Makellose Glasfassaden
Bei TVG-Fassaden stören oft Doppelbrecherscheinungen im Glas. Die topview-Technologie von arcon reduziert den Effekt fast komplett und sorgt für klare Sicht aus jedem Blickwinkel.
Größer, gewagter, eindrucksvoller – besonders in der Industrie sind moderne Glasfassaden überall vertreten. Sie stehen für einen eleganten und hochwertigen Firmenauftritt. Doch bei thermisch vorgespannten Gläsern (TVG) treten je nach Betrachtungswinkel und Lichteinfall häufig optisch störende Doppelbrecherscheinungen auf, sogenannte Anisotropien. Nicht nur für Kunden und Hersteller von Gläsern, auch für den ausführenden Metall- oder Fassadenbauer ist es schlecht, wenn diese deutlichen Farbveränderungen im Glas zu sehen sind. Der physikalische Effekt gilt als charakteristisch für ESG und TVG und ist kein Reklamationsgrund. Allerdings ist es für Handwerker wichtig, Bauherren und Kunden zufriedenzustellen und sich vielleicht aufgrund der guten Zusammenarbeit auch den nächsten Auftrag zu sichern. Das bestätigt ebenfalls Albert Schweitzer von der arcon Flachglas-Veredlung GmbH & Co. KG, Feuchtwangen: „Die Anisotropien stellen gemäß der aktuellen technischen Richtlinien keinen Beanstandungsgrund dar, aber es bleibt eben in vielen Fällen ein unzufriedener Investor zurück“. Um das zu verhindern, hat arcon in einer fünfjährigen Entwicklungszeit ein Verfahren auf den Markt gebracht, das diese Farb- und Verlaufsveränderungen reduziert. „Wir wollten dem Problem auf den Grund gehen und eine Lösung anbieten, die keine sichtbaren Anisotropie-Effekte aufweist“, beschreibt der Glasexperte. „Das ist uns mit arcon topview gelungen.“ Die neuen Produkte arcon topview ESG und arcon topview TVG des Herstellers von Isoliergläsern werden mit einem speziellen, patentierten Verfahren produziert. Dank dieser technischen Neuerung sind die optischen Beeinträchtigungen so gering, dass sie vom menschlichen Auge nicht mehr als auffällig empfunden werden.
Ursache. Die störenden Verläufe im Glas entstehen während der Produktion. ESG oder TVG wird in einer Vorspannanlage auf rund 650 Grad Celsius erhitzt und anschließend mit Kaltluft abgeschreckt. Durch diesen Vorgang entstehen Spannungszonen, die zur Doppelbrechung des Lichts im Glas führen. Dieser physikalische Effekt wird als Anisotropie bezeichnet und erst in polarisiertem Licht sichtbar. Dieses ist z.B. auch in natürlichem Tageslicht enthalten. Die Folgen sind Irritationen, die das Auge als Polarisationsflecken, Bänder, Ringe, Streifen oder als Leopardenmuster wahrnimmt. Je dicker das Glas ist (ab zirka 6 mm), desto stärker fällt dieser Effekt auf. Noch ausgeprägter sind die störenden Verläufe bei modernen Sonnenschutzbeschichtungen. Hier entstehen aus dem grauen Muster farbige Irisationen.
Messlatte. Während der jahrelangen Versuchszeit hat das Unternehmen eine Technik entwickelt, um Anisotropie quantitativ messen zu können. „Wir bezeichnen das Kriterium als Isotropie-Wert“, berichtet Schweitzer. Allgemein gilt dabei, je größer der Isotropie-Wert ist, desto schlechter sieht der Betrachter die Anisotropie. „Das menschliche Auge kann Farbunterschiede nur bis zu einem gewissen Grad erkennen“, begründet der Fachmann. „Wird dieser Schwellwert unterschritten, kann dieser Unterschied nicht mehr aufgelöst werden.“ Viele thermisch vorgespannte Gläser auf dem Markt zeigen Isotropie-Werte von 55 bis 80%. Das neue arcon topview liegt bei über 95%. In den nächsten Schritten wurde das Verfahren für die Produktion von vorgespannten Gläsern weiterentwickelt und die Glasbeschichtung optimiert. „Danach konnten wir das Thema Fertigungstechnik angehen“, sagt Schweitzer, „und im letzten Schritt haben wir auch unsere Sonnenschutzbeschichtung sunbelt verbessert.“
Normen. „Wir sind der erste und nach unserem Wissen einzige Hersteller weltweit, der ein solches Produkt anbietet“, weiß der Experte. Da der physikalische Effekt aus internen Spannungsverteilungen resultiert, akzeptieren ihn die allgemein gültige Normen und Richtlinien bei wärmebehandelten Gläsern. In der DIN EN 12150-1:2000 für „Thermisch vorgespanntes Kalknatro-Einscheibensicherheitsglas“ ist Anisotropie als physikalische Eigenschaft aufgeführt und als Standard festgelegt. Für Bauherren und Metallbauer heißt das, Anisotropien sind charakteristisch für ESG und TVG, produktionsbedingt und daher kein rügefälliger Mängel.
Testobjekt. „Zuerst haben wir eine Vielzahl von Scheiben in einer Musterfassade getestet und von neutralen Personen begutachten lassen“, sagt Schweitzer. „Als wir uns nach dieser Phase sicher waren, die richtigen Grenzwerte festgelegt zu haben, bekamen wir die Chance arcon topview in einem Büroneubau einzubauen.“
Die Möglichkeit bot das neue Verwaltungsgebäude der Alubau Puhlmann GmbH & Co. KG, Rhede. Es wurde fast komplett mit arcon topview ausgestattet. „Lediglich bei einigen speziell festgelegten Stellen haben wir Scheiben in Standard-Qualität verbaut“, weiß Schweitzer. „So konnten wir unter realen Bedingungen und einer Vielzahl von Beleuchtungssituationen nochmal mit Langzeit-Messungen und Fotodokumentation nachweisen, dass unser Konzept funktioniert.“ Erst dann wurde das Produkt auf dem Markt präsentiert. „Mittlerweile haben wir an diesem Gebäude weitere statistische Untersuchungen mit Testpersonen durchgeführt“, berichtet der Fachmann von den bisherigen Erfahrungen. „Ohne Ausnahme zeigte sich hierbei, dass arcon topview keine sichtbaren Anisotropien aufweist.“
Das Unternehmen ist inzwischen auch bereit, größere Projekte zu realisieren. „Unser Produktionsstandort in Feuchtwangen ist dafür ausgelegt – wir sind zusätzlich aber noch auf der Suche nach interessierten Vertriebs- und Produktionspartnern, z.B. Hersteller von Isoliergläsern.“
Info + Kontakte
arcon Flachglas-Veredlung GmbH & Co. KG
Industriestraße 10
91555 Feuchtwangen
Tel. +49 (0)9852/6700-0
Fax +49 (0)9852/6700-99
www.arcon-glas.de