Diana Gutjahr, Mitinhaberin

Ernst Fischer AG

Der Familienbetrieb in Thurgau beschäftigt 80 Mitarbeitende, im Schwerpunkt bietet er Leistungen rund um den Stahlbau. Die 39-jährige Betriebsökonomin ist Mitinhaberin und Politikerin.

„Seit Monaten befindet sich die Branche in einem ungemütlichen Umfeld. Zum Jahreswechsel 2022/2023 bestimmten Marktprobleme, die vor allem durch den Ukrainekrieg hervorgerufen wurden, den Geschäftsgang unserer Branchen. Ein exorbitanter Anstieg der Energiepreise und Lieferengpässe bei Stahl und Aluminium forderten unsere Branche. In den letzten Monaten ergänzte die Politik diese Gemengelage durch Diskussionen um Anforderungen an die Kreislaufwirtschaft im Bau und um Netto Null, respektive um die CO2-Belastung unserer Materialien sowie durch eine zunehmenden Gesetzesflut, endend in steigender Bürokratie. In diesem Wirtschaftsumfeld trifft die Branche eine schwächere Baukonjunktur, sei dies Wohn- oder Industriebau, steigende Zinsen und eine Frankenstärke, die auch Rezessionsängste wieder befeuert. Hier haben wir das Vorkriegsniveau wieder erreicht. Als Stahl- und Metallbauer spüren wir dieses Marktumfeld als Gegenwind. Wir sind im Gegenzug aber auch gut aufgestellt. Die Materialkosten sind in den letzten Monaten aufgrund der Subventionen und Energiepreisdeckelungen der EU-Länder deutlich stärker gesunken als andere Baumaterialien. Bei Stahl erfüllen wir dank Recyclingprodukten die politischen Hausaufgaben seit Langem. Die Branche hat sich zudem bereits frühzeitig zu ihrer Verantwortung gegenüber zukünftigen Generationen bekannt. Schon heute ist es ein Ziel vieler Stahlbauer, einen Stahlbau, der ersetzt werden muss, nicht einfach „nur“ zu recyclieren, sondern wann immer möglich als Struktur wiederzuverwenden.

Die Langlebigkeit der Materialien spricht ebenso dafür wie die Normierung der Materialien, die im Gegensatz zu anderen Materialien auch die Querschnitte mit einbezieht. Dank hervorragend ausgebildeter Fachkräfte sind wir bereits heute im Stand, diese Aufgabe zu erfüllen. Auch in unserem Stahlbaubetrieb werden solche Projekte umgesetzt. Wir gehen aber auch noch einen Schritt weiter und suchen zusammen mit Bauherren und Handel neue Lösungen bei der Materialauswahl. Dank bereits heute verfügbaren grünen Stahlprodukten konnten wir beispielsweise die Gebäude- und Dachkonstruktion der Produktions- und Logistikhalle und des Technologiezentrums des Forster Campus in Romanshorn in Green Steel realisieren. Insgesamt wurden in diesem Projekt 1.900 Tonnen Green Steel verarbeitet. Hier liegt die Zukunft. Mit unseren innovativen Materialien werden wir zum entscheidenden Hebel für die Dekarbonisierung der Schweiz.

Weiter beschäftigt uns neben der peripheren Lage der Fachkräftemangel. Unser Rezept liegt in der Aus- und Weiterbildung unserer Mitarbeitenden. Insbesondere setzen wir auf Ausbildung der Jugend und das schon seit Jahren. Als Miteigentümerin eines Stahlbauunternehmens und Nationalrätin könnten die Zeiten nicht spannender sein. Ich bin am Bodensee groß geworden. Mit Wind kennen wir uns in unserer Region aus. Während andere in einer solchen Wetterlage den Schutz des Hafens suchen, fand ich es schon immer spannender, die Segel setzen, ganz im Sinne von Pippi Langstrumpf: „Der Sturm wird immer stärker. Das macht nichts. Ich auch!“

Ob Netto-Null-Diskussion, schwächelnde Baukonjunktur oder Fachkräftemangel: Mit innovativen Produkten, spannenden Lösungen und interessanten Berufsfeldern kann man sich der Zukunft entgegenstemmen. Ich sehe für unseren Betrieb, unser ausgezeichnetes Team und unsere Branche noch viele Chancen!“

www.efag.ch

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