Deutlicher Anstieg der Nachfrage
Bei der Edelstahl-Glas-Treppe von Saage wurden gebogene Scheiben eingesetzt, der Treppenbauer hat Flintermann in Salzbergen damit beauftragt. Wir haben beim Betriebsleiter Reinhard Gruber nachgefragt, worauf es bei der Kooperation zwischen Metallbauer und Glasbiegerei ankommt.
metallbau: Wie hat sich die Nachfrage nach gebogenen Treppengeländern in den vergangenen Jahren entwickelt?
Reinhard Gruber: Die Anfragen haben sich in den letzten Jahren verzehnfacht. Jeden Tag erhalten wir etliche Anfragen aus aller Welt. Insbesondere nach den Zulassungen, die wir für gebogenes Verbundsicherheitsglas im Jahr 2013 gemacht hatten, und der bis heute ersten und einzigen Zulassung für gebogenes Einscheibensicherheitsglas (ESG , ESG / VSG und ESG H gebogen). Diese Zulassungen haben für Bauherren viele Wege geebnet, aufwändige Zustimmungen im Einzelfall (ZiE) sind überflüssig. Zudem können wir seit vergangenem Jahr für gebogene Gläser das Format 3210 x 6000 mm anbieten, das können nur die führenden europäischen Anbieter.
metallbau: Welche Absprachen zwischen Metallbauer und Glasveredler sind nötig, damit sich hinterher das Glas millimetergenau z.B. in die Edelstahlwangen einpassen lässt?
Gruber: In erster Linie die genaue technische Klärung — so früh es geht. Was im Angebotszeitraum besprochen werden kann, ist Gold wert. Was ist wie, wann, wo technisch notwendig und machbar, welche Glasaufbauten sind erforderlich, und welche Abmessungen sind in welchen Radien zu realisieren.
metallbau: Mit welchen handwerklichen Arbeiten haben die Glasbieger zu tun?
Gruber: Man muss das Glas verstehen und es mehr oder weniger fühlen können. Gute Handwerkskunst mit modernster Technologie vom Zuschnitt bis zur verpackten Scheibe — das ist unser Motto.
metallbau: Worauf müssen Verarbeiter/Metallbauer beim Transport und der Montage der gebogenen Gläser achten?
Gruber: Wir verpacken die Gläser in geprüften Holzverschlägen. Sofern es machbar ist, sollten die Gläser in der Verpackung auch zur Baustelle geliefert werden. Die Montagen sind einfach zu beschreiben, fach- und leistungsgerecht und gemäß aller gültigen Normen und Verarbeitungsrichtlinien, dann kann nichts passieren. Die Verglasung sollte nicht unter Druck vorgenommen werden.
metallbau: Welcher Unterschied ist preislich zwischen einem Quadratmeter planem und gebogenem ESG-Glas?
Gruber: Das hängt davon ab, welche Geometrien gewünscht werden und welche Stückzahlen. Bei größeren Stückzahlen ist der Bereich x 3 sicher eine relevante Größe, je nachdem wie das plane Glas bewertet wird.
metallbau: Gerade bei ESG haben Glasbieger mit Anisotropien Probleme, wie ist das bei Ihnen?
Gruber: In diesem Bereich sind wir seit Jahren sehr aktiv und in einer Gruppe mit verschiedenen Glasverarbeitern wie z.B. Bischoff Glas Technik in Bretten erarbeiten wir Richtlinien. Durch unseren modernen Maschinenpark und mit einigen eigens entwickelten Systemen sind wir in der Lage auf Kundenwünsche einzugehen. Ich würde sagen, dass wir in diesem Themenbereich zu den Marktführern gehören, auch weil wir uns bereits seit mehr als einem Jahrzehnt mit diesem Thema beschäftigen.
metallbau: Was sind bei Glasgeländern die häufigsten Fehlerquellen in der Kooperation Metallbauer und Glasveredler?
Gruber: Ungenaues Aufmaß ist die größte Gefahrenquelle. Man sollte die geeignete Technik nutzen, um digital aufzumessen, dann sind zu 99 % die Fehlerquellen behoben. Wer die Informationen umsetzt, die wir zur Verfügung stellen, dem passieren sicher weniger Fehler. Zudem bieten wir speziell für gebogene Gläser Schulungen an, wenn gewünscht auch beim Kunden vor Ort.