ÖsterreichSpezial

Anton Resch von der AMFT

„Gelder erreichen die Betriebe zu spät!“

Die Arbeitsgemeinschaft der Hersteller von Metall-Fenster/Türen/Tore/Fassaden (AMFT) vertritt derzeit 55 Mitgliedsfirmen — in erster Linie Metallbauunternehmen. Anton Resch führt die Geschäfte des Branchenverbandes von Wien aus, Schaden der Covid-19-Krise beklagt er vor allem im Bereich Privatkunden.

metallbau: Welche Hilfsmaßnahmen hat die AMFT für die Branche ergriffen?

Anton Resch: Sowohl hygienetechnische als auch wirtschaftliche Maßnahmen sind laufend in Veränderung, sodass wir damit beschäftigt sind, die Betriebe mit aktuellen Informationen auf dem Laufenden zu halten. Damit wir uns ein konkretes Bild von den Problemen machen können, haben wir im 14-tägigen Rhythmus zwei Umfragen durchgeführt.

metallbau: Was haben die Umfragen gezeigt?

Resch:  Zu Beginn der Krise hatten die Betriebe Probleme mit den plötzlichen Schließungen der Baustellen und Ländergrenzen. Einige große Bauunternehmen hatten aus Haftungsgründen große Baustellen für ein bis zwei Wochen stillgelegt; Fachkräfte aus den benachbarten Ländern konnten nicht mehr einreisen, das geforderte Gesundheitszeugnis war für viele ausländische Mitarbeiter nicht so schnell zu organisieren. Eklatant behindernd war der Mangel an Schutzausrüstung.

metallbau: Und inzwischen hat sich das Baustellenmanagement wieder normalisiert?

Resch: Sowohl Auftraggeber als auch die ausführenden Firmen sind von ihren Maximalforderungen abgerückt. Auch mit Hilfe unserer rechtlichen Unterstützung gelang es den Metallbauunternehmern Konflikte aufzulösen und konstruktiv zu kooperieren. Haben nach dem ersten Schock einige Auftraggeber mit Vertragsstrafen oder sogar Vertragsentzug gedroht, wurde nach Abklärung des rechtlichen Rahmens auch wieder verhandelt und im Sinne der Fertigstellung gemeinsam agiert. Wenn diese neue Art der Kooperation über die Corona-Krise hinaus beibehalten werden könnte, dann hätte die Branche für die Zukunft etwas hinzugewonnen.

metallbau: Gibt es Marktsegmente der Metallbaubranche, die es schwerer getroffen hat?

Resch: Der private Bereich ist in der ersten Zeit besonders stark eingebrochen, es mochte keiner mehr einen Handwerker ins Haus lassen. Betriebe mit Fokus Privatkunden mussten massive Auftragseinbußen hinnehmen. Auf den öffentlichen Baustellen wurde nach dem ersten Schock, der sich über ein, zwei Wochen hingezogen hat, wieder gearbeitet.

metallbau: Wie funktionieren in Österreich die Lieferketten?

Resch: Wir haben Informationen, dass es bei Material aus Italien generell Lieferschwierigkeiten gibt, nicht nur bei Stahl. Insgesamt kann aber jegliches Vormaterial beschafft werden, für manche Produkte hat sich die Lieferzeit verlängert. Die Branche insgesamt wurde entschleunigt. Wichtig ist, dass es bislang zu keinen signifikanten Preissteigerungen beim Materialeinkauf kam.

metallbau: In Deutschland ist die Kurzarbeit eine große Hilfe. Wie ist das in Österreich, nutzen die Metallbauer das Angebot?

Resch: Österreich hat ein attraktives Modell für Kurzarbeit, allerdings ist es fraglich, ob die Zuschüsse die Betriebe rechtzeitig erreichen. Teils haben die Betriebe Anfang Mai noch auf das Kurzarbeitergeld vom März gewartet, eine schnellere unbürokratische Abwicklung wäre hilfreich, damit die Betriebe nicht in eine eigentlich vermeidbare Insolvenz schlittern. In Österreich wird Kurzarbeit zunächst für drei Monate beantragt; eine Verlängerung um weitere drei Monate ist möglich. Bis Anfang Mai wurden dafür 90.000 Anträge gestellt und über eine Million Arbeitsplätze darüber abgesichert. Auch Metallbauunternehmen greifen durchwegs darauf zurück. Eine Tendenz, welche Abteilungen es besonders trifft, ist aus unseren Umfragen nicht herauszulesen. Der Bereich der Montage ist wohl stärker betroffen.

metallbau: Wie sind Sie mit den staatlichen Hilfspaketen zufrieden?

Resch: Leider ist es nicht so einfach, von den Banken Kredite zu erhalten, auch über diese Maßnahmen kommt das Geld nicht rasch bei den Betrieben an. Hier blockiert ebenfalls zu viel Bürokratie und Haftungsfragen.

metallbau: Wie schaut es mit dem Auftragsbestand aus, wird Ihnen von rückläufigen Eingängen berichtet?

Resch:  Die Auftragsbestände werden sich sicher reduzieren, einige Projekte werden sich verzögern. Viele Betriebe sind in ihrer Liquidität gebeutelt.

metallbau: Könnte sich nicht der vor der Krise beklagte Fachkräftemangel mit den Auftragseinbußen ausgleichen?

Resch: Das glaube ich nicht, aber es ist ja noch nicht klar, wie lange die Folgen der Covid-19-Krise wirken.

metallbau: Können Sie denn in der Krise Chancen sehen?

Resch: Zuerst einmal ist Corona ein Desaster! Für die Digitalisierung gab es sicher Fortschritte, ebenso, was die Flexibilität betrifft, die Betriebe an den Tag legen, um die Krise zu managen und das Tagesgeschäft am Laufen zu halten. Andererseits ist die Metallbaubranche auch schon bisher sehr flexibel gewesen, sonst wäre ihr der Schwenk nicht so rasch gelungen. Einen echten Benefit hätten die Betriebe erreicht, wenn diese krisenbedingte neue Weise der Kooperation zwischen Auftraggeber und ausführenden Betrieben erhalten bliebe — wenngleich diese positive Erfahrung eher erst einmal eine Zwangsbeglückung war.

metallbau: Inzwischen hat die Regierung ja viele Lockerungen umgesetzt, was schränkt die Branche weiter ein?

Resch:  Der Branche fehlt die Planbarkeit! Das Tagesgeschäft ist nach wie vor von den hygienetechnischen Maßnahmen eingeschränkt. Die Betriebe arbeiten noch in einem Wechselbetrieb, mit aufgeteilt anwesenden Belegschaften, weil sie eine Betriebsschließung wegen Infektion vermeiden wollen. Mehraufwand ergibt sich auch für die Fahrten von und zur Baustelle und für die Kommunikation mit den Mitarbeitern im Homeoffice. Wie lange diese Maßnahmen noch nötig sind, lässt sich nicht abschätzen, wir sind aber auf einem guten Weg.           

www.amft.at

Der Österreichische Metallbautag findet wegen der Maßnahmen zur Bekämpfung von Covid-19 am 16. April 2021 statt.

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