„Exakte Verträge vermeiden Ärger“

Im Gespräch mit Geschäftsführer Dr. Albert Payrhuber

Mit einer Beratungsstelle für Personal hebt sich der Landesverband Metall Rheinland-Pfalz ab. Da Dr. Albert Payrhuber zugleich eine Rechtsanwaltskanzlei betreibt, ist der Verband in diesem Bereich sehr stark und hat drei Anwälte im Einsatz. Wir haben mit dem Geschäftsführer über seine Arbeit gesprochen.

metallbau: Wofür steht die Metallbaubranche in Rheinland-Pfalz?

Dr. Albert Payrhuber: Der Metallbau ist eine ausgesprochen vielfältige und diversifizierte Branche, was sowohl die Betriebsgröße als auch die Leistungen betrifft. Bedingt durch die technische Entwicklung werden unsere Betriebe immer mehr zu Hightech-Betrieben. Der Metallbau steht in Rheinland-Pfalz für langfristig gute Beschäftigungsmöglichkeiten und Chancen der Selbständigkeit.

metallbau: In welchen Leistungen unterscheidet sich der Fachverband von anderen Landesverbänden? Unterhält der Verband besondere Kooperationen?

Dr. Payrhuber: Ich möchte hervorheben, dass wir im Vergleich zu den weiteren Verbänden im Metallhandwerk, was die Größe angeht, lediglich von den Verbänden aus Bayern, Baden-Württemberg, NRW und NDS-Bremen übertroffen werden. Wir haben eine vergleichbare Mitgliederzahl wie der Verband Hessen. Auch haben wir als einziger Verband in den letzten Jahren Mitgliederzuwächse zu verzeichnen. Unsere Aktivitäten sind eher aufgrund der Beitragsstruktur begrenzt als aufgrund der Größe. Dennoch können wir insbesondere mit Unterstützung des Bundesverbandes Metall ein umfassendes Betreuungsangebot bieten. Die Rechtsberatung wird von meiner Kanzlei wahrgenommen, für diese Aufgaben stehen drei Anwälte zur Verfügung. Darüber hinaus haben wir eine betriebswirtschaftliche Beratungsstelle. U.a. kooperieren wir in diesem Bereich mit dem Fachverband Metall aus Thüringen, für den unser Verband im Gegenzug die Rechtsberatung übernommen hat. Für den technischen Zweig haben wir einen technischen Berater, der zurzeit im Rahmen der Zertifizierungen nach DIN EN 1090 unterwegs ist. Auch haben wir die Bemühungen des Bundesverbandes, die technischen Beratungsstellen auszubauen, unterstützt, indem wir uns nachdrücklich für die Zurverfügungstellung der finanziellen Mittel eingesetzt haben, was zu einer erheblichen Beitragserhöhung geführt hat. Ferner – und das ist bundesweit einzigartig – steht unseren Betrieben eine Personalberatungsstelle zur Verfügung. Die Grundberatung ist für unsere Mitglieder kostenfrei. Erfahrungsgemäß benötigen darüber hinaus nur wenige Betriebe weitere Beratung. Sollte es doch der Fall sein, haben wir Rahmenverträge für weitergehende Beratungsleistungen geschlossen, die unseren Mitgliedern Vorteile bei einer über die Grundberatung hinausgehenden Inanspruchnahme sichern.

metallbau: Was sind aktuell die Themen, die dem Landesverband unter den Nägeln brennen?

Dr. Payrhuber: Aktuell ist in erster Linie das Thema DIN EN 1090, dessen Bedeutung zunehmend erkannt wird. Betriebswirtschaftlich ist die Frage der Marktpreise eine große Herausforderung, da die Margen aufgrund der zunehmenden Wettbewerbsintensität und einer unzureichenden Zahlungsmoral immer kleiner werden. Andererseits können die Betriebe Kalkulation und Controlling nicht in der Intensität betreiben, wie sie es sich wünschen würden. Handwerkspolitisch dreht sich die Diskussion um den Meisterbrief, der von der EU unverständlicherweise immer infrage gestellt wird. Man muss sich dabei fragen, welches wettbewerbspolitische Leitbild die EU hat, und man muss feststellen, dass dieses unsere bestehenden Strukturen zerstört. Von zentraler Bedeutung ist ferner die Gewinnung von jungen Menschen für das Metallhandwerk. Leider muss man feststellen, dass immer weniger Schulabgänger eine Ausbildung und insbesondere eine Ausbildung im Handwerk anstreben. Die Imagekampagne des Gesamthandwerks setzt hier an, kann aber allenfalls langfristig wirken. Um mehr Nachwuchs für unser Gewerk zu begeistern, haben wir in den zurückliegenden Jahren die Ausbildungsvergütung überproportional erhöht.

metallbau: Welchen Rat haben Sie hinsichtlich der miserablen Zahlungsmoral von Auftraggebern parat?

