunahme von Hitzetagen. Weil es künftig häufiger Stark-regen gebe, sollten die Entwässerungskonzepte der Gebäude und ihrer Möglichkeiten, Wasser zu speichern, angepasst werden; es geht darum, dass größere Wassermassen als bislang in kürzerer Zeit abfließen müssen. Fenster sollten einem höheren Wasserdruck standhalten. Weniger Schadensfälle an Gebäuden erwartet Böttcher durch Wind. Er geht nicht davon aus, dass sich die Zahl der Tornados hierzulande signifikant erhöht und betont zugleich: „Beweisbar ist das nicht. Ich gehe nicht davon aus, dass Winde in den nächsten 30 Jahren sich signifikant so verändern, dass bauliche Anpassungen wegen des Klimawandels in Deutschland nötig sind.“ Im Sinne einer Anpassung an den Klimawandel empfiehlt er mehr weiße Gebäude, mehr Retentionsflächen, eine verstärke Begrünung der Fassaden, die Forcierung der Kreislaufwirtschaft für Baumaterialien und mehr Photovoltaikanlagen. „Den notwendigen Grundstock an PV-Anlagen werden wir voraussichtlich erst 2050 erreichen“, so Böttcher.

Prof. Andreas Löschel forderte Bürokratieabbau, damit sich die Gesellschaft möglichst rasch resilient gegenüber den Klimaveränderungen positionieren kann. Die Elektrifizierung wie E-Mobilität als nachhaltige Entwicklung der Infrastruktur brauche günstigen Strom und den Ausbau einer Infrastruktur. Zur Minderung von Emissionen aus bestehenden Alternativen sei eine CO2-Bepreisung nötig. Weiter brauche es Forschung, Entwicklung und Demonstration bei Wasserstoff und synthetischen Kraftstoffen.

Infokasten

Ab Juli ist die ift-Richtlinie VE-15/1 (Print: 89,50 Euro) mit geprüften Typenstatiken nach DIN 18008 für Mehrscheiben-isolierglas (MIG) erhältlich. Die Unterlage mit den Bemessungsdiagrammen für 39 gebräuchliche MIG-Aufbauten (3 m x 5 m Scheibengröße) wurde lange Jahre von Prof. Franz Feldmeier vorbereitet. Zugunsten eines einfachen Prozederes der Nachweise findet sich in den Richtlinien eine Tabelle zur vereinfachten Bestimmung der Windlaststufen, wie diese in den Diagrammen in Abhängigkeit von Gebäudehöhe und Standort sowie Einbaulage verwendet werden müssen. Hilfreich für die ausführenden Betriebe sind zudem die Formularvorlagen für den rechtssicheren Nachweis.

www.ift-rosenheim.de/shop

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