Zulieferer

Schweizer Branche & Putins Krieg

Auswirkungen für den Stahlbau

In der jüngsten Pressemitteilung der Schweizer metal suisse wird über die Folgen des Kriegs in der Ukraine informiert: Die von der EU ergriffenen Sanktionen gegenüber Belarus und Russland erschweren den Warenaustausch mit diesen Ländern. So hat der Stahlkonzern Severstahl seine Lieferungen in die EU gestoppt, nachdem Sanktionen gegenüber seinem Haupteigentümer, dem Oligarchen Alexei Mordaschow, ergriffen wurden. Dieser Markt fällt nun als Rohstofflieferant weg. Die Ukraine und Russland gehören zu den fünf größten Nettoexporteuren von Stahl und Vorprodukten weltweit. Die GUS-Region ist eine wichtige Lieferquelle für warmgewalzte Blech-Coils für europäische Abnehmer. In der Ukraine hat der Produzent Metinvest direkt die Produktionsstätten im Süden in Mariupol geschlossen und auch ArcelorMittal Kryvyi Rih hatte Einschränkung der Produktion bekanntgegeben. Azovstal wurde am 19. März 2022 bei Gefechten zerstört. Damit fällt eines der größten europäischen Stahlwerke für Vorprodukte der Stahlherstellung (sog. Knüppel) dauerhaft aus. Mit dem Angriff auf die Hafenstädte im Süden der Ukraine ist der Schwarzmeer-Markt komplett zum Erliegen gekommen, was unter anderem für den großen türkischen Markt bedeutet, dass man sich nach neuen Quellen umschauen muss. Zudem fehlen tausende ukrainische Chauffeure, die für den Krieg eingezogen wurden. Die Verknappung von Aluminium und Palladium sorgt in der europäischen Industrie für tiefe Sorgenfalten. Der russische Konzern Rusal etwa ist der weltweit zweitgrößte Produzent von Aluminium. Die Angst, dass Russland als Gegenmaßnahme der Sanktionen des Westens seine Lieferungen der wichtigen Metalle Aluminium, Nickel und Palladium einschränken könnte, führten zu so massiven Preissteigerungen an der London Metal Exchange, dass der Handel einiger Produkte ausgesetzt werden musste. Beim Nickel sitzt der Konzern Nornickel Norilsk am langen Hebel. Russland war 2019 der drittgrößte Nickelförderer nach Indonesien und den Philippinen. Beim raffinierten Nickel nimmt Russland den zweiten Rang ein. Das Metall wird vor allem für nichtrostenden Stahl, aber auch für andere wichtige Produkte wie Batterien verwendet. Aktuell wird das Metall in erster Linie für die Herstellung von Batterien für Elektroautos verwendet. Auch hier bewegt sich der Preis auf Rekordhöhe. Russland mischt auch bei anderen Metallen ganz vorne mit. Bei Palladium kontrolliert Russland 50 Prozent des Weltmarktes und der russische Konzern VSMPO-Avisma ist der weltweit größte Lieferant von Titan. Der Krieg hat zudem weitere gravierende Auswirkungen auf die Märkte: Deutlich gestiegene Transportkosten und Engpässe bei Transporten, gepaart mit stark gestiegenen Gas- und Energiepreisen verteuern die Produkte. Die Drohung einer Gasverknappung hat zusätzliche Brisanz, da die Produktion erhebliche Mengen dieses Rohstoffs benötigt. Auch die Unberechenbarkeit der aktuellen Situation führt zu einer Verunsicherung, welche die Preise zusätzlich in die Höhe treibt. Einige Werke haben bereits darauf hingewiesen, dass die Produktion aufgrund hoher Energiekosten eingeschränkt wird und nicht alle Anfragen zu 100% bedient werden. Lieferengpässe gibt es aktuell vor allem beim Bewehrungsstahl.

www.metalsuisse.ch

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