Gian-Marco Blum, Headhunter
„Wertschätzung ist wichtig!“Innerhalb von 30 Tagen Fachkräfte fürs Handwerk finden. Damit wirbt die Agentur Candidate Flow. Unter den Erfolgsgeschichten sind auch die einiger Metallbaubetriebe. Wir haben Gian-Marco Blum, einen der beiden Geschäftsführer, gefragt, worauf er beim Recruiting achtet.
metallbau: Ein Metallbauunternehmer kontaktiert Sie und will mit Ihrer Hilfe innerhalb eines Monats neue Mitarbeiter finden, wie geht es dann weiter?
Gian-Marco Blum: Er wird als Erstes zu einer Potenzial-Analyse aufgefordert, die teils online stattfindet und zum Teil im direkten Gespräch mit unseren Analysten. So prüfen wir zunächst die Region, ob dort überhaupt Möglichkeiten bestehen, qualifizierte Fachkräfte zu finden. Unser Ziel ist schließlich, den Betrieben weiterzuhelfen. Es kommt auch vor, dass wir nach der Analyse feststellen: Wir können dem Unternehmen nicht helfen. Von gut 30 Interessenten werden weniger als zehn zu Kunden. Unser Ziel ist es, das Handwerk attraktiver zu machen. Das geht ausschließlich mit starken Betrieben, die entsprechend attraktiv für Mitarbeiter sind.
metallbau: Was macht einen starken Betrieb aus?
Gian-Marco Blum: Monetäre Vorteile und eine angemessene Anzahl an Urlaubstagen sind sicher wichtige Punkte, aber tatsächlich zweitrangig. Aus über 10.000 Gesprächen mit Bewerbern wissen wir: Viel wichtiger ist, wie glaubwürdig sich ein Unternehmen präsentiert oder welche Weiterbildungsangebote es gibt. Daneben spielt Wertschätzung eine sehr wichtige Rolle. Die wurde in der Vergangenheit gerade im Handwerk sehr vernachlässigt. Dass nicht nur Azubis oder Mitarbeiter, sondern auch Vorgesetzte mal „Danke“ oder „Bitte“ sagen, sollte inzwischen selbstverständlich sein. Wertschätzung findet nicht nur über Arbeitgeber-Vorteile statt, sondern ganz viel über das Zwischenmenschliche. Das versuchen wir unseren Partnerbetrieben – so nennen wir unsere Kunden – zu vermitteln.
metallbau: Worauf noch?
Gian-Marco Blum: Weiter kommt es auf Authentizität an und auch darauf, als Team gemeinsam Ziele zu verfolgen und das Wir-Gefühl zu stärken. Nicht überall im Handwerk, aber doch sehr oft, wird im Team gearbeitet. Verlässt ein Mitarbeiter seinen Arbeitgeber, nimmt er vielleicht andere Kollegen mit zur neuen Firma. Deshalb ist neben dem Team-Zusammenhalt auch ausschlaggebend, wie Vorgesetzte mit ihren Leuten umgehen und ob sie sich um die Weiterentwicklung ihrer Mitarbeiter kümmern.
metallbau: Sie haben ein spezielles Vorgehen entwickelt, um innerhalb von 30 Tagen Fachkräfte für Ihre Partnerbetriebe zu finden, und sich diese Methode sogar markenrechtlich schützen lassen. Was machen Sie anders?
Gian-Marco Blum: Wir glauben, dass zu einem erfolgreichen Abschluss drei Parteien gehören und alle gut performen müssen: Der Betrieb, wir als Dienstleister – und die Bewerber. Grundstein unserer Methode ist eine von meinem Geschäftspartner entwickelte Technologie, mit der wir die Fachkräfte in der jeweiligen Region ein Stück weit identifizieren und sie da, wo sie sich aufhalten, über digitale Medien erreichen können.
metallbau: Was passiert, wenn sich Bewerber auf eine von Ihnen online platzierte Stellenanzeige melden?“
Gian-Marco Blum: Es ist für unseren Erfolg ausschlaggebend, dass wir nicht nur mit den personalsuchenden Betrieben sprechen, sondern auch mit den Bewerbern direkt. So konnten wir unsere Methode über die Jahre immer weiter verfeinern. Denn wenn jemand schon den Schritt geht und den Arbeitgeber wechseln will, soll er sich langfristig wohl fühlen. Darum kümmern wir uns dann gemeinsam mit unseren Partnerbetrieben.
metallbau: Sie messen sicherlich auch Ihren Erfolg, gibt es so etwas wie eine Erfolgsquote?
Gian-Marco Blum: Das ist bei uns im Team die wichtigste Kennzahl. Im Schnitt finden 80 Prozent der Betriebe, die mit uns zusammenarbeiten, mit unserer Hilfe die Fachkräfte, die sie suchen. Dazu muss man sagen, dass zu einem erfolgreichen Abschluss beide Seiten gehören – unsere Leistung und die Leistung der Partnerbetriebe. Um die Erfolgsquote zu erhöhen, coachen wir die Personalverantwortlichen in den Betrieben und geben Tipps für die Vorstellungsgespräche.
metallbau: Gibt es einen Fauxpas, der nicht passieren sollte?
Gian-Marco Blum: Ja, sicher. Beispielsweise sollte der Personalverantwortliche einem Kandidaten nach einem guten Gespräch nicht gleich einen Vorvertrag mitgeben, wenn er noch nicht fest zugesagt hat. Bei einigen Bewerbern bewirkt diese gut gemeinte Geste genau das Gegenteil: Sie bekommen kalte Füße und entscheiden sich gegen einen Wechsel. Einige Bewerber nutzen Vorverträge um bei ihrem Arbeitgeber nachzuverhandeln.