Dr. Payrhuber: Wir werden verstärkt das Augenmerk auf eine effektive Vertragsgestaltung richten müssen – in rechtlicher als auch betriebswirtschaftlicher Hinsicht. Aufgrund der bereits beschriebenen Intensivierung der Wettbewerbssituation wird es wichtig, dass exakt kalkuliert und insbesondere, dass die Verträge auf problematische Vereinbarungen vorab untersucht werden. Die Erfahrung der letzten Jahre zeigt, dass Streitigkeiten um Zahlungen fast immer durch schlechte Verträge ausgelöst werden. Die kontinuierliche Fortbildung unserer Betriebe ist deshalb A und O und zwar in allen Arbeitsfeldern des Metallbaus. Die Mittel für Angebote seitens des Verbandes stehen im Haushaltsplan zur Verfügung. Mitgliederzuwächse in den letzten Jahren versetzen uns in die Lage, die angestrebten Ziele im Wesentlichen zu erreichen.

metallbau: Worauf sollten die Betriebe in Rheinland-Pfalz besser Acht geben?

Dr. Payrhuber: Unsere Betriebe müssen verstärkt darauf achten, ihre Attraktivität als Arbeitgeber – die objektiv vorhanden ist — zu vermitteln. Gelingt es nicht, qualifizierte Mitarbeiter zu gewinnen, wird dies zu Wachstums- und Umsatzeinbußen führen, das vorhandene Potenzial wird dann nicht ausgeschöpft werden können. In diesem Zusammenhang gilt es, die Mitarbeiter zu motivieren und entstandene Konflikte zu lösen — hierfür kann unsere Personalberatungsstelle gute Dienste leisten.

Der Bereich Fortbildung wird gerade angesichts der schwierigen Situation, qualifizierte Mitarbeiter zu finden, mit Sicherheit erheblich an Bedeutung gewinnen.

metallbau: Wie ist die Konjunktur für den konstruktiven Metallbau in den vergangenen drei Jahren in Ihrem Bundesland verlaufen?

Dr. Payrhuber: Die uns vorliegenden Daten zeigen, dass sich die Konjunktur in unserer Region, bedingt durch die gesamtwirtschaftlich positive Entwicklung, sukzessive verbessert hat und die Betriebe in der Regel zufriedenstellend ausgelastet sind. Die Reichweite des Auftragsbestandes hat zugenommen. Problematisch ist allerdings die Preissituation, teils gibt es regional erhebliche Unterschiede. Aufgrund der volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen rechnen wir damit, dass sich diese positive Entwicklung fortsetzen wird.

metallbau: Welches Ihrer Angebote wird denn am häufigsten nachgefragt?

Dr. Payrhuber: Am häufigsten nachgefragt wird die Rechtsberatung vor allem für Arbeitsrecht, Werkvertragsrecht inklusive VOB und Fragen zur SOKA-Bau sowie zum Tarifrecht. In diesem Zusammenhang konnten wir eine grundsätzlich sich verändernde Einstellung der Betriebe zum Tarifvertrag feststellen. War früher die Tarifbindung ein Grund, sich nicht in Innung und Landesinnungsverband zu organisieren, so können wir nunmehr konstatieren, dass das Vorhandensein eines Tarifvertrags tendenziell eher ein Argument für den Arbeitgeberverband ist. Man schätzt offensichtlich angesichts der schwieriger werdenden Fachkräftesituation den Rahmen und die Sicherheit eines Flächentarifvertrages.

metallbau: Wie weit ist die Zertifizierung nach EN 1090 bei den Betrieben in Rheinland-Pfalz gediehen?

Dr. Payrhuber: Die Zertifizierung ist zurzeit einer der Arbeitsschwerpunkte. Allerdings haben wir keinen Überblick, wie weit diese insgesamt gediehen ist, da neben dem Angebot des Fachverbandes auch Zertifizierungen von anderen Institutionen durchgeführt werden. Insgesamt aber haben wir den Eindruck, dass das Thema in seiner gesamten Problematik noch nicht überall richtig wahrgenommen wird und man nach dem Grundsatz handelt, „dass nichts so heiß, gegessen wird, wie es gekocht wird“. Für Betriebe die bisher noch nichts unternommen haben, wird es wohl kaum möglich sein, eine Zertifizierung bis zum Stichtag zu erreichen.⇥

Info & Kontakte

Fachverband Metall Rheinland-Pfalz

Mainzer Straße 2

55411 Bingen

Tel. 06721 98724-0

www.fvm-rhl.de

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