Bildungskongress Metallhandwerk

50 Prozent weniger Azubis im Vergleich zu 2012

Trotz aller Bemühungen des Bundesverbandes Metall (BVM) die Ausbildung im Metallhandwerk ansprechend zu kommunizieren, über die vielfältigen Tätigkeiten im Hightech-Handwerk aufzuklären und Karrierechancen aufzuzeigen, zeigt die Kurve der Ausbildungsverträge seit zehn Jahren nach unten. Über die Nachwuchszahlen informierte Diether Hils, beim BVM Bereichsleiter Berufsbildung, ca. 60 Kongressteilnehmer in Essen.

Zentrale Kommunikationsplattform des BVM für die Nachwuchswerbung ist die Landingpage www.lets-play-metal.de. Die Website erklärt den Arbeitsalltag des Metallbauers, zeigt Wege der Weiterbildung auf, die nach erfolgreichem Abschluss möglich sind, und gibt Tipps für die Bewerbung, wie Diether Hils (Foto) berichtete. Für Multiplikatoren wie Lehrer, Berufsberater, Betriebe oder die BVM-Berufsorientierungsbotschafter wurde ein Padlet programmiert, das im Netz unter dem Schalgwort „Let´s Play Metal! – Padlet“ abrufbar ist. Es erklärt Laien den Beruf und die Karrieremöglichkeiten in dieser Branche. Die Sprache und Aufmachung ist auf die Zielgruppe abgestimmt. So lassen sich Videotestimonials anklicken, in denen Auszubildende von ihrer Tätigkeit berichten. In Kürze stehen 3D-Videos zur Verfügung, die Interessenten mit einer VR-Brille einen Rundgang in einem Metallbaubetrieb ermöglichen. Mit modernen Kommunikationsmitteln versucht der BVM mit falschen Vorstellungen über den Beruf aufzuräumen und feilt am Image. Wie sich die diversen Instrumente in der Bildungsarbeit einsetzen lassen, dazu bietet der Bundesverband Online-Schulungen an. Das Praxistraining für die Berufsorientierungsbotschafter wird in Kooperation mit den Landesverbänden organisiert. Für dieses Jahr sind sechs Termine geplant.

Die Zahlen

Die Auszubildenden im Metallhandwerk haben sich seit 2012 halbiert, laut Statista gab es 2022 hierzulande 12.786 Azubis im Beruf Metallbauer/Fachrichtung Konstruktionstechnik. Wurden im Jahr 2020 für diesen Fachbereich 4.345 neue Azubiverträge abgeschlossen, waren es 2021 nur noch 4.077 und 2022 nochmals 403 weniger (3.674). Im Vergleich der Jahre 2021 und 2022 sind dies minus 9,9 Prozent. Für die Fachrichtung Metallgestaltung schlossen 2021 101 Auszubildende Verträge ab, 2022 waren es 96; ein Rückgang von 5 Prozent.

Die Zahlen sprechen für sich: „Wir haben derzeit einen Arbeitnehmermarkt, das ist Fakt – daran müssen wir uns gewöhnen“, konstatierte Diether Hils. Die Generation, die sich für eine Ausbildung zum Metallbauer interessieren könnte, bestehe immer öfter auf eine Vier-Tage-Woche, die Karriere stehe gegenüber dem Familien- und Freizeitleben hinten an. Work-Life-Balance halte auch in die Metallbaubranche Einzug.

Nichtsdestotrotz sollte Laien bekannter gemacht werden, dass Metallbauer mit Hightech-Maschinen arbeiten, viele Abläufe eines Betriebs heute miteinander vernetzt sind und die Digitalisierung bis hin zu Kundengesprächen und zur Arbeit auf der Baustelle genutzt wird. Auch die Ausbildungsinhalte der überbetrieblichen Ausbildung werden zur Zeit überarbeitet, und bei dem laufenden Neuordnungsverfahren der Meisterprüfungsordnungen werden folgende Themen aufgegriffen:

1) Digitale Geschäfts- und Produktionsprozesse

2) Green Steel, Energieeffiziente Produktionsverfahren

Für 13.000 App-Nutzer programmiert

Neben den Instrumenten für die Nachwuchswerbung bietet der BVM mit der Berichtsheft-App ein Tool für die Ausbildung an, das manches organisatorisch erleichtert. Aktuell gilt eine Sommeraktion mit einem kostenlosen Zugang für das erste Jahr. An der dritten Evaluation haben 261 Azubis und 207 Betriebe ein positives Feedback zur Nutzung der Berichtsheft-App Metall abgegeben. Die Ergebnisse eines metallbau-Tests sind im Heft 2023/5 zu lesen. Die App wurde sowohl von Ausbildern als auch von Azubis gelobt. Letztere hoben hervor, dass sie überall und zu jeder Zeit Notizen und Fotos ihrer Tätigkeiten sammeln können und die Ordnung der Berichte kein Problem mehr sei; die Online-Kommunikation mit dem Ausbilder sei weniger umständlich.

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